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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

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Ich habe lediglich darauf hingewiesen, daß unberechenbar sei, wie tief
das Silber im Werthe fallen könne, daß dieß möglicher Weise bis zu 7"/g
reichen könne, und daß, so sehr es für unser Interesse zu bedauern wäre,
dadurch der Uebergang zum Goldthaler allerdings wahrscheinlich erleichtert
werden würde. Das wurde übrigens vor dem Kriege geschrieben. Jetzt fürchte
ich ein fo bedeutendes Sinken weniger, da Deutschland durch das hoffentlich von
Frankreich zu erwartende Gold in seiner Macht haben wird, selbst einen
gewissen Einfluß auf den Metallmarkt auszuüben und jetzt schwerlich wie vor
dem Kriege zu befürchten steht, daß Frankreich sofort zur Goldwährung über¬
gehen werde, unser Silber also theilweise dahin einen Abfluß haben wird (S.
zur deutsch. Münzfrage V. Heft II S. 3.) Zweitens schiebt er mir (S. XXVII)
gar den indirecten Ausspruch unter, daß die Wertherschütterungen, sollten sie
nicht von selbst eintreten, künstlich hervorgerufen und bis zu einer Entwer¬
thung des Silbers um volle 7°/<> gefördert werden müssen, damit wir desto
leichter zum Goldthaler übergehen könnten. Ich überlasse Herrn Dr. Weibe-
zahn, diese Art der Dialektik selbst nach Gebühr zu^ qualificiren. Ich habe
vor dem Kriege nur darauf hingewiesen, daß wir uns dem Gange des Metall¬
marktes in der Hauptsache unterwerfen müßten, daß wenn Silber beträchtlich
im Preise fallen sollte, wir den Preis unsrer neuen Goldstücke während des
Ueberganges heben müßten, weil sie sonst aus dem Lande strömen würden.
Dieß Letztere wiederhole ich noch jetzt, da ich Herrn Dr. Weibezahn bewiesen
zu haben glaube, daß seine Theorie von einem Ansammeln des Goldes und
einem plötzlichen Uebergange zu einem künstlich fixirten Curse nicht ausführbar
ist. Ich habe nirgends von einer absichtlichen Einwirkung auf das Fallen
des Silberpreises hin gesprochen, (was ja Aberwitz gewesen wäre), habe im
Gegentheile darauf hingewiesen, daß der Staat suchen müsse, sich nach
Kräften gegen die Entwerthung zu stemmen. Wozu also eine solche
absichtliche Sinnentstellung? -- Drittens scheint mir ein absichtliches Mi߬
verständniß vorzuliegen, wenn Hr. Dr, Weibezahn (S. XXI) mir den Vorschlag
unterlegt, "der Staat solle das Werth- oder Preismaß lediglich zur Erreichung
eines Nebenzweckes, nämlich des leichteren Ueberganges zum Goldthaler, in einer
bestimmten Richtung von Zeit zu Zeit verändern." Ich habe einzig und allein
von der Nothwendigkeit gesprochen, den Cassencurs der neuen Goldmünzen
(seien es Goldthaler oder Goldgulden) dann zu erhöhen, wenn Gefahr ein-
trete, daß das neugeprägte Gold in Folge der Entwerthung des Silbers, d. h.
Steigerung des Goldpreises im Auslande, wieder aus Deutschland fortströmen
könnte. Ich habe entschieden hervorgehoben, daß die Uebergangsgesetze ganz
unabhängig von der Wahl der Münzeinheit seien. -- Viertens ruft Herr Dr.
Weibezahn (S. XXV.) mit frommer Entrüstung aus: "Und wer wollte end¬
lich unternehmen, die Gerechtigkeit einer Münzreform zu vertheidigen, deren


