Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Brindisi zu befördernde Korrespondenz herbeizuführen, -- ein vortreffliches
Mittel, den Engländern die Vorzüge der neuen Route zu demonstriren. Die
Taxe über Deutschland ist um 30 Centimes billiger, als die Taxe über
Marseille. Mit Bezug hierauf sagt denn auch das Weltblatt Times in der
Ausgabe vom 3. Januar 1871 -- und sie pflegt der Dollmetscher der City-
Ansichten zu sein --: It ete public can ein8 rseeivö tlieir Isttres iron
Inäia, 24 Kours soonsr elf.n kormerl^ ana pÄ/ at elle s!"rie eins less xost^go,
elle^ will ng.tura1I^ inäisxosecli even at tus termination ok ddo war, to
approve anz^ otlisr routs klar etat at xi-chert öxczä upon (Zovöriimönt.
Wenn nun,auch der Dienst zuweilen noch durch die Störungen auf den Eisen¬
bahnen (Mangel an Material, Schneestürme am Brenner) leidet, so ist doch
nicht außer Acht zu lassen, daß derartige Irregularitäten auch bei Benutzung
der Mont-Cenis-Bahn -- falls sie betriebsfähig wäre -- nicht zu verhüten,
und bei den Terrainschwierigkeiten der letzteren (Paßhöhe des Mont-Cenis
2100 Meter, des Brenner nur 1450 Meter) vielleicht noch erheblicher
gewesen wären. Endlich aber ist der Weg durch Deutschland für den Reise¬
verkehr (1868 passirten über Suez gegen 35000 Reisende) wegen der größeren
Annehmlichkeiten der Fahrt durch die herrlichen Gauen des Rheins, die impo¬
santen Alpenregionen des Brenner und sodann durch die reizvollen Fluren
Italiens umsomehr vorzuziehen, als auch die Seefahrt von Brindisi nach
Alexandrien nur etwa 80 Stunden dauert, während die Route von Marseille
nach Alexandrien wegen der größeren Länge des Seeweges und der Schwierig¬
keit der Passage auf der stürmischeren Osthälfte des Mittelmeers 130, ja
140 Stunden in Anspruch nimmt.

Ob es gelingen wird, den Indischen Posttransit nunmehr dauernd für
Deutschland zu erhalten, läßt sich noch nicht übersehen. Wir hegen aber die
zuversichtliche Hoffnung, daß deutscher Energie und Beharrlichkeit gelingen
werde, auch auf diesem Gebiete das Phantom der xrepomlLlÄnee I6"illas
Frankreichs mit Erfolg zu verscheuchen, und dem jetzt in compacter Einheit
begründeten deutschen Reiche seine altberechtigte Stellung aus den Weltver¬
T. kehrsbahnen wieder zu gewinnen.




Was der so ganz unverhältnißmäßig fruchtlosen eben zu Ende gegangenen
Session des preußischen Landtags ein gewisses Interesse verleiht, ist der Um¬
stand, daß für einen großen Theil der Wahlen zum deutschen Reichstag die


Grenzboten l. 1871. 54

Brindisi zu befördernde Korrespondenz herbeizuführen, — ein vortreffliches
Mittel, den Engländern die Vorzüge der neuen Route zu demonstriren. Die
Taxe über Deutschland ist um 30 Centimes billiger, als die Taxe über
Marseille. Mit Bezug hierauf sagt denn auch das Weltblatt Times in der
Ausgabe vom 3. Januar 1871 — und sie pflegt der Dollmetscher der City-
Ansichten zu sein —: It ete public can ein8 rseeivö tlieir Isttres iron
Inäia, 24 Kours soonsr elf.n kormerl^ ana pÄ/ at elle s!»rie eins less xost^go,
elle^ will ng.tura1I^ inäisxosecli even at tus termination ok ddo war, to
approve anz^ otlisr routs klar etat at xi-chert öxczä upon (Zovöriimönt.
Wenn nun,auch der Dienst zuweilen noch durch die Störungen auf den Eisen¬
bahnen (Mangel an Material, Schneestürme am Brenner) leidet, so ist doch
nicht außer Acht zu lassen, daß derartige Irregularitäten auch bei Benutzung
der Mont-Cenis-Bahn — falls sie betriebsfähig wäre — nicht zu verhüten,
und bei den Terrainschwierigkeiten der letzteren (Paßhöhe des Mont-Cenis
2100 Meter, des Brenner nur 1450 Meter) vielleicht noch erheblicher
gewesen wären. Endlich aber ist der Weg durch Deutschland für den Reise¬
verkehr (1868 passirten über Suez gegen 35000 Reisende) wegen der größeren
Annehmlichkeiten der Fahrt durch die herrlichen Gauen des Rheins, die impo¬
santen Alpenregionen des Brenner und sodann durch die reizvollen Fluren
Italiens umsomehr vorzuziehen, als auch die Seefahrt von Brindisi nach
Alexandrien nur etwa 80 Stunden dauert, während die Route von Marseille
nach Alexandrien wegen der größeren Länge des Seeweges und der Schwierig¬
keit der Passage auf der stürmischeren Osthälfte des Mittelmeers 130, ja
140 Stunden in Anspruch nimmt.

