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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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von der F. B. (d. i. Friedr. Buchholz) unterzeichneten Biographie desselben
auf, welche Posselts Europäische Annalen (1807. Bd. 3. S. 2S1 ff.) ent¬
halten. Mit Recht hebt Cölln (Jntelligenzbl. zu den N. Feuerbr. Bd. 1.
Ur. 2 ff.), der zugleich eine ähnliche Abhängigkeit der Schilderung Heinrich
vonBülows in der "Gallerie" von der in den "Lichtstrahlen" andeutet, diesen
Umstand hervor. Der "Gallerie" eigenthümlich ist jedoch die Behauptung,
gegen welche Massenbach in einer Erklärung sich verwahrt, daß derselbe die
Einheit in den Bewegungen der preußischen Heere gestört habe, indem er
durch Hohenlohe zugleich den Herzog von Braunschweig zu beherrschen ver¬
suchte, und ebenso wenig findet sich in den "Annalen" der zur Vertheidigung
Massenbachs gegen den Verdacht der Bestechung vorgebrachte Satz, daß auch
ohne Hülfe des Goldes eine preußische Armee von einer französischen noth¬
wendigerweise immer besiegt werden müsse.

In dem Artikel über Buch holz erfahren wir einiges über den Inhalt
der politischen Gespräche, welche der Verfasser der "Gallerie" mit ihm ge¬
führt hat.

Zur Geschichte des Buchs theile ich zwei Stellen aus ungedruckten Brie¬
fen des Verlegers Sander an Böttiger vom 2. und 3. Febr. 1808 mit: "In
Betreff des Vers, von der Gallerie Pr. Charakt. könnten Sie Sich doch wohl
irren. Daß der Verf. Ideen von Buchholz, auch dessen Terminologie gebraucht
und mit Massenbachs Kalbe gepflügt hat, ist augenscheinlich. Der Letztere
aber hat nicht unmittelbar mitgewirkt, sondern der Schlaukopf von Verf. muß
ihm durch einen Dritten allerlei haben ablauern lassen. Ich habe Ihnen,
denk' ich, schon geschrieben, daß ich selbst den Verf. nicht bestimmt weiß und
daß ich nur auf ein gewisses Mitglied des corps diplomati^us rathe. Uebri-
gens habe ich von einem Mediatör in der Sache die schriftliche Versicherung,
daß der Berfasser zu seiner Zeit und vielleicht bald sich zu seiner Arbeit be¬
kennen werde." "Die Gallerie hat hier einen ungeheuren Lärm verursacht.
Ich habe in aller Geschwindigkeit hier in Berlin an 300 Exemplare gegen
baare Bezahlung abgesetzt; aber nun hat die alte Prinzessin Ferdinand zu
bewirken gewußt, daß der Verkauf einstweilen inhibirt worden ist. Einstwei¬
len; denn ich war so gescheidt gewesen, unserm Premier-Minister Stein und
dem König selbst (dem letzteren durch die dritte Hand) ein Exemplar zu
schicken, und weiß schon so gut, wie gewiß, daß die alte Dame mit einer
langen Nase abziehen wird. Ich kann noch produciren, was ich unterdrückt
habe und von diesen Artikeln betrifft einer die alte Dame selbst und ihre
geheime Geschichte".

Ein höheres Interesse, als der Schrift an sich zukäme, erhält dieselbe
durch die Person ihres Verfassers. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß
der Autor niemand anders ist als Friedrich Buch holz, der anspruchsvolle


von der F. B. (d. i. Friedr. Buchholz) unterzeichneten Biographie desselben
auf, welche Posselts Europäische Annalen (1807. Bd. 3. S. 2S1 ff.) ent¬
halten. Mit Recht hebt Cölln (Jntelligenzbl. zu den N. Feuerbr. Bd. 1.
Ur. 2 ff.), der zugleich eine ähnliche Abhängigkeit der Schilderung Heinrich
vonBülows in der „Gallerie" von der in den „Lichtstrahlen" andeutet, diesen
Umstand hervor. Der „Gallerie" eigenthümlich ist jedoch die Behauptung,
gegen welche Massenbach in einer Erklärung sich verwahrt, daß derselbe die
Einheit in den Bewegungen der preußischen Heere gestört habe, indem er
durch Hohenlohe zugleich den Herzog von Braunschweig zu beherrschen ver¬
suchte, und ebenso wenig findet sich in den „Annalen" der zur Vertheidigung
Massenbachs gegen den Verdacht der Bestechung vorgebrachte Satz, daß auch
ohne Hülfe des Goldes eine preußische Armee von einer französischen noth¬
wendigerweise immer besiegt werden müsse.

In dem Artikel über Buch holz erfahren wir einiges über den Inhalt
der politischen Gespräche, welche der Verfasser der „Gallerie" mit ihm ge¬
führt hat.

