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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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werden muß. Wenn Preußen bisher von 43 Stimmen 17 hatte, also fünf
weniger als die kleinste Majorität, so würde es bei dem neuen Verhältniß
von 58 zu 17, fortan 13 weniger als die kleinste Majorität, weit weniger
als ein Drittel der gesammten Stimmen führen. Durch ein so großes Mi߬
verhältniß würde sich die gesammte Bevölkerung des preußischen Staats be¬
drückt fühlen. Eine Vermehrung der preußischen Stimmen auf 22 würde bei
einem Verhältniß von 63 zu 22 immer noch 10 außerpreußische Stimmen
für die kleinste Majorität nöthig machen. Und dies Verhältniß erscheint uns
als die äußreste Concession, welche 25 Millionen Deutsche an 13^ Million
machen können. -- Was endlich die Theilnahme des Elsaß an dem Reichs¬
tage betrifft so sind wir der Meinung, daß man für die nächsten Jahre, wo
dort ein Ausnahmezustand nöthig wird, sich hüten soll, französische Proteste in
unsere Berathungen zu tragen, wir haben genug an solchen aus Nordschleswig
und Posen. -- Möge die patriotische Schrift auch an der Stelle im fremden
Land ihre Wirkung ausüben, um welche sich jetzt Gedanken und Hoffnung
deutschen Stämme sammeln.


?


Unsern Lesern.

Die Unterzeichneten zeigen den Correjpondenten und Lesern des Blattes
an. daß sie mit Ende dieses Jahres ihre Verbindung mit den Grenzboten
aufgeben müssen.

Der Gegensatz, welcher sich zwischen unserer Behandlung religiöser Fragen
und dem confessionellen Standpunkt des Herrn Verlegers aufthat, machte die
Lösung des Verhältnisses nöthig, welches einen der Unterzeichneten seit dem
Jahr 1848 mit den deutschen Lesern verbunden hat.


Gustav Freytag. Max Jordan. Alfred Dove,
als derzeitiger Redacteur.


Verantwortlicher Redacteur: Alfred Dove.


Den verehrlichen Mitarbeitern und Lesern der Grenzboten hierdurch die
ergebenste Mittheilung, daß ich die zeither den Herren Dr. G. Freytag und
Dr. Max I o r d a n ' zugehörige Hälfte dieser Zeitschrift bet einer contract-
gemäß unter den bisherigen Miteigenthümern derselben stattgefundenen Ver¬
steigerung durch Höchstgebot erworben habe, und dadurch vom I.Januar 1871
deren alleiniger Eigenthümer geworden bin. Die in Bezug auf die Redac¬
tion eintretenden personellen Aenderungen behalte ich mir vor, seiner Zeit
zur Kenntniß der resp. Leser zu bringen.

In sachlicher Beziehung werde ich dafür besorgt sein, daß die zeitherige
politische Richtung, jedoch unter steter Berücksichtigung der inzwischen in dem
deutschen Staatsleben eingetretenen Veränderungen, auch künftig eingehalten
werde. Das Gebiet religiöser Polemik wird in ihr künuig ausgeschlossen sein.

Die Erhaltung vieler bisheriger, und die Gewinnung neuer tüchtiger
Mitarbeiter an derselben gibt mir die Gewähr, daß auch unter neuer Re¬
daction die Grenzboten den Platz behaupten werden, den sie seit 29 Jahren
in meinem Verlage auf politisch-literarischem Gebiete einnahmen.


Friedrich Ludwig Herbig
(Fr. Wilh. Grunow).


Verlag vou F. L. Hcrbig. Druck von Hiithel " Legler in Leipzig.

werden muß. Wenn Preußen bisher von 43 Stimmen 17 hatte, also fünf
weniger als die kleinste Majorität, so würde es bei dem neuen Verhältniß
von 58 zu 17, fortan 13 weniger als die kleinste Majorität, weit weniger
als ein Drittel der gesammten Stimmen führen. Durch ein so großes Mi߬
verhältniß würde sich die gesammte Bevölkerung des preußischen Staats be¬
drückt fühlen. Eine Vermehrung der preußischen Stimmen auf 22 würde bei
einem Verhältniß von 63 zu 22 immer noch 10 außerpreußische Stimmen
für die kleinste Majorität nöthig machen. Und dies Verhältniß erscheint uns
als die äußreste Concession, welche 25 Millionen Deutsche an 13^ Million
machen können. — Was endlich die Theilnahme des Elsaß an dem Reichs¬
tage betrifft so sind wir der Meinung, daß man für die nächsten Jahre, wo
dort ein Ausnahmezustand nöthig wird, sich hüten soll, französische Proteste in
unsere Berathungen zu tragen, wir haben genug an solchen aus Nordschleswig
und Posen. — Möge die patriotische Schrift auch an der Stelle im fremden
Land ihre Wirkung ausüben, um welche sich jetzt Gedanken und Hoffnung
deutschen Stämme sammeln.


?


Unsern Lesern.

Die Unterzeichneten zeigen den Correjpondenten und Lesern des Blattes
an. daß sie mit Ende dieses Jahres ihre Verbindung mit den Grenzboten
aufgeben müssen.

Der Gegensatz, welcher sich zwischen unserer Behandlung religiöser Fragen
und dem confessionellen Standpunkt des Herrn Verlegers aufthat, machte die
Lösung des Verhältnisses nöthig, welches einen der Unterzeichneten seit dem
Jahr 1848 mit den deutschen Lesern verbunden hat.


