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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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geworden. Da kommt uns das Werk Böckh's so recht gelegen, das uns
buchstäblich lehrt, wie stark wir drinnen und draußen sind, das uns anweist,
wo und wen es zu schützen oder zu retten gilt. Das Nationalitätspnncip,
wie er es erlaub re, werden wir nun friedlich aber ernstlich für die Unseren
in der Fremde gellend machen müssen, in Rußland wie in Belgien; wir
werden zugleich durch das bloße Dusein unserer Einheit den Sprachgenossen
in Oestreich-Ungarn Festigkeit und Kühnheit wieder einflößen, wovon sich
schon erfreuliche Spuren zeigen. Es muß ein Tag kommen, wo man überall
auf dem Erdkreis den deutschen Namen verehrt und scheut in jedem selner
Träger, wie es einst mit dem römischen geschah.

Bücher, wie dos Richard Böckh's, pflegen in Deutschland leider ein
eigenthümliches Schicksal zu haben: man schreibt sie aus; es geht ihnen wie
orientalischen Fürsten, sie kennen bald ihre Kinder nicht mehr, denn ihrer
sind allzuviele. Auch diesem wird dies ruhmvolle aber leidige Loos nicht
erspart werden, wir möchten aber doch darauf dringen, daß zum mindesten
jeder Lehrer der Jugend, der die Ehre hat, nationale Landeskunde oder
vaterländische Geschichte vorzutragen, hier an die Quelle gehe, statt das ab¬
gestandene Wasser geographisch-statistischer Compendien zu schöpfen und zu
schenken. Für den Versasser selbst haben wir einen anderen Wunsch: gerade
für statistische Unternehmungen dieser Art ist die breiteste Operationsbasis durchaus
geboten. Manche kleine Musteruntersuchung mag unter der Glasglocke des
Klein- oder Mittelstaats gedeihen; Nationalarbeiten, wie die Böckh's, unvoll-
endbar, wie sie sind, und doch immer weiter zu führen nach allen Dieners
sionen, müssen von weitwirkenden Krastcentren aus geleitet und geleistet
werden, sagen wir es kurz: das preußische statistische Bureau ist in ein deutsche
zu verwandeln I


a/D.


Ein Vorschlag zur Annexion der Geister in Elsaß und Lothringen.

Die Wiedergewinnung der deutschen Westmarken ist so gut wie voll¬
zogen und inmitten der mannigfachen Aufgaben, die sich unser Volk augen¬
blicklich gestellt sieht, kommt ihm noch die Aufgabe, der Pflege des deutschen
Geistes in den wiedererlangten Ländern bedächtigen aber festen Sinnes in
die Hand zu nehmen. Wir machen nur unverjährte und unverjährbare
Rechte geltend, indem wir jenen alten deutschen Boden, jene Plätze wieder
mit uns vereinigen, welche unaustilgbare Spuren deutschen Wesens tragen,


geworden. Da kommt uns das Werk Böckh's so recht gelegen, das uns
buchstäblich lehrt, wie stark wir drinnen und draußen sind, das uns anweist,
wo und wen es zu schützen oder zu retten gilt. Das Nationalitätspnncip,
wie er es erlaub re, werden wir nun friedlich aber ernstlich für die Unseren
in der Fremde gellend machen müssen, in Rußland wie in Belgien; wir
werden zugleich durch das bloße Dusein unserer Einheit den Sprachgenossen
in Oestreich-Ungarn Festigkeit und Kühnheit wieder einflößen, wovon sich
schon erfreuliche Spuren zeigen. Es muß ein Tag kommen, wo man überall
auf dem Erdkreis den deutschen Namen verehrt und scheut in jedem selner
Träger, wie es einst mit dem römischen geschah.

Bücher, wie dos Richard Böckh's, pflegen in Deutschland leider ein
eigenthümliches Schicksal zu haben: man schreibt sie aus; es geht ihnen wie
orientalischen Fürsten, sie kennen bald ihre Kinder nicht mehr, denn ihrer
sind allzuviele. Auch diesem wird dies ruhmvolle aber leidige Loos nicht
erspart werden, wir möchten aber doch darauf dringen, daß zum mindesten
jeder Lehrer der Jugend, der die Ehre hat, nationale Landeskunde oder
vaterländische Geschichte vorzutragen, hier an die Quelle gehe, statt das ab¬
gestandene Wasser geographisch-statistischer Compendien zu schöpfen und zu
schenken. Für den Versasser selbst haben wir einen anderen Wunsch: gerade
für statistische Unternehmungen dieser Art ist die breiteste Operationsbasis durchaus
geboten. Manche kleine Musteruntersuchung mag unter der Glasglocke des
Klein- oder Mittelstaats gedeihen; Nationalarbeiten, wie die Böckh's, unvoll-
endbar, wie sie sind, und doch immer weiter zu führen nach allen Dieners
sionen, müssen von weitwirkenden Krastcentren aus geleitet und geleistet
werden, sagen wir es kurz: das preußische statistische Bureau ist in ein deutsche
zu verwandeln I


a/D.


Ein Vorschlag zur Annexion der Geister in Elsaß und Lothringen.

Die Wiedergewinnung der deutschen Westmarken ist so gut wie voll¬
zogen und inmitten der mannigfachen Aufgaben, die sich unser Volk augen¬
blicklich gestellt sieht, kommt ihm noch die Aufgabe, der Pflege des deutschen
Geistes in den wiedererlangten Ländern bedächtigen aber festen Sinnes in
die Hand zu nehmen. Wir machen nur unverjährte und unverjährbare
Rechte geltend, indem wir jenen alten deutschen Boden, jene Plätze wieder
mit uns vereinigen, welche unaustilgbare Spuren deutschen Wesens tragen,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/194>, abgerufen am 22.12.2024.