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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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lichten, um der hinter ihnen herjagenden ägyptischen Flotte zu entgehen, und
verdankten ihr Entkommen nur einem günstigen Winde.

Sie hatten die Richtung nach Cypern genommen und entweder schon
unterwegs oder nachdem sie, den Aufenthalt auf jener Insel für zu unsicher
haltend, wieder an Bord gegangen waren, begegnete ihnen Cato, der mit der
Flotte seinen flüchtigen Feldherrn aufsuchen wollte. Ihm folgten sie nach
Cyrene in Afrika, wo sie erfuhren, daß Cornelia's Vater, Metellus Scipio,
beim numidischen König Juba Aufnahme gefunden habe. Während nun
Cato von Cyrene aus zu Lande nach Numidien vorrückte, wird Cnejus Pom-
pejus, der sich ebenfalls bei Cato befand, mit seinem Bruder und seiner
Stiefmutter zu Schiffe nach der Küste des alten karthagischen Landes gekom¬
men sein. Des Sextus Name wird während des afrikanischen Kriegs, der
nun folgte, nicht genannt. So ist auch ungewiß, ob er der Entscheidungs¬
schlacht bei Thapsus beigewohnt hat. Cnejus wenigstens war gleich nach
den ersten Gefechten auf Cato's Aufforderung mit 30 Schiffen nach dem west¬
lichen Mauritanien abgegangen, hatte sich aber nach einem wegen Mangel
an Landungstruppen verunglückten Angriff auf eine Stadt an der jetzigen
maroccanischen Küste nach den Balkaren gewendet. Cornelia, die jedenfalls
bei ihrem Vater geblieben war, wurde nach dem unglücklichen Ende desselben
von Cäsar begnadigt, kehrte nach Rom zurück und erhielt auch die Asche
ihres Gemahls ausgeliefert, die sie auf dessen albanischer Villa bestattete.
Auch Pompeja mußte den Mord ihres Faustus mit ansehen und bekam mit
ihren zwei Kindern Amnestie. Sie wurde Cicero als Frau in Vorschlag ge¬
bracht, heirathete aber dann einen Cinna.

Sextus Pompe jus, der mit Varus und Labienus nach Spanien entflohen
zu sein scheint, nahm bei dem großen Kriegsdrama, das sich unter Leitung
seines Bruders nun abzuspielen begann, seiner Jugend gemäß eine ziemlich
untergeordnete Rolle ein. Als Cäsar mit seinem Heere die Halbinsel betrat,
war er Commandant der reichen Stadt Corduba. Der Zufall wollte, daß
dieselbe bald ein Hauptpunkt der Kriegsoperationen wurde. Um den Cnejus
von der Belagerung der Stadt Julia abzuziehen, bedrohte Cäsar Corduba
und veranlaßte dadurch Sextus, seinen Bruder um schleunige Hülfe zu bitten.
Dieser kam, aber der Krieg zog sich bald weiter südwärts. Sextus blieb in
Corduba, und erst als nach der blutigen Schlacht bei Munda, wo 23,000
Pompejaner das Schlachtfeld deckten, Cäsar sich der Stadt näherte, und ein
Straßenkampf zwischen den ihm ergebenen Legionen und den für Cäsar Par¬
tei nehmenden zu seinem Nachtheil ausschlug, räumte er die Stadt, entkam
und verbarg sich bei den Lacetanern, in den Bergschluchten des nördlichen
Cataloniens. Cnejus dagegen, der in der Schlacht zwei bedeutende Wunden
davongetragen hatte, floh nach Carteja (nicht weit von Gibraltar) und von


lichten, um der hinter ihnen herjagenden ägyptischen Flotte zu entgehen, und
verdankten ihr Entkommen nur einem günstigen Winde.

Sie hatten die Richtung nach Cypern genommen und entweder schon
unterwegs oder nachdem sie, den Aufenthalt auf jener Insel für zu unsicher
haltend, wieder an Bord gegangen waren, begegnete ihnen Cato, der mit der
Flotte seinen flüchtigen Feldherrn aufsuchen wollte. Ihm folgten sie nach
Cyrene in Afrika, wo sie erfuhren, daß Cornelia's Vater, Metellus Scipio,
beim numidischen König Juba Aufnahme gefunden habe. Während nun
Cato von Cyrene aus zu Lande nach Numidien vorrückte, wird Cnejus Pom-
pejus, der sich ebenfalls bei Cato befand, mit seinem Bruder und seiner
Stiefmutter zu Schiffe nach der Küste des alten karthagischen Landes gekom¬
men sein. Des Sextus Name wird während des afrikanischen Kriegs, der
nun folgte, nicht genannt. So ist auch ungewiß, ob er der Entscheidungs¬
schlacht bei Thapsus beigewohnt hat. Cnejus wenigstens war gleich nach
den ersten Gefechten auf Cato's Aufforderung mit 30 Schiffen nach dem west¬
lichen Mauritanien abgegangen, hatte sich aber nach einem wegen Mangel
an Landungstruppen verunglückten Angriff auf eine Stadt an der jetzigen
maroccanischen Küste nach den Balkaren gewendet. Cornelia, die jedenfalls
bei ihrem Vater geblieben war, wurde nach dem unglücklichen Ende desselben
von Cäsar begnadigt, kehrte nach Rom zurück und erhielt auch die Asche
ihres Gemahls ausgeliefert, die sie auf dessen albanischer Villa bestattete.
Auch Pompeja mußte den Mord ihres Faustus mit ansehen und bekam mit
ihren zwei Kindern Amnestie. Sie wurde Cicero als Frau in Vorschlag ge¬
bracht, heirathete aber dann einen Cinna.

Sextus Pompe jus, der mit Varus und Labienus nach Spanien entflohen
zu sein scheint, nahm bei dem großen Kriegsdrama, das sich unter Leitung
seines Bruders nun abzuspielen begann, seiner Jugend gemäß eine ziemlich
untergeordnete Rolle ein. Als Cäsar mit seinem Heere die Halbinsel betrat,
war er Commandant der reichen Stadt Corduba. Der Zufall wollte, daß
dieselbe bald ein Hauptpunkt der Kriegsoperationen wurde. Um den Cnejus
von der Belagerung der Stadt Julia abzuziehen, bedrohte Cäsar Corduba
und veranlaßte dadurch Sextus, seinen Bruder um schleunige Hülfe zu bitten.
Dieser kam, aber der Krieg zog sich bald weiter südwärts. Sextus blieb in
Corduba, und erst als nach der blutigen Schlacht bei Munda, wo 23,000
Pompejaner das Schlachtfeld deckten, Cäsar sich der Stadt näherte, und ein
Straßenkampf zwischen den ihm ergebenen Legionen und den für Cäsar Par¬
tei nehmenden zu seinem Nachtheil ausschlug, räumte er die Stadt, entkam
und verbarg sich bei den Lacetanern, in den Bergschluchten des nördlichen
Cataloniens. Cnejus dagegen, der in der Schlacht zwei bedeutende Wunden
davongetragen hatte, floh nach Carteja (nicht weit von Gibraltar) und von


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/12>, abgerufen am 24.07.2024.