Ich habe lediglich darauf hingewiesen, daß unberechenbar sei, wie tief
das Silber im Werthe fallen könne, daß dieß möglicher Weise bis zu 7"/g
reichen könne, und daß, so sehr es für unser Interesse zu bedauern wäre,
dadurch der Uebergang zum Goldthaler allerdings wahrscheinlich erleichtert
werden würde. Das wurde übrigens vor dem Kriege geschrieben. Jetzt fürchte
ich ein fo bedeutendes Sinken weniger, da Deutschland durch das hoffentlich von
Frankreich zu erwartende Gold in seiner Macht haben wird, selbst einen
gewissen Einfluß auf den Metallmarkt auszuüben und jetzt schwerlich wie vor
dem Kriege zu befürchten steht, daß Frankreich sofort zur Goldwährung über¬
gehen werde, unser Silber also theilweise dahin einen Abfluß haben wird (S.
zur deutsch. Münzfrage V. Heft II S. 3.) Zweitens schiebt er mir (S. XXVII)
gar den indirecten Ausspruch unter, daß die Wertherschütterungen, sollten sie
nicht von selbst eintreten, künstlich hervorgerufen und bis zu einer Entwer¬
thung des Silbers um volle 7°/<> gefördert werden müssen, damit wir desto
leichter zum Goldthaler übergehen könnten. Ich überlasse Herrn Dr. Weibe-
zahn, diese Art der Dialektik selbst nach Gebühr zu^ qualificiren. Ich habe
vor dem Kriege nur darauf hingewiesen, daß wir uns dem Gange des Metall¬
marktes in der Hauptsache unterwerfen müßten, daß wenn Silber beträchtlich
im Preise fallen sollte, wir den Preis unsrer neuen Goldstücke während des
Ueberganges heben müßten, weil sie sonst aus dem Lande strömen würden.
Dieß Letztere wiederhole ich noch jetzt, da ich Herrn Dr. Weibezahn bewiesen
zu haben glaube, daß seine Theorie von einem Ansammeln des Goldes und
einem plötzlichen Uebergange zu einem künstlich fixirten Curse nicht ausführbar
ist. Ich habe nirgends von einer absichtlichen Einwirkung auf das Fallen
des Silberpreises hin gesprochen, (was ja Aberwitz gewesen wäre), habe im
Gegentheile darauf hingewiesen, daß der Staat suchen müsse, sich nach
Kräften gegen die Entwerthung zu stemmen. Wozu also eine solche
absichtliche Sinnentstellung? — Drittens scheint mir ein absichtliches Mi߬
verständniß vorzuliegen, wenn Hr. Dr, Weibezahn (S. XXI) mir den Vorschlag
unterlegt, „der Staat solle das Werth- oder Preismaß lediglich zur Erreichung
eines Nebenzweckes, nämlich des leichteren Ueberganges zum Goldthaler, in einer
bestimmten Richtung von Zeit zu Zeit verändern." Ich habe einzig und allein
von der Nothwendigkeit gesprochen, den Cassencurs der neuen Goldmünzen
(seien es Goldthaler oder Goldgulden) dann zu erhöhen, wenn Gefahr ein-
trete, daß das neugeprägte Gold in Folge der Entwerthung des Silbers, d. h.
Steigerung des Goldpreises im Auslande, wieder aus Deutschland fortströmen
könnte. Ich habe entschieden hervorgehoben, daß die Uebergangsgesetze ganz
unabhängig von der Wahl der Münzeinheit seien. — Viertens ruft Herr Dr.
Weibezahn (S. XXV.) mit frommer Entrüstung aus: „Und wer wollte end¬
lich unternehmen, die Gerechtigkeit einer Münzreform zu vertheidigen, deren


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[0378] Ich habe lediglich darauf hingewiesen, daß unberechenbar sei, wie tief das Silber im Werthe fallen könne, daß dieß möglicher Weise bis zu 7"/g reichen könne, und daß, so sehr es für unser Interesse zu bedauern wäre, dadurch der Uebergang zum Goldthaler allerdings wahrscheinlich erleichtert werden würde. Das wurde übrigens vor dem Kriege geschrieben. Jetzt fürchte ich ein fo bedeutendes Sinken weniger, da Deutschland durch das hoffentlich von Frankreich zu erwartende Gold in seiner Macht haben wird, selbst einen gewissen Einfluß auf den Metallmarkt auszuüben und jetzt schwerlich wie vor dem Kriege zu befürchten steht, daß Frankreich sofort zur Goldwährung über¬ gehen werde, unser Silber also theilweise dahin einen Abfluß haben wird (S. zur deutsch. Münzfrage V. Heft II S. 3.) Zweitens schiebt er mir (S. XXVII) gar den indirecten Ausspruch unter, daß die Wertherschütterungen, sollten sie nicht von selbst eintreten, künstlich hervorgerufen und bis zu einer Entwer¬ thung des Silbers um volle 7°/<> gefördert werden müssen, damit wir desto leichter zum Goldthaler übergehen könnten. Ich überlasse Herrn Dr. Weibe- zahn, diese Art der Dialektik selbst nach Gebühr zu^ qualificiren. Ich habe vor dem Kriege nur darauf hingewiesen, daß wir uns dem Gange des Metall¬ marktes in der Hauptsache unterwerfen müßten, daß wenn Silber beträchtlich im Preise fallen sollte, wir den Preis unsrer neuen Goldstücke während des Ueberganges heben müßten, weil sie sonst aus dem Lande strömen würden. Dieß Letztere wiederhole ich noch jetzt, da ich Herrn Dr. Weibezahn bewiesen zu haben glaube, daß seine Theorie von einem Ansammeln des Goldes und einem plötzlichen Uebergange zu einem künstlich fixirten Curse nicht ausführbar ist. Ich habe nirgends von einer absichtlichen Einwirkung auf das Fallen des Silberpreises hin gesprochen, (was ja Aberwitz gewesen wäre), habe im Gegentheile darauf hingewiesen, daß der Staat suchen müsse, sich nach Kräften gegen die Entwerthung zu stemmen. Wozu also eine solche absichtliche Sinnentstellung? — Drittens scheint mir ein absichtliches Mi߬ verständniß vorzuliegen, wenn Hr. Dr, Weibezahn (S. XXI) mir den Vorschlag unterlegt, „der Staat solle das Werth- oder Preismaß lediglich zur Erreichung eines Nebenzweckes, nämlich des leichteren Ueberganges zum Goldthaler, in einer bestimmten Richtung von Zeit zu Zeit verändern." Ich habe einzig und allein von der Nothwendigkeit gesprochen, den Cassencurs der neuen Goldmünzen (seien es Goldthaler oder Goldgulden) dann zu erhöhen, wenn Gefahr ein- trete, daß das neugeprägte Gold in Folge der Entwerthung des Silbers, d. h. Steigerung des Goldpreises im Auslande, wieder aus Deutschland fortströmen könnte. Ich habe entschieden hervorgehoben, daß die Uebergangsgesetze ganz unabhängig von der Wahl der Münzeinheit seien. — Viertens ruft Herr Dr. Weibezahn (S. XXV.) mit frommer Entrüstung aus: „Und wer wollte end¬ lich unternehmen, die Gerechtigkeit einer Münzreform zu vertheidigen, deren

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/378>, abgerufen am 28.12.2024.