Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.Reichs unter Strafandrohung den Befehl, da es vor allen Unterthanen diesen Schon vor der Schlacht bei Jena hatten sich nord- und süddeutsche Grenzboten II. 1871. 44
Reichs unter Strafandrohung den Befehl, da es vor allen Unterthanen diesen Schon vor der Schlacht bei Jena hatten sich nord- und süddeutsche Grenzboten II. 1871. 44
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Reichs unter Strafandrohung den Befehl, da es vor allen Unterthanen diesen
zieme, Sr. Königs. Majestät ihre Devotion selbst persönlich zu bezeigen, all¬
jährlich wenigstens drei Monate in der Residenzstadt ihren Aufenthalt zu
nehmen. Und noch im October 1813 erhielt der Landvozt von Jasmund,
als er in einem Schreiben an den König feine Freude über den ihm gewor¬
denen Auftrag, mit dem General Fresnel wegen Zutrittes zu den Alliirten zu
verhandeln, geäußert hatte, zur Antwort: Se. K. Maj. fordere von Ihren Die¬
nern nur Interesse für ihren König und sein Reich und jedes allgemeine Interesse
enthalte eine strafbare Einmischung in die Absichten des Gouvernements (s. Hagen
in Raumers histor. Taschenb. N. F. Bd. 7. S. 616 fig. Anmerk.). Der Herzog
August von Gotha, der sich bemühte den großherzoglichen Titel zu erlangen
(s. Friedrich von Müller, Erinnerungen. Braunschw. 1851. S. 177), „führte
einen höchst lebhaften Briefwechsel nach Paris, bisweilen mit höchst unbedeu¬
tenden Leuten und über höchst unbedeutende Gegenstände, an Mr. Michalon
über Perücken, an Mr.Kreusler über Kleider; Alles mit einem Aufwands von Witz
und Wendungen, der der Würde eines deutschen Fürsten wenig angemessen war"
(Fr. Jacobs, Personalien S. 76). Solchen Fürsten stand gegenüber nur
Karl August von Weimar, der gegen den klaren Willen Napoleons
eine persönliche Begegnung mit ihm fortdauernd vermied und den Muth
hatte, seine preußischen Waffengefährten, die nachmaligen Generale von Müff-
ling und von Ende in seine Dienste zu nehmen, und der damalige Kron¬
prinz von Bai ern, der zur Zeit der deutschen Schande ein Denkmal
deutschen Ruhmes in der Walhalla begründete.
Schon vor der Schlacht bei Jena hatten sich nord- und süddeutsche
Journalisten darüber gestritten, wo „Kopf und Herz Deutschlands" zu suchen
sei, ob im Norden oder im Süden. Im Tübinger Morgenblatt (1807, Ur.
231) erschien ein Bericht über Berlin, der mit den Worten anfängt: „Was
muß Berlin für eine herrliche Stadt sein! dachte ich, als ich durch das Cau-
dinische Joch fuhr, das die Grenze zwischen Sachsen und Preußen bezeichnet."
In München gab es eine Partei, in deren Geschichte auch das Verbrechen
eine Stelle hat. Ich erinnere an den Mordanfall auf Friedrich Thiersch (28.
Febr. 1811). Eh. von Arelim, der Verfasser der berüchtigten Schrift: „die
Plane Napoleons und seiner Gegner in Teutschland und Oestreich," das
Haupt jener bajuwarischen Partei, die den celtischen Ursprung des bairischen
Volkes zu beweisen sich bemühte, äußerte (Litteratur der Staatsgesch. von
Baiern. Heft 1. München, 1810, S. 12, Anm.): „Die Norddeutschen (mit
wenigen Ausnahmen) verachten und hassen die Süddeutschen, glauben sich
weit vor ihnen voraus und werden nie den herzlichen, unbefangenen Sinn
derselben zu fassen oder zu schätzen wissen. Wenn es ihnen gelingt (wovor
Gott sei), unsre üppige Lebensfülle mit ihrer nördlichen Kälte und Steifheit
Grenzboten II. 1871. 44
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