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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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von 169 Thlr. 23 gr.*) Neben vollständigen Exemplaren wurden auch ein¬
zelne Stücke wiederholt abgeschrieben, wenn es sich um gelegentliche Mitthei¬
lung derselben an auswärtige Interessenten handelte. Auch die Zeit der Ent¬
stehung der einzelnen Stücke ist nur zum Theil und annäherungsweise zu
ermitteln; denn der Versuch, aus den Quittungen der Abschreiber jene fest¬
zustellen, scheiterte an dem Umstände, daß diese nicht sofort nach Vollendung
der Abschriften, sondern gelegentlich, mitunter sehr spät die Zahlung für ihre
Arbeit beanspruchten. Nur so viel steht fest, daß das Journal in der ersten
Hälfte des Jahres 1783 mit dem 49. Stück abgeschlossen war, während Co-
pieen von dem ganzen Journal und einzelner Stücke desselben noch 1784 ge¬
fertigt worden sind. So begreift man, wie die Herzogin Amalia 1782 den
8. Oct. an Merck schreiben konnte: Wie groß ist nicht unsere Papiercon-
sumtion und Papiertransfiguration! Nehmen Sie nur einmal Wieland's
Merkur, das Tiefurter Journal, die Zeichenakademie und Bertuch's Blumenfabrik!

Dem Avertissement vom 16, August folgte sofort die erste Nummer, an
der am 16. August bereits gearbeitet wurde. ^) Auch die zweite Nummer
erschien zur festgesetzten Zeit. Von spätern kennen wir den Termin des Er¬
scheinens kaum; doch läßt sich aus Correspondenzen wenigstens annähernd die
Zeit der Abfassung für einzelne Producte bestimmen. -- Für die Anfänge
des Journals muß man an einen engbegrenzten Kreis der Mitarbeiter den¬
ken ; denn die Herzogin Amalia schreibt an Goethe's Mutter am 23. Nov. 1781
ausdrücklich, daß die Beiträge von Goethe, Wieland, Herder, v. Knebel, v.
Seckendorf und v. Einstedel herstammten. Doch hatte sie bereits sich im Sep¬
tember mit Merck in Verbindung gesetzt, um dessen Mitarbeiterschaft zu
sichern, denn dieser schreibt in schmeichelhaftem und halbironischem Tone
schon am 16. September: In der großen Dürre und Trockenheit, woran jezo
die deutsche Literatur so gut wie die andere Feldökonomie laborirt, bin ich
durch den Anblick des naissante Grüns dieser neu aufblühenden Gesellschaft
der Wissenschaft zu einem der glücklichsten Beobachter gemacht worden. Es
wird dadurch der große Satz der Moral und Politik bestätigt, daß dasjenige,
was man nicht sieht, immer mehr werth ist, als das, was man sieht. Ich,
der ich nicht das Unsichtbare, besonders was meine Regalia betrifft, liebe,
frage an, ob ich, da an Hoffnung zum Mitglied ernannt zu werden, gemacht
worden, auch darauf z" en könne, daß ich mich öffentlich in Schriften so
nennen darf und wie endlich das Wappen der Gesellschaft mit meinem





Nach Rechnungen der Herzogin.
Das Stichlingsche Exemplar hat ganz allein die Notiz am Ende des Stücks: Man
unterzeichnet sich für dieses Journal bei P. N. Eisenhut, Gärtner zu Ticfurt. -- Hirzel's
Exemplar hat diese auch.
Mittheilung von v. Loepcr.

von 169 Thlr. 23 gr.*) Neben vollständigen Exemplaren wurden auch ein¬
zelne Stücke wiederholt abgeschrieben, wenn es sich um gelegentliche Mitthei¬
lung derselben an auswärtige Interessenten handelte. Auch die Zeit der Ent¬
stehung der einzelnen Stücke ist nur zum Theil und annäherungsweise zu
ermitteln; denn der Versuch, aus den Quittungen der Abschreiber jene fest¬
zustellen, scheiterte an dem Umstände, daß diese nicht sofort nach Vollendung
der Abschriften, sondern gelegentlich, mitunter sehr spät die Zahlung für ihre
Arbeit beanspruchten. Nur so viel steht fest, daß das Journal in der ersten
Hälfte des Jahres 1783 mit dem 49. Stück abgeschlossen war, während Co-
pieen von dem ganzen Journal und einzelner Stücke desselben noch 1784 ge¬
fertigt worden sind. So begreift man, wie die Herzogin Amalia 1782 den
8. Oct. an Merck schreiben konnte: Wie groß ist nicht unsere Papiercon-
sumtion und Papiertransfiguration! Nehmen Sie nur einmal Wieland's
Merkur, das Tiefurter Journal, die Zeichenakademie und Bertuch's Blumenfabrik!

