Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.polemisiren. Vordemonstrirtes und in Kopf hineinpolemisirtes Christenthum Ich hab mit Linker gar nichts Maurerisches gesprochen, als erst im Wagen, Wenns Grundsatz bey Dir ist, nur selten zu schreiben, so will ich Dich Das Mignaturportrait hab ich erhalten. Mit dem Band von Shake¬ Von Schubart weiß ich noch nichts gewisses, als das seine Gefangen¬ Sag Lavatern, daß der Magdeburger Prediger Stosch aus kurze Zeit Ich habe nun noch eine zwote Sammlung vom Briefwechsel*) drucken Sonst aber sind mir durch die vielen Stadt und Predigtarbeiten die ") Briefwechsel dreier akademischer Freunde. Ma 1776--77. Grenzboten IV. 1870. 64
polemisiren. Vordemonstrirtes und in Kopf hineinpolemisirtes Christenthum Ich hab mit Linker gar nichts Maurerisches gesprochen, als erst im Wagen, Wenns Grundsatz bey Dir ist, nur selten zu schreiben, so will ich Dich Das Mignaturportrait hab ich erhalten. Mit dem Band von Shake¬ Von Schubart weiß ich noch nichts gewisses, als das seine Gefangen¬ Sag Lavatern, daß der Magdeburger Prediger Stosch aus kurze Zeit Ich habe nun noch eine zwote Sammlung vom Briefwechsel*) drucken Sonst aber sind mir durch die vielen Stadt und Predigtarbeiten die ") Briefwechsel dreier akademischer Freunde. Ma 1776—77. Grenzboten IV. 1870. 64
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0513" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125219"/> <p xml:id="ID_1577" prev="#ID_1576"> polemisiren. Vordemonstrirtes und in Kopf hineinpolemisirtes Christenthum<lb/> ist kein Christenthum. Jetzt von dem Verrücken kein Wort mehr. Mich<lb/> wirst Du immer auf Einem Pfad, der der Natur zuführt finden; nur hoff<lb/> ich, der lieben Mutter immer näher. Das Symbol, das mir immer in die<lb/> Ohren schallt ist: So ihr nicht werdet, wie die Kinder ze.</p><lb/> <p xml:id="ID_1578"> Ich hab mit Linker gar nichts Maurerisches gesprochen, als erst im Wagen,<lb/> da Kaufmann und der Graf dabei war, und da konnten wir auf nichts We¬<lb/> sentliches kommen, also auch nicht auf Dich.</p><lb/> <p xml:id="ID_1579"> Wenns Grundsatz bey Dir ist, nur selten zu schreiben, so will ich Dich<lb/> in Deinem Schweigen nicht stören. Ruf mir so oft zu. als Du Trieb fühlst,<lb/> und ich will Dir antworten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1580"> Das Mignaturportrait hab ich erhalten. Mit dem Band von Shake¬<lb/> speare kannst Du auf Gelegenheit warten. Steiner schrieb mir, er komm<lb/> über Ulm; vielleicht reißt er über Zürch und kann ihn mitnehmen. Da<lb/> Köhler diesmal nicht auf die Messe geht, so könnte vielleicht auch Steiner<lb/> Deinen Auftrag besorgen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1581"> Von Schubart weiß ich noch nichts gewisses, als das seine Gefangen¬<lb/> schaft erträglich ist. Seine Frau meldete mir, daß der brave Lavater an<lb/> den Herzog geschrieben und daß dies groß Aufsehen gemacht habe. Sie<lb/> schreibt, ich möchte auchKlopstock darum bitten; aber er schreibt wol schwer¬<lb/> lich an den Herzog. Bisher hab ich um Schubart und seiner Familie willen<lb/> die Chronik geschrieben. Wenn ich aber viel zu thun habe, hilft mir Köhler<lb/> aus. stage soft immer noch, Schubart dürfe die Chronik selber wieder<lb/> schreiben und war deßwegen selbst beim Herzog. Schubarts Kindern gehts<lb/> in den Herzoglichen Schulen sehr wohl.</p><lb/> <p xml:id="ID_1582"> Sag Lavatern, daß der Magdeburger Prediger Stosch aus kurze Zeit<lb/> bei mir gewesen und Ihn nochmals herzlich grüßen lasse.