Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.geäußert, ihn einmal persöhnlich kennen zu lernen. Grüße den theuren Weymar d. 7 Juni*) L. 10. Schubart an Kayser. L. Ulm den 24 Marz 1776. ' Und nun, was machst du lieber Kayser? Lebst halt, dünkts mich an Wirst schon wissen, was Miller schreibt. Sein Stegwart ist ein herr¬ Eben liegt der Monat Februar vom teutschen Merkur vor mir mit Ulrich -) Der Brief ohne Jahrzahl gehört ins Jahr 1776, wo L. in Weimar war, von wo er den 1. Nov. abreiste (nach Goethe's Tagebuch Mön.) Der Brief ist auf ein gerändertes Octav- blatt geschrieben, dessen man sich zu kleinen Correspondenzen in den höheren Kreisen Weimars damals vielfach bediente. ") Der Anfang des Briefe" 12^ Zeile ist verschmiert. Ich entziffere den Inhalt so: Du hast mich nicht recht verstanden, lieber Kaiser, wan du glauben konntest, daß ich dich neulich in meiner Chronik unter die X. A- Z- Pasquillanten setzte. Ich meinte diejenigen Kerls, die wie die Pestilentz im Finstern schleichen und unter der Decke der Mitternacht ihre Pfeile auf den armen Bruder abdrücken. Da soll ich dann meinen Namen dazu hergeben, und mich, wie's neulich mit einem Hergang in Zweibrücken geschah, vor der Obrigkeit 'rum schleppen lassen. Und doch hab ich Deine Protestation eingerückt, weil sie schön geschrieben ist. Vergl. den Artikel der deutschen Chronik: Zur Kunst. 3. Jahrg. 10. Stück. 1776. -f) Hier sind wieder 7'/z Zeile verschmiert. Ich entziffere wie folgt: Goethe hat einige kleine
sehr schöne Stücke eingerückt und Bürgern und seiner Uebersetzung des Homers einen Vorschuß von 76 (Schubart irrt, vergl. den Merkur, es muß 65 heißen) LoniSd'or allein von Weimar geäußert, ihn einmal persöhnlich kennen zu lernen. Grüße den theuren Weymar d. 7 Juni*) L. 10. Schubart an Kayser. L. Ulm den 24 Marz 1776. ' Und nun, was machst du lieber Kayser? Lebst halt, dünkts mich an Wirst schon wissen, was Miller schreibt. Sein Stegwart ist ein herr¬ Eben liegt der Monat Februar vom teutschen Merkur vor mir mit Ulrich -) Der Brief ohne Jahrzahl gehört ins Jahr 1776, wo L. in Weimar war, von wo er den 1. Nov. abreiste (nach Goethe's Tagebuch Mön.) Der Brief ist auf ein gerändertes Octav- blatt geschrieben, dessen man sich zu kleinen Correspondenzen in den höheren Kreisen Weimars damals vielfach bediente. ") Der Anfang des Briefe« 12^ Zeile ist verschmiert. Ich entziffere den Inhalt so: Du hast mich nicht recht verstanden, lieber Kaiser, wan du glauben konntest, daß ich dich neulich in meiner Chronik unter die X. A- Z- Pasquillanten setzte. Ich meinte diejenigen Kerls, die wie die Pestilentz im Finstern schleichen und unter der Decke der Mitternacht ihre Pfeile auf den armen Bruder abdrücken. Da soll ich dann meinen Namen dazu hergeben, und mich, wie's neulich mit einem Hergang in Zweibrücken geschah, vor der Obrigkeit 'rum schleppen lassen. Und doch hab ich Deine Protestation eingerückt, weil sie schön geschrieben ist. Vergl. den Artikel der deutschen Chronik: Zur Kunst. 3. Jahrg. 10. Stück. 1776. -f) Hier sind wieder 7'/z Zeile verschmiert. Ich entziffere wie folgt: Goethe hat einige kleine