Gustav Freytag. Max Jordan. Alfred Dove,
als derzeitiger Redacteur.


Verantwortlicher Redacteur: Alfred Dove.


Den verehrlichen Mitarbeitern und Lesern der Grenzboten hierdurch die
ergebenste Mittheilung, daß ich die zeither den Herren Dr. G. Freytag und
Dr. Max I o r d a n ' zugehörige Hälfte dieser Zeitschrift bet einer contract-
gemäß unter den bisherigen Miteigenthümern derselben stattgefundenen Ver¬
steigerung durch Höchstgebot erworben habe, und dadurch vom I.Januar 1871
deren alleiniger Eigenthümer geworden bin. Die in Bezug auf die Redac¬
tion eintretenden personellen Aenderungen behalte ich mir vor, seiner Zeit
zur Kenntniß der resp. Leser zu bringen.

In sachlicher Beziehung werde ich dafür besorgt sein, daß die zeitherige
politische Richtung, jedoch unter steter Berücksichtigung der inzwischen in dem
deutschen Staatsleben eingetretenen Veränderungen, auch künftig eingehalten
werde. Das Gebiet religiöser Polemik wird in ihr künuig ausgeschlossen sein.

Die Erhaltung vieler bisheriger, und die Gewinnung neuer tüchtiger
Mitarbeiter an derselben gibt mir die Gewähr, daß auch unter neuer Re¬
daction die Grenzboten den Platz behaupten werden, den sie seit 29 Jahren
in meinem Verlage auf politisch-literarischem Gebiete einnahmen.


Friedrich Ludwig Herbig
(Fr. Wilh. Grunow).


Verlag vou F. L. Hcrbig. Druck von Hiithel » Legler in Leipzig.
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[0208] werden muß. Wenn Preußen bisher von 43 Stimmen 17 hatte, also fünf weniger als die kleinste Majorität, so würde es bei dem neuen Verhältniß von 58 zu 17, fortan 13 weniger als die kleinste Majorität, weit weniger als ein Drittel der gesammten Stimmen führen. Durch ein so großes Mi߬ verhältniß würde sich die gesammte Bevölkerung des preußischen Staats be¬ drückt fühlen. Eine Vermehrung der preußischen Stimmen auf 22 würde bei einem Verhältniß von 63 zu 22 immer noch 10 außerpreußische Stimmen für die kleinste Majorität nöthig machen. Und dies Verhältniß erscheint uns als die äußreste Concession, welche 25 Millionen Deutsche an 13^ Million machen können. — Was endlich die Theilnahme des Elsaß an dem Reichs¬ tage betrifft so sind wir der Meinung, daß man für die nächsten Jahre, wo dort ein Ausnahmezustand nöthig wird, sich hüten soll, französische Proteste in unsere Berathungen zu tragen, wir haben genug an solchen aus Nordschleswig und Posen. — Möge die patriotische Schrift auch an der Stelle im fremden Land ihre Wirkung ausüben, um welche sich jetzt Gedanken und Hoffnung deutschen Stämme sammeln. ? Unsern Lesern. Die Unterzeichneten zeigen den Correjpondenten und Lesern des Blattes an. daß sie mit Ende dieses Jahres ihre Verbindung mit den Grenzboten aufgeben müssen. Der Gegensatz, welcher sich zwischen unserer Behandlung religiöser Fragen und dem confessionellen Standpunkt des Herrn Verlegers aufthat, machte die Lösung des Verhältnisses nöthig, welches einen der Unterzeichneten seit dem Jahr 1848 mit den deutschen Lesern verbunden hat. Gustav Freytag. Max Jordan. Alfred Dove, als derzeitiger Redacteur. Verantwortlicher Redacteur: Alfred Dove. Den verehrlichen Mitarbeitern und Lesern der Grenzboten hierdurch die ergebenste Mittheilung, daß ich die zeither den Herren Dr. G. Freytag und Dr. Max I o r d a n ' zugehörige Hälfte dieser Zeitschrift bet einer contract- gemäß unter den bisherigen Miteigenthümern derselben stattgefundenen Ver¬ steigerung durch Höchstgebot erworben habe, und dadurch vom I.Januar 1871 deren alleiniger Eigenthümer geworden bin. Die in Bezug auf die Redac¬ tion eintretenden personellen Aenderungen behalte ich mir vor, seiner Zeit zur Kenntniß der resp. Leser zu bringen. In sachlicher Beziehung werde ich dafür besorgt sein, daß die zeitherige politische Richtung, jedoch unter steter Berücksichtigung der inzwischen in dem deutschen Staatsleben eingetretenen Veränderungen, auch künftig eingehalten werde. Das Gebiet religiöser Polemik wird in ihr künuig ausgeschlossen sein. Die Erhaltung vieler bisheriger, und die Gewinnung neuer tüchtiger Mitarbeiter an derselben gibt mir die Gewähr, daß auch unter neuer Re¬ daction die Grenzboten den Platz behaupten werden, den sie seit 29 Jahren in meinem Verlage auf politisch-literarischem Gebiete einnahmen. Friedrich Ludwig Herbig (Fr. Wilh. Grunow). Verlag vou F. L. Hcrbig. Druck von Hiithel » Legler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/208>, abgerufen am 22.12.2024.