Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.Schriften M historischen Beleuchtung der Zeitereignisse. 1. Elsaß und Lothringen, Nachweis wie diese Provinzen dem deutschen Reiche Elsaß und Lothringen und kein Ende! werden unsere Leser ausrufen; wer aber Schriften M historischen Beleuchtung der Zeitereignisse. 1. Elsaß und Lothringen, Nachweis wie diese Provinzen dem deutschen Reiche Elsaß und Lothringen und kein Ende! werden unsere Leser ausrufen; wer aber <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0167" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124873"/> </div> <div n="1"> <head> Schriften M historischen Beleuchtung der Zeitereignisse.</head><lb/> <p xml:id="ID_513"> 1. Elsaß und Lothringen, Nachweis wie diese Provinzen dem deutschen Reiche<lb/> verloren gingen. Von Adolf Schmidt. 3. verm. Aufl. Leipzig, Veit u. Co.<lb/> 1870. 2. Zur französischen Grenzregulirung. Deutsche Denkschriften<lb/> aus den Verhandlungen des zweiten Pariser Friedens. Berlin, A. Charifius.<lb/> 1870. 3. Wie wir wieder ein Volk geworden sind. Von Hermann<lb/> Baumgarten. Leipzig, S. Hirzel. 1870.</p><lb/> <p xml:id="ID_514"> Elsaß und Lothringen und kein Ende! werden unsere Leser ausrufen; wer aber<lb/> unter uns den Anfang damit gemacht hat, verdient dafür doch wohl ein theilnehmen¬<lb/> des Wort. Adolf Schmidt, der niemals über der Betrachtung der historischen<lb/> Vergangenheit versäumt hat, der zeitgenössischen Geschichte die lebendigste Aufmerk¬<lb/> samkeit zu schenken, hat schon im Jahre 1859, als die Möglichkeit eines gesammt-<lb/> deutschen Krieges gegen Napoleon nahe genug hereinblickte, ein historisches Sünden¬<lb/> register der französischen Politik gegen uns zusammengestellt, das denn nun im<lb/> laufenden Jahre unserem Publicum erst recht zustatten kommen mußte. Daß der<lb/> zweiten Auflage vom 8. September d. I. schon nach 18 Tagen die dritte gefolgt<lb/> ist, beweist mehr, als Worte vermöchten, wie zeitgemäß das Büchlein geworden ist.<lb/> Von zusammenhängender Geschichtsdarstellung kann dabei natürlich keine Rede sein;<lb/> die Schrift macht mehr den Eindruck einer Anklageacte, die ein beredter Anwalt<lb/> unserer schwergekränkten Nation gegen ihren räuberischen Nachbar aufgesetzt hat, nur<lb/> daß statt juristischer Beweisstücke historische erbracht sind, welche Punkt für Punkt,<lb/> von 1652—1735, die Schuld des Angeklagten handgreiflich an den Tag legen.<lb/> Nun, die Jury unserer öffentlichen Meinung hat längst ihr Schuldig gesprochen,<lb/> unsere Staatsmänner stehen als Richter bereit das Strafmaß zu verkünden. Denen<lb/> aber unter unseren Landsleuten, die wie sentimentale Geschworene noch immer sich<lb/> wenigstens der Stimme enthalten möchten, empfehlen wir besonders den von Schmidt<lb/> neu eingeschalteten Abschnitt VI. über den zweiten Pariser Frieden zu lesen, wo sich<lb/> jedermann überführen kann, wie überzeugend schon 1815 unsere Diplomaten und<lb/> Patrioten, darunter auch Prinzen und Generale, die Gerechtigkeit einer Heimforde¬<lb/> rung von Elsaß-Lothringen dargethan, wie prophetisch sie die verderblichen Folgen<lb/> falscher Großmuth gegen Frankreich voraus verkündet haben. Schmidt citirt die<lb/> leitenden Gedanken aus den einschlagenden Gutachten und Denkschriften in großer<lb/> Vollständigkeit; wer die wichtigsten derselben in oxwnso lesen will, findet sie in der<lb/> zweiten oben angeführten Schrift „Zur französischen Grenzregulirung" in dankens-<lb/> werther Weise aus Schaumann's und Gagern's Werken über den zweiten Pariser<lb/> Frieden zusammengedruckt. Aus der Einleitung des ungenannten Herausgebers<lb/> heben wir als beachtenswerth den Gedanken hervor, daß die damalige Ungunst der<lb/> übrigen Großmächte nicht, wie meist geschieht, auf eine bewußt dem Wohle Deutsch¬<lb/> lands zuwiderlaufende Politik zurückzuführen sei, nein vielmehr auf die Theilnahm-<lb/> losigkeit jener Mächte für unsere Interessen, nachdem sie all' ihre eigenen Forderun¬<lb/> gen befriedigt sahen. Preußen seinerseits sei nicht in der Lage gewesen, durch das<lb/> Anerbieten besonderer Vortheile die Unterstützung der anderen sür seine billigen<lb/> Wünsche zu gewinnen. Es wären hiernach unsere Forderungen 1815 ganz aus den¬<lb/> selben Gründen unerfüllt geblieben, wie 1618 die pommerischen des großen Kur¬<lb/> fürsten, dessen kleinem Staate es gleichfalls an Kraft gebrach, der Vernunft und<lb/> Gerechtigkeit seiner Sache bei der Indolenz seiner Verbündeten zum Siege zu ver¬<lb/> helfen. 'Wie anders steht das heute! Man kann diese Schriften jetzt überhaupt<lb/> nicht lesen ohne das behagliche Gefühl, mit dem man aus wohlgeheizten Zimmer<lb/> durch die Scheiben auf ein unfreundliches Schneetreiben hinausblickt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0167]
Schriften M historischen Beleuchtung der Zeitereignisse.
