Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.meister, 3 maiiss und 20 Notare Omans); reichliche Gelegenheit also für alle Mit Stolz blickten die Metzer auf ihre wohlorganifirte Freiheit und So deutsch die ganze Staatsordnung von Metz uns auch erscheint, so meister, 3 maiiss und 20 Notare Omans); reichliche Gelegenheit also für alle Mit Stolz blickten die Metzer auf ihre wohlorganifirte Freiheit und So deutsch die ganze Staatsordnung von Metz uns auch erscheint, so <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0493" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125199"/> <p xml:id="ID_1508" prev="#ID_1507"> meister, 3 maiiss und 20 Notare Omans); reichliche Gelegenheit also für alle<lb/> aufstrebenden Kräfte und Talente sich in öffentlichen Geschäften zu bethätigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1509"> Mit Stolz blickten die Metzer auf ihre wohlorganifirte Freiheit und<lb/> deren Schützer; dem Kinde aus einem der Geschlechter ward in der Wiege<lb/> gewünscht, daß es dereinst Schöffenmeister von Metz oder doch wenigstens<lb/> König von Frankreich werden möchte. Mit dem Tage des Amtsantritts<lb/> ihrer höchsten Beamten, dem 21. März, beginnen die Metzer Chronisten ihr<lb/> Jahr. Freilich fehlte es nicht an Parteikämpfen und inneren Gegensätzen -,<lb/> manche Verschwörung wider die bestehende Ordnung der Dinge fand ihre<lb/> blutige Strafe. In den krummen Gassen, zwischen den hohen finsteren Häu¬<lb/> sern der Stadt, die von vielen Kirchen, vor allem von der prachtvollen<lb/> Kathedrale überragt wurden, bewegte sich ein lautes und fröhliches Treiben,<lb/> dem es weder an Glanz noch an Abwechslung fehlte. Von der Ueppigkeit,<lb/> die in der Stadt herrschte, zeugten obrigkeitliche Verbote gegen allzu kostbare<lb/> Geschenke der Ehegatten. Außer andern Lustbarkeiten, wie Turnieren und<lb/> Maskenzügen, waren besonders theatralische Vorstellungen beliebt, die von der<lb/> Geistlichkeit veranstaltet wurden. Bei einer Aufführung des Lebens der<lb/> h. Katharina von Siena (im I. 1468) erwarb sich ein etwa achtzehnjähriges<lb/> Mädchen, eine Bürgerstochter, so großen Beifall, daß viele Zuschauer zu<lb/> Thränen gerührt wurden und ein reicher Edelmann die schöne Schauspielerin<lb/> heirathete. Ein Terenzisches Lustspiel in lateinischer Sprache dagegen wurde<lb/> von dem Publieum ausgepfiffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1510"> So deutsch die ganze Staatsordnung von Metz uns auch erscheint, so<lb/> deutsch der Charakter der Bürgerschaft, die schon in den Zeiten Heinrichs IV,<lb/> gegen ihren päpstlich gesinnten Bischof eifrig zum Könige hielt, so läßt sich<lb/> doch nicht leugnen, daß nachweislich seit dem Beginn des dreizehnten Jahr¬<lb/> hunderts das Französische die Amtssprache der Metzer Behörden war. In<lb/> französischer Sprache sind alle Erlasse (g,tour3) derselben abgefaßt — der<lb/> älteste gegen 1220 —, französisch auch die in republikanischer Zeit noch auf¬<lb/> gezeichneten Chroniken. Daß daneben die deutsche Sprache mindestens auch<lb/> sehr bekannt, daß sie von vielen Einwohnern verstanden, ja zum Theil als<lb/> Muttersprache geredet wurde, ist bei dem ziemlich lebhaften Verkehr mit<lb/> Deutschland, zumal mit Straßburg und Frankfurt, wohl nicht zu bezweifeln,<lb/> die ruf und pores ach ^.IlLnmnäs weist darauf hin. Ueberhaupt aber hatte<lb/> die Sprache noch wenig politische Bedeutung; das römische Reich mit seinem<lb/> Ansprüche aus Burgund und Italien umfaßte sehr viele Welsche, die in ihrer<lb/> Nationalität durch die deutsche Herrschaft durchaus nicht gekränkt wurden.<lb/> Daß gerade in Metz auf einem überaus glänzenden und zahlreichen Reichs¬<lb/> tage (im December 1336) die goldene Bulle verkündigt wurde, zeigt wohl,<lb/> wie fest die Stadt zum Reiche gehörte, beweist aber nichts für ihre Nationalität.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0493]
meister, 3 maiiss und 20 Notare Omans); reichliche Gelegenheit also für alle
aufstrebenden Kräfte und Talente sich in öffentlichen Geschäften zu bethätigen.
