Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band.das hohe Thor und das Zeughaus mit seinen charaktervoller Fayaden auf Der vielfältigen Zerstörung der alten Haussa^aber, die doch wesentlich 23*
das hohe Thor und das Zeughaus mit seinen charaktervoller Fayaden auf Der vielfältigen Zerstörung der alten Haussa^aber, die doch wesentlich 23*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0187" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124337"/> <p xml:id="ID_504" prev="#ID_503"> das hohe Thor und das Zeughaus mit seinen charaktervoller Fayaden auf<lb/> Betrieb des kunstsinnigen Commandanten der Stadt, General v. Borcke, in<lb/> letzter Zeit vortrefflich restaurirt worden. Die besonders durch ihre imponi-<lb/> renden Baumassen und die im höchsten Grade malerische Gesammtwirkung<lb/> des Innern bedeutende Marienkirche hat kürzlich für seinen alten aus dem<lb/> Anfang des 16. Jahrh, stammenden sehr werthvollen Hochaltar als Stiftung<lb/> des Kaufmanns Klose eine entsprechende architektonische Bekrönung von der<lb/> Hand des Bildhauers I. Wendler erhalten. Derselbe Künstler wird nun<lb/> auch den Altarraum mit schönen gothischen Chorstühlen umgeben. Die Jo-<lb/> hanniskirche hat ebenfalls als Stiftung' eines Privatmannes neue, schön<lb/> gemalte Fenster erhalten. Eine Wiederherstellung der Se. Georgs-Brüder-<lb/> Halle (jetzt Wohnung des Directors der Kunstschule) wird hoffentlich nicht<lb/> so lange auf sich warten lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_505"> Der vielfältigen Zerstörung der alten Haussa^aber, die doch wesentlich<lb/> den Charakter von Danzig bedingen, sucht man nach Kräften entgegenzu¬<lb/> wirken. Doch kann der Einfluß der Behörden und Einzelnen dem Privat¬<lb/> besitz gegenüber immer nur sehr klein sein. Das größte Verdienst um die<lb/> Erhaltung der alten Schönheit Danzigs erwarb sich der Director der Dan-<lb/> ziger Kunstschule, Prof. I. C. Schultz. Danziger von Geburt, ein Mann<lb/> von diesem Gefühl für Poesie und Kunst, der mit Verständniß und Be¬<lb/> geisterung für alles Schöne, wo auch immer es sich finde, begabt ist. Er<lb/> war und ist noch jetzt unablässig bemüht vom gutem Alten zu halten so<lb/> viel als nur immer möglich. Um mit vereinten Kräften desto wirksamer<lb/> eingreifen zu können, rief er gleichgesinnte Männer zu einem „Verein<lb/> zur Erhaltung der alterthümlichen Kunstwerke Danzigs" zusammen, dessen<lb/> Mitglieder sich verpflichteten, besonders in Privatangelegenheiten durch Rath<lb/> und That zum Bessern hinzulenken. Ueber die Thätigkeit dieses Vereins<lb/> geben die Jahresberichte desselben hinreichenden Aufschluß. Zuletzt, als trotz<lb/> der Bemühungen dieses Vereins und vieler Einzelner die Zerstörung des<lb/> Alten immer größere Dimensionen annahm, ließ der Verein auf seine Kosten<lb/> eine große Anzahl besonders interessanter Gegenstände, welche bisher noch<lb/> nicht abgebildet waren und denen Gefahr der Zerstörung, Verstümmelung<lb/> oder Verschleppung drohte, photographisch oder in Zeichnung abbilden und<lb/> legte auf diese Weise eine, besondere Architectur-Vnder enthaltende Samm¬<lb/> lung an, welche schon jetzt, nach wenigen Jahren, manches enthält, was im<lb/> Original nicht mehr vorhanden ist. An der Vergrößerung dieser Sammlung<lb/> wird, wenn auch nur langsam, so doch andauernd gearbeitet. Doch ist das<lb/> Interesse des Vereins nach mehrern Jahren segensreichen und erfolgreichen<lb/> Wirkens, da derselbe auf immer größeren Widerstand stieß und nur selten<lb/> in erwünschter Weise eingreifen konnte, merklich erkaltet.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 23*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0187]
das hohe Thor und das Zeughaus mit seinen charaktervoller Fayaden auf
Betrieb des kunstsinnigen Commandanten der Stadt, General v. Borcke, in
letzter Zeit vortrefflich restaurirt worden. Die besonders durch ihre imponi-
renden Baumassen und die im höchsten Grade malerische Gesammtwirkung
des Innern bedeutende Marienkirche hat kürzlich für seinen alten aus dem
Anfang des 16. Jahrh, stammenden sehr werthvollen Hochaltar als Stiftung
des Kaufmanns Klose eine entsprechende architektonische Bekrönung von der
Hand des Bildhauers I. Wendler erhalten. Derselbe Künstler wird nun
auch den Altarraum mit schönen gothischen Chorstühlen umgeben. Die Jo-
hanniskirche hat ebenfalls als Stiftung' eines Privatmannes neue, schön
gemalte Fenster erhalten. Eine Wiederherstellung der Se. Georgs-Brüder-
Halle (jetzt Wohnung des Directors der Kunstschule) wird hoffentlich nicht
so lange auf sich warten lassen.
Der vielfältigen Zerstörung der alten Haussa^aber, die doch wesentlich
den Charakter von Danzig bedingen, sucht man nach Kräften entgegenzu¬
wirken. Doch kann der Einfluß der Behörden und Einzelnen dem Privat¬
besitz gegenüber immer nur sehr klein sein. Das größte Verdienst um die
Erhaltung der alten Schönheit Danzigs erwarb sich der Director der Dan-
ziger Kunstschule, Prof. I. C. Schultz. Danziger von Geburt, ein Mann
von diesem Gefühl für Poesie und Kunst, der mit Verständniß und Be¬
geisterung für alles Schöne, wo auch immer es sich finde, begabt ist. Er
war und ist noch jetzt unablässig bemüht vom gutem Alten zu halten so
viel als nur immer möglich. Um mit vereinten Kräften desto wirksamer
eingreifen zu können, rief er gleichgesinnte Männer zu einem „Verein
zur Erhaltung der alterthümlichen Kunstwerke Danzigs" zusammen, dessen
Mitglieder sich verpflichteten, besonders in Privatangelegenheiten durch Rath
und That zum Bessern hinzulenken. Ueber die Thätigkeit dieses Vereins
geben die Jahresberichte desselben hinreichenden Aufschluß. Zuletzt, als trotz
der Bemühungen dieses Vereins und vieler Einzelner die Zerstörung des
Alten immer größere Dimensionen annahm, ließ der Verein auf seine Kosten
eine große Anzahl besonders interessanter Gegenstände, welche bisher noch
nicht abgebildet waren und denen Gefahr der Zerstörung, Verstümmelung
oder Verschleppung drohte, photographisch oder in Zeichnung abbilden und
legte auf diese Weise eine, besondere Architectur-Vnder enthaltende Samm¬
lung an, welche schon jetzt, nach wenigen Jahren, manches enthält, was im
Original nicht mehr vorhanden ist. An der Vergrößerung dieser Sammlung
wird, wenn auch nur langsam, so doch andauernd gearbeitet. Doch ist das
Interesse des Vereins nach mehrern Jahren segensreichen und erfolgreichen
Wirkens, da derselbe auf immer größeren Widerstand stieß und nur selten
in erwünschter Weise eingreifen konnte, merklich erkaltet.
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