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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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Merkwürdiger Weise hat sich bei der Vergleichung dieser Exemplare
herausgestellt, daß keines derselben vollständig ist und daß allen
Exemplaren die Stücke XVII und XI.I fehlen. Auch die Hirzelsche Abschrift,
welche erst durch die Benützung der in Weimar befindlichen Journale ergänzt
ist, leidet daher an demselben Mangel. Der entstandene Defect gehört
also wohl einer nicht mehr zu bestimmenden und zwar sehr frühen Zeit an.

Um das gegenseitige Verhältniß der verschiedenen Exemplare*) festzustellen,
haben wir in der Uebersicht des Inhaltes das Vorhandensein der einzelnen
Stücke durch 1, das Fehlen durch 0 bezeichnet. Eine solche Uebersicht liegt
im Interesse der weitern Forschung und soll für die, welche sich nicht im Be¬
sitze eines Journales befinden, zur Orientirung dienen. Die Bemerkungen
werden genügen, um alle Zweifel über die dermaligen Verhältnisse des Jour¬
nals zu beseitigen.

Alle diese abschriftlichen Exemplare sind nun nicht geeignet, den Verfassern
der einzelnen Producte auf die Spur zu kommen. Denn wenn auch an ein¬
zelnen Stellen sich Notizen (L. 1) über jene finden, so erheben sie doch nicht
über alle Zweifel und die Notate sind wenigstens mit großer Vorsicht zu be¬
nutzen. Aus der Vergleichung resultirt also für die Forschung nichts; es be¬
dürfte eines ganz andern Stützpunktes für dieselbe, ehe wir unsere Ziele
verfolgen konnten.

Die Ordnung des literarischen Nachlasses der Herzogin Amalia brachte
die erwünschte Hülfe. Unter der bedeutenden Masse von Elaboraten und
Gedichten, die zu sichten und in eine bestimmte Ordnung zu bringen waren,
tauchten von Zeit zu Zeit Original-Handschriften von den zum Tiefurter
Kreis gehörigen Mitgliedern auf und besonders ließ der Inhalt dieser Pro¬
ducte erkennen, daß diese dem Journale angehören müßten. Durch die sorg¬
fältige Ausscheidung und Zusammenstellung dieser Piecen entstand, wenn auch
kein vollständiges, doch ein für die Wissenschaft höchst bedeutsames Exemplar
des Journals, mit dessen Hülfe wir viele Zweifel über die einzelnen Verfasser
beseitigen und Manches für die deutsche Literatur Wichtige aufstellen und be¬
gründen können. Die Inhaltsübersicht unter ^. 3 wird eine klare Vorstellung
über den Reichthum des Fundes ermöglichen.

An und für sich sind natürlich die Handschriften allein keine genügenden
Beweisstücke für die Autorschaft des Einen oder des Andern. Die Herzogin
Amalia überkam allerdings sehr viel Originale direct von den betreffenden
Verfassern, aber die thätige Gvechhausen, welche selbst Mitarbeiterin, nicht
bloß, wie man anzunehmen gewagt hat, ein passives Mitglied des Hofkreises



^ 1 ist ein gänzlich verbundenes Exemplar. Wo die Stücke desselben in unrich¬
tiger Folge sich finden, haben wir diese durch 0 bezeichnet. Die vermißten Stücke finden
sich zwar, aber an unrichtiger Stelle.

Merkwürdiger Weise hat sich bei der Vergleichung dieser Exemplare
herausgestellt, daß keines derselben vollständig ist und daß allen
Exemplaren die Stücke XVII und XI.I fehlen. Auch die Hirzelsche Abschrift,
welche erst durch die Benützung der in Weimar befindlichen Journale ergänzt
ist, leidet daher an demselben Mangel. Der entstandene Defect gehört
also wohl einer nicht mehr zu bestimmenden und zwar sehr frühen Zeit an.

Um das gegenseitige Verhältniß der verschiedenen Exemplare*) festzustellen,
haben wir in der Uebersicht des Inhaltes das Vorhandensein der einzelnen
Stücke durch 1, das Fehlen durch 0 bezeichnet. Eine solche Uebersicht liegt
im Interesse der weitern Forschung und soll für die, welche sich nicht im Be¬
sitze eines Journales befinden, zur Orientirung dienen. Die Bemerkungen
werden genügen, um alle Zweifel über die dermaligen Verhältnisse des Jour¬
nals zu beseitigen.

Alle diese abschriftlichen Exemplare sind nun nicht geeignet, den Verfassern
der einzelnen Producte auf die Spur zu kommen. Denn wenn auch an ein¬
zelnen Stellen sich Notizen (L. 1) über jene finden, so erheben sie doch nicht
über alle Zweifel und die Notate sind wenigstens mit großer Vorsicht zu be¬
nutzen. Aus der Vergleichung resultirt also für die Forschung nichts; es be¬
dürfte eines ganz andern Stützpunktes für dieselbe, ehe wir unsere Ziele
verfolgen konnten.

Die Ordnung des literarischen Nachlasses der Herzogin Amalia brachte
die erwünschte Hülfe. Unter der bedeutenden Masse von Elaboraten und
Gedichten, die zu sichten und in eine bestimmte Ordnung zu bringen waren,
tauchten von Zeit zu Zeit Original-Handschriften von den zum Tiefurter
Kreis gehörigen Mitgliedern auf und besonders ließ der Inhalt dieser Pro¬
ducte erkennen, daß diese dem Journale angehören müßten. Durch die sorg¬
fältige Ausscheidung und Zusammenstellung dieser Piecen entstand, wenn auch
kein vollständiges, doch ein für die Wissenschaft höchst bedeutsames Exemplar
des Journals, mit dessen Hülfe wir viele Zweifel über die einzelnen Verfasser
beseitigen und Manches für die deutsche Literatur Wichtige aufstellen und be¬
gründen können. Die Inhaltsübersicht unter ^. 3 wird eine klare Vorstellung
über den Reichthum des Fundes ermöglichen.

An und für sich sind natürlich die Handschriften allein keine genügenden
Beweisstücke für die Autorschaft des Einen oder des Andern. Die Herzogin
Amalia überkam allerdings sehr viel Originale direct von den betreffenden
Verfassern, aber die thätige Gvechhausen, welche selbst Mitarbeiterin, nicht
bloß, wie man anzunehmen gewagt hat, ein passives Mitglied des Hofkreises



^ 1 ist ein gänzlich verbundenes Exemplar. Wo die Stücke desselben in unrich¬
tiger Folge sich finden, haben wir diese durch 0 bezeichnet. Die vermißten Stücke finden
sich zwar, aber an unrichtiger Stelle.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/290>, abgerufen am 24.07.2024.