Zur Geschichte des Buchs theile ich zwei Stellen aus ungedruckten Brie¬
fen des Verlegers Sander an Böttiger vom 2. und 3. Febr. 1808 mit: „In
Betreff des Vers, von der Gallerie Pr. Charakt. könnten Sie Sich doch wohl
irren. Daß der Verf. Ideen von Buchholz, auch dessen Terminologie gebraucht
und mit Massenbachs Kalbe gepflügt hat, ist augenscheinlich. Der Letztere
aber hat nicht unmittelbar mitgewirkt, sondern der Schlaukopf von Verf. muß
ihm durch einen Dritten allerlei haben ablauern lassen. Ich habe Ihnen,
denk' ich, schon geschrieben, daß ich selbst den Verf. nicht bestimmt weiß und
daß ich nur auf ein gewisses Mitglied des corps diplomati^us rathe. Uebri-
gens habe ich von einem Mediatör in der Sache die schriftliche Versicherung,
daß der Berfasser zu seiner Zeit und vielleicht bald sich zu seiner Arbeit be¬
kennen werde." „Die Gallerie hat hier einen ungeheuren Lärm verursacht.
Ich habe in aller Geschwindigkeit hier in Berlin an 300 Exemplare gegen
baare Bezahlung abgesetzt; aber nun hat die alte Prinzessin Ferdinand zu
bewirken gewußt, daß der Verkauf einstweilen inhibirt worden ist. Einstwei¬
len; denn ich war so gescheidt gewesen, unserm Premier-Minister Stein und
dem König selbst (dem letzteren durch die dritte Hand) ein Exemplar zu
schicken, und weiß schon so gut, wie gewiß, daß die alte Dame mit einer
langen Nase abziehen wird. Ich kann noch produciren, was ich unterdrückt
habe und von diesen Artikeln betrifft einer die alte Dame selbst und ihre
geheime Geschichte".

Ein höheres Interesse, als der Schrift an sich zukäme, erhält dieselbe
durch die Person ihres Verfassers. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß
der Autor niemand anders ist als Friedrich Buch holz, der anspruchsvolle


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[0427] von der F. B. (d. i. Friedr. Buchholz) unterzeichneten Biographie desselben auf, welche Posselts Europäische Annalen (1807. Bd. 3. S. 2S1 ff.) ent¬ halten. Mit Recht hebt Cölln (Jntelligenzbl. zu den N. Feuerbr. Bd. 1. Ur. 2 ff.), der zugleich eine ähnliche Abhängigkeit der Schilderung Heinrich vonBülows in der „Gallerie" von der in den „Lichtstrahlen" andeutet, diesen Umstand hervor. Der „Gallerie" eigenthümlich ist jedoch die Behauptung, gegen welche Massenbach in einer Erklärung sich verwahrt, daß derselbe die Einheit in den Bewegungen der preußischen Heere gestört habe, indem er durch Hohenlohe zugleich den Herzog von Braunschweig zu beherrschen ver¬ suchte, und ebenso wenig findet sich in den „Annalen" der zur Vertheidigung Massenbachs gegen den Verdacht der Bestechung vorgebrachte Satz, daß auch ohne Hülfe des Goldes eine preußische Armee von einer französischen noth¬ wendigerweise immer besiegt werden müsse. In dem Artikel über Buch holz erfahren wir einiges über den Inhalt der politischen Gespräche, welche der Verfasser der „Gallerie" mit ihm ge¬ führt hat. Zur Geschichte des Buchs theile ich zwei Stellen aus ungedruckten Brie¬ fen des Verlegers Sander an Böttiger vom 2. und 3. Febr. 1808 mit: „In Betreff des Vers, von der Gallerie Pr. Charakt. könnten Sie Sich doch wohl irren. Daß der Verf. Ideen von Buchholz, auch dessen Terminologie gebraucht und mit Massenbachs Kalbe gepflügt hat, ist augenscheinlich. Der Letztere aber hat nicht unmittelbar mitgewirkt, sondern der Schlaukopf von Verf. muß ihm durch einen Dritten allerlei haben ablauern lassen. Ich habe Ihnen, denk' ich, schon geschrieben, daß ich selbst den Verf. nicht bestimmt weiß und daß ich nur auf ein gewisses Mitglied des corps diplomati^us rathe. Uebri- gens habe ich von einem Mediatör in der Sache die schriftliche Versicherung, daß der Berfasser zu seiner Zeit und vielleicht bald sich zu seiner Arbeit be¬ kennen werde." „Die Gallerie hat hier einen ungeheuren Lärm verursacht. Ich habe in aller Geschwindigkeit hier in Berlin an 300 Exemplare gegen baare Bezahlung abgesetzt; aber nun hat die alte Prinzessin Ferdinand zu bewirken gewußt, daß der Verkauf einstweilen inhibirt worden ist. Einstwei¬ len; denn ich war so gescheidt gewesen, unserm Premier-Minister Stein und dem König selbst (dem letzteren durch die dritte Hand) ein Exemplar zu schicken, und weiß schon so gut, wie gewiß, daß die alte Dame mit einer langen Nase abziehen wird. Ich kann noch produciren, was ich unterdrückt habe und von diesen Artikeln betrifft einer die alte Dame selbst und ihre geheime Geschichte". Ein höheres Interesse, als der Schrift an sich zukäme, erhält dieselbe durch die Person ihres Verfassers. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß der Autor niemand anders ist als Friedrich Buch holz, der anspruchsvolle

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/427>, abgerufen am 24.07.2024.