Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.Nutzen für die Wissenschaft ausgezogen, haben hauptsächlich doch der andern Als dieselbe vor fünf Vierteljahren auslief, war Admiral Jachmann einer In der Organisation des Unternehmens sind einige Fehler begangen Nutzen für die Wissenschaft ausgezogen, haben hauptsächlich doch der andern Als dieselbe vor fünf Vierteljahren auslief, war Admiral Jachmann einer In der Organisation des Unternehmens sind einige Fehler begangen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0031" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124737"/> <p xml:id="ID_68" prev="#ID_67"> Nutzen für die Wissenschaft ausgezogen, haben hauptsächlich doch der andern<lb/> wichtigen Seite der Unternehmung, der nautischen gedient. Eine Eisschollen¬<lb/> fahrt wie die ihrige steht ziemlich ohne Beispiel in der Geschichte der arktischen<lb/> Reisen. Das Verlangen deutscher Seeleute aber, ihre Ebenbürtigkeit mit<lb/> den Seeleuten anderer Nationen durch Thaten darzuthun, wie sie auch im<lb/> Frieden möglich sind, hat vielleicht noch mehr als die gelehrten Wünsche<lb/> von Geographen und Naturforschern dazu beigetragen, daß die Expedition<lb/> flott wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_69"> Als dieselbe vor fünf Vierteljahren auslief, war Admiral Jachmann einer<lb/> der skeptischesten unter den offiziellen Zuschauern, wie seine Aeußerungen klär-<lb/> lich ergaben. Mit welchen Gefühlen mag er jetzt Capitän Koldewey und<lb/> dessen Begleitung haben zurückkehren sehen, in dem Augenblicke, wo er der<lb/> abgezogenen französischen Panzerflotte von der Höhe der Außenstade aus mit<lb/> dem schmerzlichen Bedauern nachsehen mußte, daß sie ihm leider keine Gelegen¬<lb/> heit gegeben hatte, sich mit feindlichen Streitkräften unter einigermaßen gleichen<lb/> Verhältnissen zu messen! Sollte da seine Würdigung der Polarfahrten als<lb/> ein Mittel zur-Hebung des praktischen Seemannsstandes nicht ein wenig ge¬<lb/> stiegen sein? Uebungsfahrten in offenem Wasser können dieselben, was Heraus¬<lb/> forderung alles Männlichen im Manne betrifft, doch nicht ganz ersetzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_70" next="#ID_71"> In der Organisation des Unternehmens sind einige Fehler begangen<lb/> worden und Schwächen übrig geblieben, welche nicht umhin konnten sich zu<lb/> rächen. Man hat namentlich versäumt, Macht und Verantwortlichkeit auf<lb/> alle einwirkenden Personen oder Kreise genau zu vertheilen, und die Vorberei¬<lb/> tungen im Frühjahre 1869 haben zu spät begonnen. Der letztere Mangel ist<lb/> jedoch, Dank den energischen Eingriffen des Bremer Comites, im ganzen noch<lb/> rechtzeitig ausgeglichen worden, sodaß nichts wesentliches entbehrt worden<lb/> zu sein scheint. Dagegen hat ein klar und scharf definirtes Verhältniß dieses<lb/> Comites zu anderen Hilfscomites und zu Dr. Petermann, sowie das Dr.<lb/> Petermanns als Urheber zu Capitän Koldewey als Befehlshaber der Expe¬<lb/> dition nicht zu Stande kommen wollen. Die Folgen haben sich in Differenzen<lb/> während der Fahrt zwischen einem der mitgegangenen Gelehrten und dem<lb/> Führer der „Germania" sowie dessen übrigen Gefährten gezeigt, die sogar<lb/> eine politische Färbung haben annehmen können, insofern Oberlieutenant<lb/> Payer eifersüchtig darüber wachte, daß die norddeutsche Bundesflagge niemals<lb/> ohne die schwarzgelbe Flagge neben ihr irgendwo auf srischentdecktem Lande<lb/> aufgezogen wurde, und ferner nach der Rückkehr zu Gunsten Wiens An¬<lb/> sprüche an die mitgebrachten Naturalien erhob, welche ihm die Andern nicht<lb/> glaubten zugestehen zu können. Ebenso hatte er sich schon unterwegs beklagt,<lb/> daß man nicht genug Schlittenfahrten anstelle; während mit dem Capitän<lb/> die übrigen Gelehrten — Dr. Bürgen aus Schleswig. Dr. Panhas aus Kiel</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0031]
Nutzen für die Wissenschaft ausgezogen, haben hauptsächlich doch der andern
wichtigen Seite der Unternehmung, der nautischen gedient. Eine Eisschollen¬
fahrt wie die ihrige steht ziemlich ohne Beispiel in der Geschichte der arktischen
Reisen. Das Verlangen deutscher Seeleute aber, ihre Ebenbürtigkeit mit
den Seeleuten anderer Nationen durch Thaten darzuthun, wie sie auch im
Frieden möglich sind, hat vielleicht noch mehr als die gelehrten Wünsche
von Geographen und Naturforschern dazu beigetragen, daß die Expedition
flott wurde.