</p><lb/> <p xml:id="ID_1583"> Ich habe nun noch eine zwote Sammlung vom Briefwechsel*) drucken<lb/> lassen. Weil aber wenig oder nichts für Dich drinnen steht, so schick ich sie<lb/> Dir nicht. Gegenwärtig arbeit ich an Veränderung des Siegwart, wozu<lb/> ich von Zween Ordensgeistlichen in Absicht auf die Klöster herrliche Bey¬<lb/> träge zu Verbesserungen erhalten habe. Einer dieser Geistlichen ließt den<lb/> Siegwart mit seinen Novizen und wünscht ihn in allen Klöstern eingeführt.<lb/> Weygand hat seine Auflage trotz des dreyfachen Nachdrucks schon verkauft<lb/> und läßt jetzt den Siegwart in drey Bändchen mit 6 Kupfern von Chooo-<lb/> wiecky auf Johannis drucken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1584" next="#ID_1585"> Sonst aber sind mir durch die vielen Stadt und Predigtarbeiten die<lb/> Flügel so gelähmt, daß ich an keinen neuen Ausflug denken darf, obgleich</p><lb/> <note xml:id="FID_92" place="foot"> ") Briefwechsel dreier akademischer Freunde. Ma 1776—77.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1870. 64</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0513]
polemisiren. Vordemonstrirtes und in Kopf hineinpolemisirtes Christenthum
ist kein Christenthum. Jetzt von dem Verrücken kein Wort mehr. Mich
wirst Du immer auf Einem Pfad, der der Natur zuführt finden; nur hoff
ich, der lieben Mutter immer näher. Das Symbol, das mir immer in die
Ohren schallt ist: So ihr nicht werdet, wie die Kinder ze.
Ich hab mit Linker gar nichts Maurerisches gesprochen, als erst im Wagen,
da Kaufmann und der Graf dabei war, und da konnten wir auf nichts We¬
sentliches kommen, also auch nicht auf Dich.
Wenns Grundsatz bey Dir ist, nur selten zu schreiben, so will ich Dich
in Deinem Schweigen nicht stören. Ruf mir so oft zu. als Du Trieb fühlst,
und ich will Dir antworten.
Das Mignaturportrait hab ich erhalten. Mit dem Band von Shake¬
speare kannst Du auf Gelegenheit warten. Steiner schrieb mir, er komm
über Ulm; vielleicht reißt er über Zürch und kann ihn mitnehmen. Da
Köhler diesmal nicht auf die Messe geht, so könnte vielleicht auch Steiner
Deinen Auftrag besorgen.
Von Schubart weiß ich noch nichts gewisses, als das seine Gefangen¬
schaft erträglich ist. Seine Frau meldete mir, daß der brave Lavater an
den Herzog geschrieben und daß dies groß Aufsehen gemacht habe. Sie
schreibt, ich möchte auchKlopstock darum bitten; aber er schreibt wol schwer¬
lich an den Herzog. Bisher hab ich um Schubart und seiner Familie willen
die Chronik geschrieben. Wenn ich aber viel zu thun habe, hilft mir Köhler
aus. stage soft immer noch, Schubart dürfe die Chronik selber wieder
schreiben und war deßwegen selbst beim Herzog. Schubarts Kindern gehts
in den Herzoglichen Schulen sehr wohl.
Sag Lavatern, daß der Magdeburger Prediger Stosch aus kurze Zeit
bei mir gewesen und Ihn nochmals herzlich grüßen lasse.
Ich habe nun noch eine zwote Sammlung vom Briefwechsel*) drucken
lassen. Weil aber wenig oder nichts für Dich drinnen steht, so schick ich sie
Dir nicht. Gegenwärtig arbeit ich an Veränderung des Siegwart, wozu
ich von Zween Ordensgeistlichen in Absicht auf die Klöster herrliche Bey¬
träge zu Verbesserungen erhalten habe. Einer dieser Geistlichen ließt den
Siegwart mit seinen Novizen und wünscht ihn in allen Klöstern eingeführt.
Weygand hat seine Auflage trotz des dreyfachen Nachdrucks schon verkauft
und läßt jetzt den Siegwart in drey Bändchen mit 6 Kupfern von Chooo-
wiecky auf Johannis drucken.
Sonst aber sind mir durch die vielen Stadt und Predigtarbeiten die
Flügel so gelähmt, daß ich an keinen neuen Ausflug denken darf, obgleich
") Briefwechsel dreier akademischer Freunde. Ma 1776—77.
Grenzboten IV. 1870. 64
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