Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.Ihre Magazine inspiciren" hebt er nach einer Begrüßung an, der man an¬ Ein ander Bild und ein erbaulicheres. Fünf Krankenwärterinnen im Oho! da kommt ja eine ganze Gesellschaft, Jung und Alt, Männlein Ihre Magazine inspiciren" hebt er nach einer Begrüßung an, der man an¬ Ein ander Bild und ein erbaulicheres. Fünf Krankenwärterinnen im Oho! da kommt ja eine ganze Gesellschaft, Jung und Alt, Männlein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0056" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124762"/> <p xml:id="ID_156" prev="#ID_155"> Ihre Magazine inspiciren" hebt er nach einer Begrüßung an, der man an¬<lb/> fühlt, daß der Herr verstimmt ist. sein wichtiges Anliegen anderen Geschäften<lb/> hintangesetzt gesehen zu haben. „Darf ich um Ihren werthen Namen bitten?"<lb/> „Ich bin Baron von S., Delegirter des Johanniterordens." „Darf ich<lb/> weiter fragen, zu welchem Ende Sie unsere Magazine zu sehn wünschen?"<lb/> „Ich muß wissen, was ich eintretenden Falles von Ihnen requiriren kann.<lb/> Oder würden Sie etwa meinen Requisitionen nicht Folge leisten wollen —<lb/> dann muß ich Ihnen eröffnen, daß ich die Generalvollmacht des Herrn<lb/> Armeecorps-Delegirten Grafen H. besitze." „Ist mir sehr angenehm zu<lb/> hören; allein es ist nicht unsere Aufgabe und steht nicht in unserer Macht,<lb/> allen „„Requisitionen"" zu entsprechen, die möglicherweise von allen Bevoll¬<lb/> mächtigten des Herrn Grafen H. an uns gerichtet werden; wir haben einen<lb/> begrenzten Wirkungskreis, innerhalb dessen wir unsere Pflichten kennen und<lb/> erfüllen werden. Uebrigens, Herr Baron! wenn es Ihnen Freude macht,<lb/> Sich unsere Magazine zu betrachten, deren Bestand sich jeden Augenblick ver¬<lb/> ändert, so werde ich sofort einen Diener beauftragen, Sie umherzuführen."<lb/> „Also Sie werden meinen Requisitionen . . ." „Bitte gehorsamst, mein<lb/> Herr! es gebricht mir vollständig an Zeit, mich in weitläufige Erörterungen<lb/> einzulassen. Ihr Führer steht bereit." Wenig erbaut von dieser Unterredung<lb/> und tief gekränkt in dem Bewußtsein seiner erhabenen Würde zieht der hohe<lb/> Herr von dannen. „Das wollen wir der bürgerlichen Canaille schon an¬<lb/> streichen" — so etwa lautete wohl die Stimme seines Herzens, als er das<lb/> sprech-Zimmer mit einer herablassenden Verbeugung, die ebenso erwidert,<lb/> wurde, verließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_157"> Ein ander Bild und ein erbaulicheres. Fünf Krankenwärterinnen im<lb/> einfachen blauen Kleid mit weißer Haube und sauberer Schürze, die weiße<lb/> Binde am Arm, stellen sich vor; sie kommen eben von X., woher sie gerufen,<lb/> um sich nach dem Reservelazareth in W. zu begeben. Es bedars nicht vieler<lb/> Worte. Es bedarf nicht einmal einer Aufmunterung; denn wohlgemuth<lb/> ziehen sie hinaus an ihr schweres Tagewerk. „Herzliche Grüße an den Herrn<lb/> or. N- und an Frau Oberamtmann Z. Hier sind Ihre Papiere, und nun<lb/> gehen Sie mit Gott an Ihren Posten. Sie werden den Zug Ur. 21 be¬<lb/> nutzen. Am Bahnhofe wird Sie Herr Pfarrer P. erwarten." Mit freund-<lb/> ichem Gruß und Händedruck scheidet der Vorstand von den trefflichen<lb/> Frauen.</p><lb/> <p xml:id="ID_158" next="#ID_159"> Oho! da kommt ja eine ganze Gesellschaft, Jung und Alt, Männlein<lb/> und Weiblein, mit einem Male herein. „Was wünschen Sie, meine Damen<lb/> und Herren?" „Wir kommen" — sagt der Sprecher in gebrochenem Deutsch<lb/> — „wir kommen von G>, um zu gehen auf den Schlachtfeld. Können Sie<lb/> uns nicht verleihen ein Billet; wir sind recommandirt von Errr M." Drei</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0056]
Ihre Magazine inspiciren" hebt er nach einer Begrüßung an, der man an¬
fühlt, daß der Herr verstimmt ist. sein wichtiges Anliegen anderen Geschäften
hintangesetzt gesehen zu haben. „Darf ich um Ihren werthen Namen bitten?"