1. Elsaß und Lothringen, Nachweis wie diese Provinzen dem deutschen Reiche
verloren gingen. Von Adolf Schmidt. 3. verm. Aufl. Leipzig, Veit u. Co.
1870. 2. Zur französischen Grenzregulirung. Deutsche Denkschriften
aus den Verhandlungen des zweiten Pariser Friedens. Berlin, A. Charifius.
1870. 3. Wie wir wieder ein Volk geworden sind. Von Hermann
Baumgarten. Leipzig, S. Hirzel. 1870.
Elsaß und Lothringen und kein Ende! werden unsere Leser ausrufen; wer aber
unter uns den Anfang damit gemacht hat, verdient dafür doch wohl ein theilnehmen¬
des Wort. Adolf Schmidt, der niemals über der Betrachtung der historischen
Vergangenheit versäumt hat, der zeitgenössischen Geschichte die lebendigste Aufmerk¬
samkeit zu schenken, hat schon im Jahre 1859, als die Möglichkeit eines gesammt-
deutschen Krieges gegen Napoleon nahe genug hereinblickte, ein historisches Sünden¬
register der französischen Politik gegen uns zusammengestellt, das denn nun im
laufenden Jahre unserem Publicum erst recht zustatten kommen mußte. Daß der
zweiten Auflage vom 8. September d. I. schon nach 18 Tagen die dritte gefolgt
ist, beweist mehr, als Worte vermöchten, wie zeitgemäß das Büchlein geworden ist.
Von zusammenhängender Geschichtsdarstellung kann dabei natürlich keine Rede sein;
die Schrift macht mehr den Eindruck einer Anklageacte, die ein beredter Anwalt
unserer schwergekränkten Nation gegen ihren räuberischen Nachbar aufgesetzt hat, nur
daß statt juristischer Beweisstücke historische erbracht sind, welche Punkt für Punkt,
von 1652—1735, die Schuld des Angeklagten handgreiflich an den Tag legen.
Nun, die Jury unserer öffentlichen Meinung hat längst ihr Schuldig gesprochen,
unsere Staatsmänner stehen als Richter bereit das Strafmaß zu verkünden. Denen
aber unter unseren Landsleuten, die wie sentimentale Geschworene noch immer sich
wenigstens der Stimme enthalten möchten, empfehlen wir besonders den von Schmidt
neu eingeschalteten Abschnitt VI. über den zweiten Pariser Frieden zu lesen, wo sich
jedermann überführen kann, wie überzeugend schon 1815 unsere Diplomaten und
Patrioten, darunter auch Prinzen und Generale, die Gerechtigkeit einer Heimforde¬
rung von Elsaß-Lothringen dargethan, wie prophetisch sie die verderblichen Folgen
falscher Großmuth gegen Frankreich voraus verkündet haben. Schmidt citirt die
leitenden Gedanken aus den einschlagenden Gutachten und Denkschriften in großer
Vollständigkeit; wer die wichtigsten derselben in oxwnso lesen will, findet sie in der
zweiten oben angeführten Schrift „Zur französischen Grenzregulirung" in dankens-
werther Weise aus Schaumann's und Gagern's Werken über den zweiten Pariser
Frieden zusammengedruckt. Aus der Einleitung des ungenannten Herausgebers
heben wir als beachtenswerth den Gedanken hervor, daß die damalige Ungunst der
übrigen Großmächte nicht, wie meist geschieht, auf eine bewußt dem Wohle Deutsch¬
lands zuwiderlaufende Politik zurückzuführen sei, nein vielmehr auf die Theilnahm-
losigkeit jener Mächte für unsere Interessen, nachdem sie all' ihre eigenen Forderun¬
gen befriedigt sahen. Preußen seinerseits sei nicht in der Lage gewesen, durch das
Anerbieten besonderer Vortheile die Unterstützung der anderen sür seine billigen
Wünsche zu gewinnen. Es wären hiernach unsere Forderungen 1815 ganz aus den¬
selben Gründen unerfüllt geblieben, wie 1618 die pommerischen des großen Kur¬
fürsten, dessen kleinem Staate es gleichfalls an Kraft gebrach, der Vernunft und
Gerechtigkeit seiner Sache bei der Indolenz seiner Verbündeten zum Siege zu ver¬
helfen. 'Wie anders steht das heute! Man kann diese Schriften jetzt überhaupt
nicht lesen ohne das behagliche Gefühl, mit dem man aus wohlgeheizten Zimmer
durch die Scheiben auf ein unfreundliches Schneetreiben hinausblickt.
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