Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.Büchelchen herauszulesen: Der Sinn für das Einfache und Wahrscheinliche, das Ver¬ Hebe, eine archäologische Abhandlung. Leipzig, Engelmann. Die Ballustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen, ehb. Die antiken Bildwerke im Theseion zu Athen, ehb. Die Gruppe des Künstlers Menelaos, ehb. Die erste der genannten Schriften beschäftigt sich mit dem Nachweis der Ge¬ Die zweite Schrift ist der Miederherstellung eines in Trümmern auf uns ge¬ Wie diese Schrift, so ist auch die Beschreibung der im Theseion zu Athen auf- Büchelchen herauszulesen: Der Sinn für das Einfache und Wahrscheinliche, das Ver¬ Hebe, eine archäologische Abhandlung. Leipzig, Engelmann. Die Ballustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen, ehb. Die antiken Bildwerke im Theseion zu Athen, ehb. Die Gruppe des Künstlers Menelaos, ehb. Die erste der genannten Schriften beschäftigt sich mit dem Nachweis der Ge¬ Die zweite Schrift ist der Miederherstellung eines in Trümmern auf uns ge¬ Wie diese Schrift, so ist auch die Beschreibung der im Theseion zu Athen auf- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0407" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125113"/> <p xml:id="ID_1223" prev="#ID_1222"> Büchelchen herauszulesen: Der Sinn für das Einfache und Wahrscheinliche, das Ver¬<lb/> ständniß für Absichten und Gedankengänge eines Künstlers, das sich darin ausspricht,<lb/> wird Jeden wohlthuend berühren. Diejenigen aber, die ihm im Leben begegnet sind,<lb/> gedenken seiner mit Wehmuth als eines vortrefflichen und liebenswerthen Mensche«.<lb/> Sie und mit ihnen alle, die an diesen Studien Theil nehmen, stehen auch an diesem<lb/> Grab, um eine schöne Hoffnung ärmer, wie man sie an den Beginn dieser Lauf¬<lb/> bahn knüpfen durfte; aber zugleich mit dem Gefühl der Ergebung, das jeder uns<lb/> einflößt, der unter allen Umständen da steht, wohin ihn die Pflicht ruft, und thut<lb/> was er schuldig ist.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head><list><item> Hebe, eine archäologische Abhandlung. Leipzig, Engelmann.</item></list> Reinhard Kekule: <list><item> Die Ballustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen, ehb.</item><item> Die antiken Bildwerke im Theseion zu Athen, ehb.</item><item> Die Gruppe des Künstlers Menelaos, ehb.</item></list><lb/><lb/> </head><lb/> <p xml:id="ID_1224"> Die erste der genannten Schriften beschäftigt sich mit dem Nachweis der Ge¬<lb/> stalt, welche die Göttin Hebe in der alten Kunst gewonnen hat. Die Darlegung<lb/> der Borstellung, die sich im religiösen Glauben der Griechen mit dieser Göttin ver¬<lb/> band und der verschiedenen Darstellungen, welche sie in den auf uns gekommenen<lb/> Denkmälern gefunden hat, dient dem Verfasser als Grundlage für den Nachweis,<lb/> daß wir in einem schönen kleinen Marmorkopf, der vor einigen Jahren in Rom<lb/> aufgetaucht ist, Hebe erkennen dürfen. Die Untersuchung ist sehr geeignet, eine Ein¬<lb/> sicht zu eröffnen in jenen eigenthümlichen schöpferischen Proceß, durch den die griechi¬<lb/> schen Götter eine feste, greifbare Gestalt gewonnen haben, und in die Gesetze, nach<lb/> denen die Phantasie des Volkes und der Künstler dabei thätig war. Wie aus jeder<lb/> einzelnen Wurzel die Sprache ganze Sippen sinnverwandter Wörter zu entwickeln<lb/> pflegt, so haben die Griechen aus gewissen Grundtypen der vornehmsten und popu¬<lb/> lärsten Götter die Gestalten der übrigen herauszubilden verstanden, nicht willkürlich,<lb/> sondern mit der absichtslosen Gesetzmäßigkeit, die wir an dem Entwicklungsprocesse<lb/> der organischen Natur bewundern. Ebenso giebt die vortreffliche Darstellung der<lb/> verschiedenen Phasen, welche die Gestaltung der Hebe durchlaufen hat, eine belehrende<lb/> Anschauung von der weiteren Fortbildung der Göttertypen nach ihrer ersten und<lb/> maßgebenden Fixirung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1225"> Die zweite Schrift ist der Miederherstellung eines in Trümmern auf uns ge¬<lb/> kommenen Monumentes gewidmet. Am Aufgang zur Burg von Athen springt rechts<lb/> eine Bastion vor, im Alterthum bekrönt von einem kleinen Tempel der Athena-Nike,<lb/> den L. Roß mit seinen Freunden schaudert und Hansen aus den vorgefundenen<lb/> Theilen beinahe vollständig wieder zusammengesetzt hat, nachdem er von den Türken<lb/> vor etwa zweihundert Jahren abgetragen worden war. Diese Bastion hatte auf der<lb/> dem Burgaufgang zugekehrten Seite eine Ballustrade, deren der besten Zeit ange-<lb/> höriger Reliefschmuck sich auf die als Siegesgöttin verehrte Athene bezog. Von<lb/> diesem Bildwerk ist es dem Verf. gelungen, unter den aus der Burg aufgespeicherten<lb/> Trümmern neue Bruchstücke aufzufinden, und mit ihrer Hilfe die einstige Composi-<lb/> tion in ihren Grundzügen festzustellen. Die Schönheit und Anmuth des Werkes<lb/> tritt dadurch in ein neues und Helles Licht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1226" next="#ID_1227"> Wie diese Schrift, so ist auch die Beschreibung der im Theseion zu Athen auf-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0407]
Büchelchen herauszulesen: Der Sinn für das Einfache und Wahrscheinliche, das Ver¬
ständniß für Absichten und Gedankengänge eines Künstlers, das sich darin ausspricht,
wird Jeden wohlthuend berühren. Diejenigen aber, die ihm im Leben begegnet sind,
gedenken seiner mit Wehmuth als eines vortrefflichen und liebenswerthen Mensche«.