Dem Avertissement vom 16, August folgte sofort die erste Nummer, an
der am 16. August bereits gearbeitet wurde. ^) Auch die zweite Nummer
erschien zur festgesetzten Zeit. Von spätern kennen wir den Termin des Er¬
scheinens kaum; doch läßt sich aus Correspondenzen wenigstens annähernd die
Zeit der Abfassung für einzelne Producte bestimmen. — Für die Anfänge
des Journals muß man an einen engbegrenzten Kreis der Mitarbeiter den¬
ken ; denn die Herzogin Amalia schreibt an Goethe's Mutter am 23. Nov. 1781
ausdrücklich, daß die Beiträge von Goethe, Wieland, Herder, v. Knebel, v.
Seckendorf und v. Einstedel herstammten. Doch hatte sie bereits sich im Sep¬
tember mit Merck in Verbindung gesetzt, um dessen Mitarbeiterschaft zu
sichern, denn dieser schreibt in schmeichelhaftem und halbironischem Tone
schon am 16. September: In der großen Dürre und Trockenheit, woran jezo
die deutsche Literatur so gut wie die andere Feldökonomie laborirt, bin ich
durch den Anblick des naissante Grüns dieser neu aufblühenden Gesellschaft
der Wissenschaft zu einem der glücklichsten Beobachter gemacht worden. Es
wird dadurch der große Satz der Moral und Politik bestätigt, daß dasjenige,
was man nicht sieht, immer mehr werth ist, als das, was man sieht. Ich,
der ich nicht das Unsichtbare, besonders was meine Regalia betrifft, liebe,
frage an, ob ich, da an Hoffnung zum Mitglied ernannt zu werden, gemacht
worden, auch darauf z« en könne, daß ich mich öffentlich in Schriften so
nennen darf und wie endlich das Wappen der Gesellschaft mit meinem





Nach Rechnungen der Herzogin.
Das Stichlingsche Exemplar hat ganz allein die Notiz am Ende des Stücks: Man
unterzeichnet sich für dieses Journal bei P. N. Eisenhut, Gärtner zu Ticfurt. — Hirzel's
Exemplar hat diese auch.
Mittheilung von v. Loepcr.
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[0293] von 169 Thlr. 23 gr.*) Neben vollständigen Exemplaren wurden auch ein¬ zelne Stücke wiederholt abgeschrieben, wenn es sich um gelegentliche Mitthei¬ lung derselben an auswärtige Interessenten handelte. Auch die Zeit der Ent¬ stehung der einzelnen Stücke ist nur zum Theil und annäherungsweise zu ermitteln; denn der Versuch, aus den Quittungen der Abschreiber jene fest¬ zustellen, scheiterte an dem Umstände, daß diese nicht sofort nach Vollendung der Abschriften, sondern gelegentlich, mitunter sehr spät die Zahlung für ihre Arbeit beanspruchten. Nur so viel steht fest, daß das Journal in der ersten Hälfte des Jahres 1783 mit dem 49. Stück abgeschlossen war, während Co- pieen von dem ganzen Journal und einzelner Stücke desselben noch 1784 ge¬ fertigt worden sind. So begreift man, wie die Herzogin Amalia 1782 den 8. Oct. an Merck schreiben konnte: Wie groß ist nicht unsere Papiercon- sumtion und Papiertransfiguration! Nehmen Sie nur einmal Wieland's Merkur, das Tiefurter Journal, die Zeichenakademie und Bertuch's Blumenfabrik! Dem Avertissement vom 16, August folgte sofort die erste Nummer, an der am 16. August bereits gearbeitet wurde. ^) Auch die zweite Nummer erschien zur festgesetzten Zeit. Von spätern kennen wir den Termin des Er¬ scheinens kaum; doch läßt sich aus Correspondenzen wenigstens annähernd die Zeit der Abfassung für einzelne Producte bestimmen. — Für die Anfänge des Journals muß man an einen engbegrenzten Kreis der Mitarbeiter den¬ ken ; denn die Herzogin Amalia schreibt an Goethe's Mutter am 23. Nov. 1781 ausdrücklich, daß die Beiträge von Goethe, Wieland, Herder, v. Knebel, v. Seckendorf und v. Einstedel herstammten. Doch hatte sie bereits sich im Sep¬ tember mit Merck in Verbindung gesetzt, um dessen Mitarbeiterschaft zu sichern, denn dieser schreibt in schmeichelhaftem und halbironischem Tone schon am 16. September: In der großen Dürre und Trockenheit, woran jezo die deutsche Literatur so gut wie die andere Feldökonomie laborirt, bin ich durch den Anblick des naissante Grüns dieser neu aufblühenden Gesellschaft der Wissenschaft zu einem der glücklichsten Beobachter gemacht worden. Es wird dadurch der große Satz der Moral und Politik bestätigt, daß dasjenige, was man nicht sieht, immer mehr werth ist, als das, was man sieht. Ich, der ich nicht das Unsichtbare, besonders was meine Regalia betrifft, liebe, frage an, ob ich, da an Hoffnung zum Mitglied ernannt zu werden, gemacht worden, auch darauf z« en könne, daß ich mich öffentlich in Schriften so nennen darf und wie endlich das Wappen der Gesellschaft mit meinem Nach Rechnungen der Herzogin. Das Stichlingsche Exemplar hat ganz allein die Notiz am Ende des Stücks: Man unterzeichnet sich für dieses Journal bei P. N. Eisenhut, Gärtner zu Ticfurt. — Hirzel's Exemplar hat diese auch. Mittheilung von v. Loepcr.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/293>, abgerufen am 25.07.2024.