Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochs aus dem Publieum begrüßt, später auf dem Opernhausplatze, wie die
übrigen Branchen, ebenfalls vor dem Kaiser. Bei der überaus sinnigen, von
künstlerischem Geiste getragenen Ausschmückung der via, tiiumplmlis war der
Feldpost der gebührende Ehrenplatz neben den sonstigen aus den Kreisen der
friedlichen Arbeit auf den Kriegsschauplatz gestellten Organisationen einge¬
räumt. Vier trefflich decorirte Flaggenstangen, gekrönt mit dem Adler, tru¬
gen die Embleme der Feldpost, die klassisch gewordenen Feldpostbriefe und
Feldpostpackete, sowie das Posthorn geschmackvoll mit Lorbeer umwunden.
Auf den Postamenten der Flaggenstangen befanden sich folgende, die Wirk¬
samkeit der Feldpost in ebenso gemüthvoller, als humoristischer Weise schil¬
dernde Inschriften: ' ,

1.


Vom Felde nach Haus,
Vom Heerde -- hinaus,
Durch Feuer und Fluth,
Durch Schlösser und Nester,
Mit rastloser Hand,
Wöbet Ihr fester
Das Heimathsband.

2.


Jeder, den Heerd im Herzen,
Ging das Heer, und Jeder, das Heer im Herzen,
Harrte die Heimath.

3.


Der ganze Tobak ist zu End',
Keine einzige Cigarre brennt,
Hurrah! Da kommt der Postillon --
Hat ihm schon!

4.


Ein Posthorn in der Ferne,
Das hört das Ohr so gerne
Im Sommermorgen früh,
Ein Feldpostbrief, vicrpfündig,
Der spricht zum Auge bündig
Und ist auch Poesie.

Wem greifen sie nicht ins Herz, diese einfachen Worte; sie schildern tref¬
fend die sehnsüchtige Erwartung der vielen Tausende draußen im Todesge¬
wühl, der Millionen in der Heimath, sie erzählen, mit welcher unablässiger
Sorge, rastloser Arbeit und nie zu ermüdender echt deutscher Gutherzigkeit
die Feldpost jene großartige Ausgabe erfüllt hat, welche ihr im Kriege zufiel:
den geistigen Zusammenhang zwischen Heer und Volk zu erhalten; sie war
das geistige Verpflegungsamt des Soldaten, die echte Freundin der Nation.
Und sie ist auch Poesie! Mag sie drum der verdiente Lorbeer schmücken!




Hochs aus dem Publieum begrüßt, später auf dem Opernhausplatze, wie die
übrigen Branchen, ebenfalls vor dem Kaiser. Bei der überaus sinnigen, von
künstlerischem Geiste getragenen Ausschmückung der via, tiiumplmlis war der
Feldpost der gebührende Ehrenplatz neben den sonstigen aus den Kreisen der
friedlichen Arbeit auf den Kriegsschauplatz gestellten Organisationen einge¬
räumt. Vier trefflich decorirte Flaggenstangen, gekrönt mit dem Adler, tru¬
gen die Embleme der Feldpost, die klassisch gewordenen Feldpostbriefe und
Feldpostpackete, sowie das Posthorn geschmackvoll mit Lorbeer umwunden.
Auf den Postamenten der Flaggenstangen befanden sich folgende, die Wirk¬
samkeit der Feldpost in ebenso gemüthvoller, als humoristischer Weise schil¬
dernde Inschriften: ' ,

1.


Vom Felde nach Haus,
Vom Heerde — hinaus,
Durch Feuer und Fluth,
Durch Schlösser und Nester,
Mit rastloser Hand,
Wöbet Ihr fester
Das Heimathsband.

2.


Jeder, den Heerd im Herzen,
Ging das Heer, und Jeder, das Heer im Herzen,
Harrte die Heimath.

3.


Der ganze Tobak ist zu End',
Keine einzige Cigarre brennt,
Hurrah! Da kommt der Postillon —
Hat ihm schon!

4.


Ein Posthorn in der Ferne,
Das hört das Ohr so gerne
Im Sommermorgen früh,
Ein Feldpostbrief, vicrpfündig,
Der spricht zum Auge bündig
Und ist auch Poesie.

Wem greifen sie nicht ins Herz, diese einfachen Worte; sie schildern tref¬
fend die sehnsüchtige Erwartung der vielen Tausende draußen im Todesge¬
wühl, der Millionen in der Heimath, sie erzählen, mit welcher unablässiger
Sorge, rastloser Arbeit und nie zu ermüdender echt deutscher Gutherzigkeit
die Feldpost jene großartige Ausgabe erfüllt hat, welche ihr im Kriege zufiel:
den geistigen Zusammenhang zwischen Heer und Volk zu erhalten; sie war
das geistige Verpflegungsamt des Soldaten, die echte Freundin der Nation.
Und sie ist auch Poesie! Mag sie drum der verdiente Lorbeer schmücken!