sehr schöne Stücke eingerückt und Bürgern und seiner Uebersetzung des Homers einen Vorschuß von 76 (Schubart irrt, vergl. den Merkur, es muß 65 heißen) LoniSd'or allein von Weimar <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0466" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125172"/> <p xml:id="ID_1403" prev="#ID_1402"> geäußert, ihn einmal persöhnlich kennen zu lernen. Grüße den theuren<lb/> Pfenninger und alle Gotteskinder in Zürch, auch Deinen Freund Klinger</p><lb/> <p xml:id="ID_1404"> Weymar d. 7 Juni*)</p><lb/> <note type="bibl"> L.</note><lb/> </div> <div n="2"> <head> 10.<lb/> Schubart an Kayser.</head><lb/> <note type="bibl"> L.</note><lb/> <p xml:id="ID_1405"> Ulm den 24 Marz 1776.</p><lb/> <p xml:id="ID_1406"> '</p><lb/> <p xml:id="ID_1407"> Und nun, was machst du lieber Kayser? Lebst halt, dünkts mich an<lb/> der Seite des grosen Lavaters ein stattliches Leben. Den Mann muß ich<lb/> auch noch sehen und folles mich weiß nicht was kosten. Mach ihm eine<lb/> tiefe Verbeugung und sag ihm, daß der Churfürst von der Pfalz auf den<lb/> Christus***) von Elffenbein des Baron Reichlin S00 Dukaten geholten habe.<lb/> Sollte einer in der Schweiz mehr geben, so steht er ihm zu Diensten; er<lb/> ist alles werth.</p><lb/> <p xml:id="ID_1408"> Wirst schon wissen, was Miller schreibt. Sein Stegwart ist ein herr¬<lb/> liches Gemälde; seine Akademischen Briefe aber haben nur einzelne Schön¬<lb/> heiten; ich versprech ihnen keinen großen Abgang; sie haben ein so studenten-<lb/> mäßiges Ansehen. Gelt Kaiser, s'teutsche Musäum macht uns Ehre? da<lb/> dürfte wol Lavater drin arbeiten. Weist du, daß ich die musikalischen Ar¬<lb/> tikel über mich genommen habe? Da will ich Dir von teutscher, sonderlich<lb/> Schwäbischer Tonkunst, von Musikalischer Geschichte und dergleichen allerlei<lb/> schreiben und auch einige Lieder drein komponiren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1409" next="#ID_1410"> Eben liegt der Monat Februar vom teutschen Merkur vor mir mit Ulrich<lb/> von Huttens Bildniß. Wieland schloß drin sein Wintermährchen; liefert uns<lb/> ein ungemein schönes Gespräch über die Schönheit zwischen Burke und Ho-<lb/> garth, sagt viel schönes von Hütten und Sebastian Brands Narrenschif und<lb/> recenstrt einige der neusten Schriften . . . -j-) Bürger ist mehr als Pope,</p><lb/> <note xml:id="FID_64" place="foot"> -) Der Brief ohne Jahrzahl gehört ins Jahr 1776, wo L. in Weimar war, von wo er<lb/> den 1. Nov. abreiste (nach Goethe's Tagebuch Mön.) Der Brief ist auf ein gerändertes Octav-<lb/> blatt geschrieben, dessen man sich zu kleinen Correspondenzen in den höheren Kreisen Weimars<lb/> damals vielfach bediente.</note><lb/> <note xml:id="FID_65" place="foot"> ") Der Anfang des Briefe« 12^ Zeile ist verschmiert. Ich entziffere den Inhalt so: Du<lb/> hast mich nicht recht verstanden, lieber Kaiser, wan du glauben konntest, daß ich dich neulich<lb/> in meiner Chronik unter die X. A- Z- Pasquillanten setzte. Ich meinte diejenigen Kerls, die<lb/> wie die Pestilentz im Finstern schleichen und unter der Decke der Mitternacht ihre Pfeile auf den<lb/> armen Bruder abdrücken. Da soll ich dann meinen Namen dazu hergeben, und mich, wie's<lb/> neulich mit einem Hergang in Zweibrücken geschah, vor der Obrigkeit 'rum schleppen lassen.<lb/> Und doch hab ich Deine Protestation eingerückt, weil sie schön geschrieben ist.</note><lb/> <note xml:id="FID_66" place="foot"> Vergl. den Artikel der deutschen Chronik: Zur Kunst. 3. Jahrg. 10. Stück. 1776.</note><lb/> <note xml:id="FID_67" place="foot" next="#FID_68"> -f) Hier sind wieder 7'/z Zeile verschmiert. Ich entziffere wie folgt: Goethe hat einige kleine<lb/> sehr schöne Stücke eingerückt und Bürgern und seiner Uebersetzung des Homers einen Vorschuß<lb/> von 76 (Schubart irrt, vergl. den Merkur, es muß 65 heißen) LoniSd'or allein von Weimar</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0466]
geäußert, ihn einmal persöhnlich kennen zu lernen. Grüße den theuren
Pfenninger und alle Gotteskinder in Zürch, auch Deinen Freund Klinger
Weymar d. 7 Juni*)
L.