„Ich bin Baron von S., Delegirter des Johanniterordens." „Darf ich
weiter fragen, zu welchem Ende Sie unsere Magazine zu sehn wünschen?"
„Ich muß wissen, was ich eintretenden Falles von Ihnen requiriren kann.
Oder würden Sie etwa meinen Requisitionen nicht Folge leisten wollen —
dann muß ich Ihnen eröffnen, daß ich die Generalvollmacht des Herrn
Armeecorps-Delegirten Grafen H. besitze." „Ist mir sehr angenehm zu
hören; allein es ist nicht unsere Aufgabe und steht nicht in unserer Macht,
allen „„Requisitionen"" zu entsprechen, die möglicherweise von allen Bevoll¬
mächtigten des Herrn Grafen H. an uns gerichtet werden; wir haben einen
begrenzten Wirkungskreis, innerhalb dessen wir unsere Pflichten kennen und
erfüllen werden. Uebrigens, Herr Baron! wenn es Ihnen Freude macht,
Sich unsere Magazine zu betrachten, deren Bestand sich jeden Augenblick ver¬
ändert, so werde ich sofort einen Diener beauftragen, Sie umherzuführen."
„Also Sie werden meinen Requisitionen . . ." „Bitte gehorsamst, mein
Herr! es gebricht mir vollständig an Zeit, mich in weitläufige Erörterungen
einzulassen. Ihr Führer steht bereit." Wenig erbaut von dieser Unterredung
und tief gekränkt in dem Bewußtsein seiner erhabenen Würde zieht der hohe
Herr von dannen. „Das wollen wir der bürgerlichen Canaille schon an¬
streichen" — so etwa lautete wohl die Stimme seines Herzens, als er das
sprech-Zimmer mit einer herablassenden Verbeugung, die ebenso erwidert,
wurde, verließ.
Ein ander Bild und ein erbaulicheres. Fünf Krankenwärterinnen im
einfachen blauen Kleid mit weißer Haube und sauberer Schürze, die weiße
Binde am Arm, stellen sich vor; sie kommen eben von X., woher sie gerufen,
um sich nach dem Reservelazareth in W. zu begeben. Es bedars nicht vieler
Worte. Es bedarf nicht einmal einer Aufmunterung; denn wohlgemuth
ziehen sie hinaus an ihr schweres Tagewerk. „Herzliche Grüße an den Herrn
or. N- und an Frau Oberamtmann Z. Hier sind Ihre Papiere, und nun
gehen Sie mit Gott an Ihren Posten. Sie werden den Zug Ur. 21 be¬
nutzen. Am Bahnhofe wird Sie Herr Pfarrer P. erwarten." Mit freund-
ichem Gruß und Händedruck scheidet der Vorstand von den trefflichen
Frauen.
Oho! da kommt ja eine ganze Gesellschaft, Jung und Alt, Männlein
und Weiblein, mit einem Male herein. „Was wünschen Sie, meine Damen
und Herren?" „Wir kommen" — sagt der Sprecher in gebrochenem Deutsch
— „wir kommen von G>, um zu gehen auf den Schlachtfeld. Können Sie
uns nicht verleihen ein Billet; wir sind recommandirt von Errr M." Drei
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