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0045" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126361"/>
          <p xml:id="ID_88" prev="#ID_87"> Hochs aus dem Publieum begrüßt, später auf dem Opernhausplatze, wie die<lb/>
übrigen Branchen, ebenfalls vor dem Kaiser. Bei der überaus sinnigen, von<lb/>
künstlerischem Geiste getragenen Ausschmückung der via, tiiumplmlis war der<lb/>
Feldpost der gebührende Ehrenplatz neben den sonstigen aus den Kreisen der<lb/>
friedlichen Arbeit auf den Kriegsschauplatz gestellten Organisationen einge¬<lb/>
räumt. Vier trefflich decorirte Flaggenstangen, gekrönt mit dem Adler, tru¬<lb/>
gen die Embleme der Feldpost, die klassisch gewordenen Feldpostbriefe und<lb/>
Feldpostpackete, sowie das Posthorn geschmackvoll mit Lorbeer umwunden.<lb/>
Auf den Postamenten der Flaggenstangen befanden sich folgende, die Wirk¬<lb/>
samkeit der Feldpost in ebenso gemüthvoller, als humoristischer Weise schil¬<lb/>
dernde Inschriften: ' ,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_89"> 1. </p><lb/>
          <quote> Vom Felde nach Haus,<lb/>
Vom Heerde &#x2014; hinaus,<lb/>
Durch Feuer und Fluth,<lb/>
Durch Schlösser und Nester,<lb/>
Mit rastloser Hand,<lb/>
Wöbet Ihr fester<lb/>
Das Heimathsband.</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_90"> 2. </p><lb/>
          <quote> Jeder, den Heerd im Herzen,<lb/>
Ging das Heer, und Jeder, das Heer im Herzen,<lb/>
Harrte die Heimath.</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_91"> 3.</p><lb/>
          <quote> Der ganze Tobak ist zu End',<lb/>
Keine einzige Cigarre brennt,<lb/>
Hurrah! Da kommt der Postillon &#x2014;<lb/>
Hat ihm schon!</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_92"> 4. </p><lb/>
          <quote> Ein Posthorn in der Ferne,<lb/>
Das hört das Ohr so gerne<lb/>
Im Sommermorgen früh,<lb/>
Ein Feldpostbrief, vicrpfündig,<lb/>
Der spricht zum Auge bündig<lb/>
Und ist auch Poesie.</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_93"> Wem greifen sie nicht ins Herz, diese einfachen Worte; sie schildern tref¬<lb/>
fend die sehnsüchtige Erwartung der vielen Tausende draußen im Todesge¬<lb/>
wühl, der Millionen in der Heimath, sie erzählen, mit welcher unablässiger<lb/>
Sorge, rastloser Arbeit und nie zu ermüdender echt deutscher Gutherzigkeit<lb/>
die Feldpost jene großartige Ausgabe erfüllt hat, welche ihr im Kriege zufiel:<lb/>
den geistigen Zusammenhang zwischen Heer und Volk zu erhalten; sie war<lb/>
das geistige Verpflegungsamt des Soldaten, die echte Freundin der Nation.<lb/>
Und sie ist auch Poesie! Mag sie drum der verdiente Lorbeer schmücken!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0045] Hochs aus dem Publieum begrüßt, später auf dem Opernhausplatze, wie die übrigen Branchen, ebenfalls vor dem Kaiser. Bei der überaus sinnigen, von künstlerischem Geiste getragenen Ausschmückung der via, tiiumplmlis war der Feldpost der gebührende Ehrenplatz neben den sonstigen aus den Kreisen der friedlichen Arbeit auf den Kriegsschauplatz gestellten Organisationen einge¬ räumt. Vier trefflich decorirte Flaggenstangen, gekrönt mit dem Adler, tru¬ gen die Embleme der Feldpost, die klassisch gewordenen Feldpostbriefe und Feldpostpackete, sowie das Posthorn geschmackvoll mit Lorbeer umwunden. Auf den Postamenten der Flaggenstangen befanden sich folgende, die Wirk¬ samkeit der Feldpost in ebenso gemüthvoller, als humoristischer Weise schil¬ dernde Inschriften: ' , 1. Vom Felde nach Haus, Vom Heerde — hinaus, Durch Feuer und Fluth, Durch Schlösser und Nester, Mit rastloser Hand, Wöbet Ihr fester Das Heimathsband. 2. Jeder, den Heerd im Herzen, Ging das Heer, und Jeder, das Heer im Herzen, Harrte die Heimath. 3. Der ganze Tobak ist zu End', Keine einzige Cigarre brennt, Hurrah! Da kommt der Postillon — Hat ihm schon! 4. Ein Posthorn in der Ferne, Das hört das Ohr so gerne Im Sommermorgen früh, Ein Feldpostbrief, vicrpfündig, Der spricht zum Auge bündig Und ist auch Poesie. Wem greifen sie nicht ins Herz, diese einfachen Worte; sie schildern tref¬ fend die sehnsüchtige Erwartung der vielen Tausende draußen im Todesge¬ wühl, der Millionen in der Heimath, sie erzählen, mit welcher unablässiger Sorge, rastloser Arbeit und nie zu ermüdender echt deutscher Gutherzigkeit die Feldpost jene großartige Ausgabe erfüllt hat, welche ihr im Kriege zufiel: den geistigen Zusammenhang zwischen Heer und Volk zu erhalten; sie war das geistige Verpflegungsamt des Soldaten, die echte Freundin der Nation. Und sie ist auch Poesie! Mag sie drum der verdiente Lorbeer schmücken!

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/45
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/45>, abgerufen am 24.07.2024.