10.
Schubart an Kayser.
L.
Ulm den 24 Marz 1776.
'
Und nun, was machst du lieber Kayser? Lebst halt, dünkts mich an
der Seite des grosen Lavaters ein stattliches Leben. Den Mann muß ich
auch noch sehen und folles mich weiß nicht was kosten. Mach ihm eine
tiefe Verbeugung und sag ihm, daß der Churfürst von der Pfalz auf den
Christus***) von Elffenbein des Baron Reichlin S00 Dukaten geholten habe.
Sollte einer in der Schweiz mehr geben, so steht er ihm zu Diensten; er
ist alles werth.
Wirst schon wissen, was Miller schreibt. Sein Stegwart ist ein herr¬
liches Gemälde; seine Akademischen Briefe aber haben nur einzelne Schön¬
heiten; ich versprech ihnen keinen großen Abgang; sie haben ein so studenten-
mäßiges Ansehen. Gelt Kaiser, s'teutsche Musäum macht uns Ehre? da
dürfte wol Lavater drin arbeiten. Weist du, daß ich die musikalischen Ar¬
tikel über mich genommen habe? Da will ich Dir von teutscher, sonderlich
Schwäbischer Tonkunst, von Musikalischer Geschichte und dergleichen allerlei
schreiben und auch einige Lieder drein komponiren.
Eben liegt der Monat Februar vom teutschen Merkur vor mir mit Ulrich
von Huttens Bildniß. Wieland schloß drin sein Wintermährchen; liefert uns
ein ungemein schönes Gespräch über die Schönheit zwischen Burke und Ho-
garth, sagt viel schönes von Hütten und Sebastian Brands Narrenschif und
recenstrt einige der neusten Schriften . . . -j-) Bürger ist mehr als Pope,
-) Der Brief ohne Jahrzahl gehört ins Jahr 1776, wo L. in Weimar war, von wo er
den 1. Nov. abreiste (nach Goethe's Tagebuch Mön.) Der Brief ist auf ein gerändertes Octav-
blatt geschrieben, dessen man sich zu kleinen Correspondenzen in den höheren Kreisen Weimars
damals vielfach bediente.
") Der Anfang des Briefe« 12^ Zeile ist verschmiert. Ich entziffere den Inhalt so: Du
hast mich nicht recht verstanden, lieber Kaiser, wan du glauben konntest, daß ich dich neulich
in meiner Chronik unter die X. A- Z- Pasquillanten setzte. Ich meinte diejenigen Kerls, die
wie die Pestilentz im Finstern schleichen und unter der Decke der Mitternacht ihre Pfeile auf den
armen Bruder abdrücken. Da soll ich dann meinen Namen dazu hergeben, und mich, wie's
neulich mit einem Hergang in Zweibrücken geschah, vor der Obrigkeit 'rum schleppen lassen.
Und doch hab ich Deine Protestation eingerückt, weil sie schön geschrieben ist.
Vergl. den Artikel der deutschen Chronik: Zur Kunst. 3. Jahrg. 10. Stück. 1776.
-f) Hier sind wieder 7'/z Zeile verschmiert. Ich entziffere wie folgt: Goethe hat einige kleine
sehr schöne Stücke eingerückt und Bürgern und seiner Uebersetzung des Homers einen Vorschuß
von 76 (Schubart irrt, vergl. den Merkur, es muß 65 heißen) LoniSd'or allein von Weimar
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