Mit Stolz blickten die Metzer auf ihre wohlorganifirte Freiheit und
deren Schützer; dem Kinde aus einem der Geschlechter ward in der Wiege
gewünscht, daß es dereinst Schöffenmeister von Metz oder doch wenigstens
König von Frankreich werden möchte. Mit dem Tage des Amtsantritts
ihrer höchsten Beamten, dem 21. März, beginnen die Metzer Chronisten ihr
Jahr. Freilich fehlte es nicht an Parteikämpfen und inneren Gegensätzen -,
manche Verschwörung wider die bestehende Ordnung der Dinge fand ihre
blutige Strafe. In den krummen Gassen, zwischen den hohen finsteren Häu¬
sern der Stadt, die von vielen Kirchen, vor allem von der prachtvollen
Kathedrale überragt wurden, bewegte sich ein lautes und fröhliches Treiben,
dem es weder an Glanz noch an Abwechslung fehlte. Von der Ueppigkeit,
die in der Stadt herrschte, zeugten obrigkeitliche Verbote gegen allzu kostbare
Geschenke der Ehegatten. Außer andern Lustbarkeiten, wie Turnieren und
Maskenzügen, waren besonders theatralische Vorstellungen beliebt, die von der
Geistlichkeit veranstaltet wurden. Bei einer Aufführung des Lebens der
h. Katharina von Siena (im I. 1468) erwarb sich ein etwa achtzehnjähriges
Mädchen, eine Bürgerstochter, so großen Beifall, daß viele Zuschauer zu
Thränen gerührt wurden und ein reicher Edelmann die schöne Schauspielerin
heirathete. Ein Terenzisches Lustspiel in lateinischer Sprache dagegen wurde
von dem Publieum ausgepfiffen.
So deutsch die ganze Staatsordnung von Metz uns auch erscheint, so
deutsch der Charakter der Bürgerschaft, die schon in den Zeiten Heinrichs IV,
gegen ihren päpstlich gesinnten Bischof eifrig zum Könige hielt, so läßt sich
doch nicht leugnen, daß nachweislich seit dem Beginn des dreizehnten Jahr¬
hunderts das Französische die Amtssprache der Metzer Behörden war. In
französischer Sprache sind alle Erlasse (g,tour3) derselben abgefaßt — der
älteste gegen 1220 —, französisch auch die in republikanischer Zeit noch auf¬
gezeichneten Chroniken. Daß daneben die deutsche Sprache mindestens auch
sehr bekannt, daß sie von vielen Einwohnern verstanden, ja zum Theil als
Muttersprache geredet wurde, ist bei dem ziemlich lebhaften Verkehr mit
Deutschland, zumal mit Straßburg und Frankfurt, wohl nicht zu bezweifeln,
die ruf und pores ach ^.IlLnmnäs weist darauf hin. Ueberhaupt aber hatte
die Sprache noch wenig politische Bedeutung; das römische Reich mit seinem
Ansprüche aus Burgund und Italien umfaßte sehr viele Welsche, die in ihrer
Nationalität durch die deutsche Herrschaft durchaus nicht gekränkt wurden.
Daß gerade in Metz auf einem überaus glänzenden und zahlreichen Reichs¬
tage (im December 1336) die goldene Bulle verkündigt wurde, zeigt wohl,
wie fest die Stadt zum Reiche gehörte, beweist aber nichts für ihre Nationalität.
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