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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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befanden, die noch nicht aus der Erinnerung der Lebenden verschwunden sind:
wird diesen Stoßseufzer zu würdigen wissen.

Während Wilhelm dann bemüht ist, die englischen Verhältnisse zu ord¬
nen, alle die aufgeregten verschiedenartigen Leidenschaften zu beruhigen, die
tausende entgegengesetzter Interessen zu vereinigen, ist die Aufgabe Waldeck's
nicht minder schwierig. Er hat die Niederlande militärisch zu decken, die
Wilhelm einem französischen Einfall gegenüber schutzlos gelassen hatte. Der
Kern der Truppen war in England, die Zeughäuser waren zur Ausrüstung
der Expedition geleert, die Finanzen auf's Aeußerste erschöpft, da namentlich
auch die Herstellung der Flotte nach jenem unglücklichen Sturme gewaltige
Summen verschlungen hatte. So fehlte es überall und die verwickelte Ma¬
schinerie der niederländischen Regierung, vor Allem auch der Tod des Raths-
pensionarius, der die oranische Politik so kräftig unterstützte, machte die Er¬
füllung der Forderungen, die Waldeck stellen mußte, un gemein schwierig.
Seine Briefe sind voll von Klagen, einmal bietet er sogar seine Entlassung
an. Und doch mangelte es nirgends an gutem Willen, sogar die Stadt
Amsterdam, sonst immer der oranischen Politik feindlich gesinnt, ist dies Mal
zu allen Opfern bereit und spendete auch dem Fürsten volle Anerkennung.
Während der Fürst aber mit der Organisation der Landstreitkräste vollauf zu
thun hatte, mußte er gleichzeitig die schwierigen Verhandlung mit dem Kur¬
fürsten von Brandenburg zum Abschlüsse bringen, die Bentinck Wilhelm Hein¬
rich in Berlin und in Minden begonnen hatte, hier wie in seinen militäri¬
schen Mahregeln nicht wenig durch den Umstand gehemmt, daß die General¬
staaten noch keine officielle Kriegserklärung an Frankreich erlassen hatten und
ihre Truppen zur Zeit nur als Hülfsvölker gebrauchen lassen wollten. Bei
allen diesen zum Theil sehr kleinlichen Sorgen aber läßt er nie das Ganze
der europäischen Politik aus den Augen, es entgeht ihm kein Umstand, der
irgendwie von Einfluß sein könnte. Die Pöbeltumulte, die in London gegen
die Katholiken vorgekommen waren, machen ihm lebhafte Sorge wegen der
Wirkung, die sie auf die katholischen Höfe ausüben könnten, zumal der fran¬
zösische Hof den günstigen Umstand sofort auszubeuten versuchte.

"I.es aävis an-rives nier soir ac I^onäre", schreibt er am 14/24. De¬
cember an den Prinzen, "an äexs,re ac La. Uf,^ Lrittuwiyue xour lo.
l^arec me tout esperer et ereinäre, esxerer uns subite resolution eontie
1u 1?rs.nee et un xuisWnt Leoours xour cette renndlioue avec une äiversion
ailleurs, ins.iL 1". crainte gue les proeeäeL violents contre les tüatnoliHueZ
pieeure (!) une paix entre le vaxe et l'Linxsreur avec ig. Kranes me äonve
ac 1'iinzuietuäe, et ü servit a svuIiMter <zue vostre ^le: xut eserire a.
Ngäriä, Vienne et Ur. 1'LIeeteur ac Laviere et s'expliyuer sur ce Susel
ach xroeeäeö contre los L-Moligues, et ac ses intentions xvur le bien ac


befanden, die noch nicht aus der Erinnerung der Lebenden verschwunden sind:
wird diesen Stoßseufzer zu würdigen wissen.

Während Wilhelm dann bemüht ist, die englischen Verhältnisse zu ord¬
nen, alle die aufgeregten verschiedenartigen Leidenschaften zu beruhigen, die
tausende entgegengesetzter Interessen zu vereinigen, ist die Aufgabe Waldeck's
nicht minder schwierig. Er hat die Niederlande militärisch zu decken, die
Wilhelm einem französischen Einfall gegenüber schutzlos gelassen hatte. Der
Kern der Truppen war in England, die Zeughäuser waren zur Ausrüstung
der Expedition geleert, die Finanzen auf's Aeußerste erschöpft, da namentlich
auch die Herstellung der Flotte nach jenem unglücklichen Sturme gewaltige
Summen verschlungen hatte. So fehlte es überall und die verwickelte Ma¬
schinerie der niederländischen Regierung, vor Allem auch der Tod des Raths-
pensionarius, der die oranische Politik so kräftig unterstützte, machte die Er¬
füllung der Forderungen, die Waldeck stellen mußte, un gemein schwierig.
Seine Briefe sind voll von Klagen, einmal bietet er sogar seine Entlassung
an. Und doch mangelte es nirgends an gutem Willen, sogar die Stadt
Amsterdam, sonst immer der oranischen Politik feindlich gesinnt, ist dies Mal
zu allen Opfern bereit und spendete auch dem Fürsten volle Anerkennung.
Während der Fürst aber mit der Organisation der Landstreitkräste vollauf zu
thun hatte, mußte er gleichzeitig die schwierigen Verhandlung mit dem Kur¬
fürsten von Brandenburg zum Abschlüsse bringen, die Bentinck Wilhelm Hein¬
rich in Berlin und in Minden begonnen hatte, hier wie in seinen militäri¬
schen Mahregeln nicht wenig durch den Umstand gehemmt, daß die General¬
staaten noch keine officielle Kriegserklärung an Frankreich erlassen hatten und
ihre Truppen zur Zeit nur als Hülfsvölker gebrauchen lassen wollten. Bei
allen diesen zum Theil sehr kleinlichen Sorgen aber läßt er nie das Ganze
der europäischen Politik aus den Augen, es entgeht ihm kein Umstand, der
irgendwie von Einfluß sein könnte. Die Pöbeltumulte, die in London gegen
die Katholiken vorgekommen waren, machen ihm lebhafte Sorge wegen der
Wirkung, die sie auf die katholischen Höfe ausüben könnten, zumal der fran¬
zösische Hof den günstigen Umstand sofort auszubeuten versuchte.

„I.es aävis an-rives nier soir ac I^onäre", schreibt er am 14/24. De¬
cember an den Prinzen, „an äexs,re ac La. Uf,^ Lrittuwiyue xour lo.
l^arec me tout esperer et ereinäre, esxerer uns subite resolution eontie
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ailleurs, ins.iL 1». crainte gue les proeeäeL violents contre les tüatnoliHueZ
pieeure (!) une paix entre le vaxe et l'Linxsreur avec ig. Kranes me äonve
ac 1'iinzuietuäe, et ü servit a svuIiMter <zue vostre ^le: xut eserire a.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/495>, abgerufen am 24.07.2024.