Sie und mit ihnen alle, die an diesen Studien Theil nehmen, stehen auch an diesem
Grab, um eine schöne Hoffnung ärmer, wie man sie an den Beginn dieser Lauf¬
bahn knüpfen durfte; aber zugleich mit dem Gefühl der Ergebung, das jeder uns
einflößt, der unter allen Umständen da steht, wohin ihn die Pflicht ruft, und thut
was er schuldig ist.
Hebe, eine archäologische Abhandlung. Leipzig, Engelmann.
Reinhard Kekule: Die Ballustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen, ehb.
Die antiken Bildwerke im Theseion zu Athen, ehb.
Die Gruppe des Künstlers Menelaos, ehb.
Die erste der genannten Schriften beschäftigt sich mit dem Nachweis der Ge¬
stalt, welche die Göttin Hebe in der alten Kunst gewonnen hat. Die Darlegung
der Borstellung, die sich im religiösen Glauben der Griechen mit dieser Göttin ver¬
band und der verschiedenen Darstellungen, welche sie in den auf uns gekommenen
Denkmälern gefunden hat, dient dem Verfasser als Grundlage für den Nachweis,
daß wir in einem schönen kleinen Marmorkopf, der vor einigen Jahren in Rom
aufgetaucht ist, Hebe erkennen dürfen. Die Untersuchung ist sehr geeignet, eine Ein¬
sicht zu eröffnen in jenen eigenthümlichen schöpferischen Proceß, durch den die griechi¬
schen Götter eine feste, greifbare Gestalt gewonnen haben, und in die Gesetze, nach
denen die Phantasie des Volkes und der Künstler dabei thätig war. Wie aus jeder
einzelnen Wurzel die Sprache ganze Sippen sinnverwandter Wörter zu entwickeln
pflegt, so haben die Griechen aus gewissen Grundtypen der vornehmsten und popu¬
lärsten Götter die Gestalten der übrigen herauszubilden verstanden, nicht willkürlich,
sondern mit der absichtslosen Gesetzmäßigkeit, die wir an dem Entwicklungsprocesse
der organischen Natur bewundern. Ebenso giebt die vortreffliche Darstellung der
verschiedenen Phasen, welche die Gestaltung der Hebe durchlaufen hat, eine belehrende
Anschauung von der weiteren Fortbildung der Göttertypen nach ihrer ersten und
maßgebenden Fixirung.
Die zweite Schrift ist der Miederherstellung eines in Trümmern auf uns ge¬
kommenen Monumentes gewidmet. Am Aufgang zur Burg von Athen springt rechts
eine Bastion vor, im Alterthum bekrönt von einem kleinen Tempel der Athena-Nike,
den L. Roß mit seinen Freunden schaudert und Hansen aus den vorgefundenen
Theilen beinahe vollständig wieder zusammengesetzt hat, nachdem er von den Türken
vor etwa zweihundert Jahren abgetragen worden war. Diese Bastion hatte auf der
dem Burgaufgang zugekehrten Seite eine Ballustrade, deren der besten Zeit ange-
höriger Reliefschmuck sich auf die als Siegesgöttin verehrte Athene bezog. Von
diesem Bildwerk ist es dem Verf. gelungen, unter den aus der Burg aufgespeicherten
Trümmern neue Bruchstücke aufzufinden, und mit ihrer Hilfe die einstige Composi-
tion in ihren Grundzügen festzustellen. Die Schönheit und Anmuth des Werkes
tritt dadurch in ein neues und Helles Licht.
Wie diese Schrift, so ist auch die Beschreibung der im Theseion zu Athen auf-
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