Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.schoßt hat, taugt nicht zum Essen. Man zieht Saamen. Wezlar hat eine Gießen den 28 Juli 1775. Grenzboten IV. 1870.d--
schoßt hat, taugt nicht zum Essen. Man zieht Saamen. Wezlar hat eine Gießen den 28 Juli 1775. Grenzboten IV. 1870.d--
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schoßt hat, taugt nicht zum Essen. Man zieht Saamen. Wezlar hat eine
schöne Gegend. Lavater ist ein herrlicher Mensch — Was haist Du davon,
daß minds eben jetzt p—t. Deine Kinder finden erstaunenden Beifall. Der
Almanach ist ein kleines Büchelchen. Meine Papierscher rostet. M- Aber der
Bourbon stinkt gewaltig, jag ihn naus! Siehst Du Klinger, wenn wir so
einmal in der Schweiz zu sammen leben könnten, all auf Einem Berge und
Du uns dann Trauerspiele vorlässest und Kayser uns ein Stücklein vorspielte
— Meinst Du wol? Aber mit dem ewigen Planmacher geht Zeit und
Papier verloren. Lustig umgewendet! lK. Der Pudel schläft gar zu gut,
liebster Müller und ich möchte den armen Narren nicht ärgern. Kätchen ist
ein braunes Dinglein und Lischen hat das blaue ihrer Augen vom reinsten
Aether gestohlen. Lieber Miller, wenn wir doch ewig so zusammen wären,
so angeschlossen, wie wir iezo sind, ich wollt Dich sür Kalt und Hitze schützen.
Den großen Mann Lavater möcht ich wohl einmal sehen und mich an seiner
Sonne wärmen, wenn ich auch noch so weit von ihm säße, wie ich höre, solls
eine große Wollust seyn, um so einen Menschen zu existiren. Diesen Morgen
waren viele Prinzen hier. Es regnete stark, wir schwizten. Mit den stinken¬
den Gassen ists ein garstig Ding. Die Lehre 6s Lörviwtidns ist ein närrisch
Ding, hat mich manche Stunde gekost. M. Hört lieber Kayser, der Schmid
ist ein Erzschufr, hat uns gestern keinen Wein gegeben und wir waren doch
so durstig. Der arme Schleyermacher ritt gestern auf meinem Pferd nach
Wezlar und brachte einen Wolf mit, der die ganze Nacht durch bellte, daß
kein Mensch schlafen konnte. Nun will er auch ein Gypshändler wer¬
den. Eure Kompositionen hab ich noch nicht gesehen, aber sie sind gewiß
gut, darauf wolt ich schwören. Ich lieb Euch schon herzlich, denn Klinger
sagt mir, daß Jhrs wehrt seyd und was Klinger sagt, ist wahr, ja gewißlich
wahr. Lavater ist freylich so ein Mann, den unser einer auch kennen möchte;
aber laßt mich nur erst nach Schwaben kommen. Hui und ich bin in der
Schweiz. Nun müssen wir wol bald zum Schmaus, Klinger zieh die Hosen
an! sK- Miller wer wird so nackend da sitzen, die Magd kommt. Die
Physiognomik möcht ich wol sehen. Die Praxis Juridica soll viel Geld
bringen, wer das sein gethan hat. Wie viel Blut ließt Du Dir abzapfen,
eh du die Epistel schriebst? Jüngst bekam ich die Sainte Conceptton von
einem Mädchen geschenkt. Ein altes Haus soll gut auf einer Landschaft
stehen, wenns ein braver Kerl zeichnet. Um ein höflich Mattei ist's ein
garstig ding, um schlechten Wein gar herbes ding. Ich liebe Dich sM. Bin
ut suxra Euer guter Freund Miller.
Gießen den 28 Juli 1775.
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