Als dieselbe vor fünf Vierteljahren auslief, war Admiral Jachmann einer
der skeptischesten unter den offiziellen Zuschauern, wie seine Aeußerungen klär-
lich ergaben. Mit welchen Gefühlen mag er jetzt Capitän Koldewey und
dessen Begleitung haben zurückkehren sehen, in dem Augenblicke, wo er der
abgezogenen französischen Panzerflotte von der Höhe der Außenstade aus mit
dem schmerzlichen Bedauern nachsehen mußte, daß sie ihm leider keine Gelegen¬
heit gegeben hatte, sich mit feindlichen Streitkräften unter einigermaßen gleichen
Verhältnissen zu messen! Sollte da seine Würdigung der Polarfahrten als
ein Mittel zur-Hebung des praktischen Seemannsstandes nicht ein wenig ge¬
stiegen sein? Uebungsfahrten in offenem Wasser können dieselben, was Heraus¬
forderung alles Männlichen im Manne betrifft, doch nicht ganz ersetzen.
In der Organisation des Unternehmens sind einige Fehler begangen
worden und Schwächen übrig geblieben, welche nicht umhin konnten sich zu
rächen. Man hat namentlich versäumt, Macht und Verantwortlichkeit auf
alle einwirkenden Personen oder Kreise genau zu vertheilen, und die Vorberei¬
tungen im Frühjahre 1869 haben zu spät begonnen. Der letztere Mangel ist
jedoch, Dank den energischen Eingriffen des Bremer Comites, im ganzen noch
rechtzeitig ausgeglichen worden, sodaß nichts wesentliches entbehrt worden
zu sein scheint. Dagegen hat ein klar und scharf definirtes Verhältniß dieses
Comites zu anderen Hilfscomites und zu Dr. Petermann, sowie das Dr.
Petermanns als Urheber zu Capitän Koldewey als Befehlshaber der Expe¬
dition nicht zu Stande kommen wollen. Die Folgen haben sich in Differenzen
während der Fahrt zwischen einem der mitgegangenen Gelehrten und dem
Führer der „Germania" sowie dessen übrigen Gefährten gezeigt, die sogar
eine politische Färbung haben annehmen können, insofern Oberlieutenant
Payer eifersüchtig darüber wachte, daß die norddeutsche Bundesflagge niemals
ohne die schwarzgelbe Flagge neben ihr irgendwo auf srischentdecktem Lande
aufgezogen wurde, und ferner nach der Rückkehr zu Gunsten Wiens An¬
sprüche an die mitgebrachten Naturalien erhob, welche ihm die Andern nicht
glaubten zugestehen zu können. Ebenso hatte er sich schon unterwegs beklagt,
daß man nicht genug Schlittenfahrten anstelle; während mit dem Capitän
die übrigen Gelehrten — Dr. Bürgen aus Schleswig. Dr. Panhas aus Kiel
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