Ob es gelingen wird, den Indischen Posttransit nunmehr dauernd für
Deutschland zu erhalten, läßt sich noch nicht übersehen. Wir hegen aber die
zuversichtliche Hoffnung, daß deutscher Energie und Beharrlichkeit gelingen
werde, auch auf diesem Gebiete das Phantom der xrepomlLlÄnee I6»illas
Frankreichs mit Erfolg zu verscheuchen, und dem jetzt in compacter Einheit
begründeten deutschen Reiche seine altberechtigte Stellung aus den Weltver¬
T. kehrsbahnen wieder zu gewinnen.




Was der so ganz unverhältnißmäßig fruchtlosen eben zu Ende gegangenen
Session des preußischen Landtags ein gewisses Interesse verleiht, ist der Um¬
stand, daß für einen großen Theil der Wahlen zum deutschen Reichstag die


Grenzboten l. 1871. 54
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0429" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125673"/>
          <p xml:id="ID_1471" prev="#ID_1470"> Brindisi zu befördernde Korrespondenz herbeizuführen, &#x2014; ein vortreffliches<lb/>
Mittel, den Engländern die Vorzüge der neuen Route zu demonstriren. Die<lb/>
Taxe über Deutschland ist um 30 Centimes billiger, als die Taxe über<lb/>
Marseille. Mit Bezug hierauf sagt denn auch das Weltblatt Times in der<lb/>
Ausgabe vom 3. Januar 1871 &#x2014; und sie pflegt der Dollmetscher der City-<lb/>
Ansichten zu sein &#x2014;: It ete public can ein8 rseeivö tlieir Isttres iron<lb/>
Inäia, 24 Kours soonsr elf.n kormerl^ ana pÄ/ at elle s!»rie eins less xost^go,<lb/>
elle^ will ng.tura1I^ inäisxosecli even at tus termination ok ddo war, to<lb/>
approve anz^ otlisr routs klar etat at xi-chert öxczä upon (Zovöriimönt.<lb/>
Wenn nun,auch der Dienst zuweilen noch durch die Störungen auf den Eisen¬<lb/>
bahnen (Mangel an Material, Schneestürme am Brenner) leidet, so ist doch<lb/>
nicht außer Acht zu lassen, daß derartige Irregularitäten auch bei Benutzung<lb/>
der Mont-Cenis-Bahn &#x2014; falls sie betriebsfähig wäre &#x2014; nicht zu verhüten,<lb/>
und bei den Terrainschwierigkeiten der letzteren (Paßhöhe des Mont-Cenis<lb/>
2100 Meter, des Brenner nur 1450 Meter) vielleicht noch erheblicher<lb/>
gewesen wären. Endlich aber ist der Weg durch Deutschland für den Reise¬<lb/>
verkehr (1868 passirten über Suez gegen 35000 Reisende) wegen der größeren<lb/>
Annehmlichkeiten der Fahrt durch die herrlichen Gauen des Rheins, die impo¬<lb/>
santen Alpenregionen des Brenner und sodann durch die reizvollen Fluren<lb/>
Italiens umsomehr vorzuziehen, als auch die Seefahrt von Brindisi nach<lb/>
Alexandrien nur etwa 80 Stunden dauert, während die Route von Marseille<lb/>
nach Alexandrien wegen der größeren Länge des Seeweges und der Schwierig¬<lb/>
keit der Passage auf der stürmischeren Osthälfte des Mittelmeers 130, ja<lb/>
140 Stunden in Anspruch nimmt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1472"> Ob es gelingen wird, den Indischen Posttransit nunmehr dauernd für<lb/>
Deutschland zu erhalten, läßt sich noch nicht übersehen. Wir hegen aber die<lb/>
zuversichtliche Hoffnung, daß deutscher Energie und Beharrlichkeit gelingen<lb/>
werde, auch auf diesem Gebiete das Phantom der xrepomlLlÄnee I6»illas<lb/>
Frankreichs mit Erfolg zu verscheuchen, und dem jetzt in compacter Einheit<lb/>
begründeten deutschen Reiche seine altberechtigte Stellung aus den Weltver¬<lb/><note type="byline"> T.</note> kehrsbahnen wieder zu gewinnen. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> </head><lb/>
          <p xml:id="ID_1473" next="#ID_1474"> Was der so ganz unverhältnißmäßig fruchtlosen eben zu Ende gegangenen<lb/>
Session des preußischen Landtags ein gewisses Interesse verleiht, ist der Um¬<lb/>
stand, daß für einen großen Theil der Wahlen zum deutschen Reichstag die</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten l. 1871. 54</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0429] Brindisi zu befördernde Korrespondenz herbeizuführen, — ein vortreffliches Mittel, den Engländern die Vorzüge der neuen Route zu demonstriren. Die Taxe über Deutschland ist um 30 Centimes billiger, als die Taxe über Marseille. Mit Bezug hierauf sagt denn auch das Weltblatt Times in der Ausgabe vom 3. Januar 1871 — und sie pflegt der Dollmetscher der City- Ansichten zu sein —: It ete public can ein8 rseeivö tlieir Isttres iron Inäia, 24 Kours soonsr elf.n kormerl^ ana pÄ/ at elle s!»rie eins less xost^go, elle^ will ng.tura1I^ inäisxosecli even at tus termination ok ddo war, to approve anz^ otlisr routs klar etat at xi-chert öxczä upon (Zovöriimönt. Wenn nun,auch der Dienst zuweilen noch durch die Störungen auf den Eisen¬ bahnen (Mangel an Material, Schneestürme am Brenner) leidet, so ist doch nicht außer Acht zu lassen, daß derartige Irregularitäten auch bei Benutzung der Mont-Cenis-Bahn — falls sie betriebsfähig wäre — nicht zu verhüten, und bei den Terrainschwierigkeiten der letzteren (Paßhöhe des Mont-Cenis 2100 Meter, des Brenner nur 1450 Meter) vielleicht noch erheblicher gewesen wären. Endlich aber ist der Weg durch Deutschland für den Reise¬ verkehr (1868 passirten über Suez gegen 35000 Reisende) wegen der größeren Annehmlichkeiten der Fahrt durch die herrlichen Gauen des Rheins, die impo¬ santen Alpenregionen des Brenner und sodann durch die reizvollen Fluren Italiens umsomehr vorzuziehen, als auch die Seefahrt von Brindisi nach Alexandrien nur etwa 80 Stunden dauert, während die Route von Marseille nach Alexandrien wegen der größeren Länge des Seeweges und der Schwierig¬ keit der Passage auf der stürmischeren Osthälfte des Mittelmeers 130, ja 140 Stunden in Anspruch nimmt. Ob es gelingen wird, den Indischen Posttransit nunmehr dauernd für Deutschland zu erhalten, läßt sich noch nicht übersehen. Wir hegen aber die zuversichtliche Hoffnung, daß deutscher Energie und Beharrlichkeit gelingen werde, auch auf diesem Gebiete das Phantom der xrepomlLlÄnee I6»illas Frankreichs mit Erfolg zu verscheuchen, und dem jetzt in compacter Einheit begründeten deutschen Reiche seine altberechtigte Stellung aus den Weltver¬ T. kehrsbahnen wieder zu gewinnen. Was der so ganz unverhältnißmäßig fruchtlosen eben zu Ende gegangenen Session des preußischen Landtags ein gewisses Interesse verleiht, ist der Um¬ stand, daß für einen großen Theil der Wahlen zum deutschen Reichstag die Grenzboten l. 1871. 54

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/429
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/429>, abgerufen am 22.07.2024.