Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.ist natürlich nie eine Note davon aufgeführt worden, zum Amt war auch Herzlich ergeben Ihr M. H. Leipzig, den Is. September 1856. Lieber verehrter Freund! ... Es ist bei vollkommener Würdigung der Größe Glucks so gut ist natürlich nie eine Note davon aufgeführt worden, zum Amt war auch Herzlich ergeben Ihr M. H. Leipzig, den Is. September 1856. Lieber verehrter Freund! ... Es ist bei vollkommener Würdigung der Größe Glucks so gut <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0098" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123718"/> <p xml:id="ID_233" prev="#ID_232"> ist natürlich nie eine Note davon aufgeführt worden, zum Amt war auch<lb/> diese, obwohl sehr lange Nissg. brsvis in der katholischen Kirche 'nicht zu<lb/> brauchen. In der Thomaskirche aber, wo die Hauptmusik erst nach der Kissa,<lb/> kommt, auch nicht, also zu welchem Zweck? Es sind eine Menge Zweifel<lb/> dabei, die zur Redaction sehr verdrießlich sind. Auch was die Noten betrifft,<lb/> so war Manches in den Dresdener Stimmen zu verwerfen gegen die Ber¬<lb/> liner Handschriften. Mir ist immer, als müsse Einer von uns, noch bevor die<lb/> Messe ausgegeben wird, nach Zürich gehen und das Nägli'sche Exemplar zu<lb/> sehen suchen. Es wird Nichts sein, aber um der Sicherheit willen, daß es<lb/> Nichts ist. Nägeli hat mir vor einiger Zeit einige Blätter Handschrift vom<lb/> Vater H. G. geschickt „in die Autographensammlung des Herrn M. D.<lb/> Hauptmann." Dabei eine Anfrage über ein Bach'sches Gloria, es schien,<lb/> als wenn er zeigen wollte, daß er uns, wenigstens mir persönlich nicht eben<lb/> Feind sei. Das Autograph habe ich sofort bei Rietz deponirt, ich habe keine<lb/> Sammlung, aber daß eine Straße gangbar ist nach Zürich, war mir doch<lb/> nicht unlieb wahrzunehmen. Sie gehen nach Düsseldorf, werden vielleicht<lb/> schon dort gewesen sein, wenn das Gegenwärtige zu Ihnen gelangt. Grüße<lb/> an Sie habe ich Rietz aufgetragen, mitkommen hätte ich, auch von der Kirche<lb/> abgesehen, leider doch nicht können, es geht mir mit meinem Bein wohl<lb/> besser, aber noch immer schlecht genug, große Sprünge sind noch nicht zu<lb/> unternehmen. Leben Sie wohl, lieber Freund, meine Frau und Kinder<lb/> grüßen Sie alle bestens. Haben Sie etwas Zeit, so erfreuen Sie mich recht<lb/> bald mit einem lieben Briefe.</p><lb/> <note type="closer"> Herzlich ergeben Ihr</note><lb/> <note type="bibl"> M. H.</note><lb/> <p xml:id="ID_234"> Leipzig, den Is. September 1856.</p><lb/> <note type="salute"> Lieber verehrter Freund!</note><lb/> <p xml:id="ID_235" next="#ID_236"> ... Es ist bei vollkommener Würdigung der Größe Glucks so gut<lb/> noch ein höchstes Kunstprincip gewahrt, etwas das zu Gunsten Mozarts<lb/> spricht, auch wenn uns Manches aus seiner früheren Zeit veraltet vorkommen<lb/> sollte, als es. ältere Sachen von Gluck sind, der die Form überhaupt und<lb/> damit auch die Formen seiner Zeit lieber wegwarf, da er nicht Künstler ge¬<lb/> nug war, sich frei darin zu bewegen. Für Mozart war sie keine Fessel, ihm<lb/> war sie elastisch, nicht eine Schablone, vielmehr eine organische Kunstnoth¬<lb/> wendigkeit. Revolutionär — reformatorisch war er auch nicht, behielt Vieles<lb/> aus seiner Zeit, wie er es vorfand; unter seiner Hand ward es von selbst<lb/> schon ein Anderes, von seinem Geiste Durchdrungenes, äußerlich aber gehört<lb/> es oft der bestimmten Zeit an. Die Leute merken es eher, wenn etwas eine</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0098]
ist natürlich nie eine Note davon aufgeführt worden, zum Amt war auch
diese, obwohl sehr lange Nissg. brsvis in der katholischen Kirche 'nicht zu
brauchen. In der Thomaskirche aber, wo die Hauptmusik erst nach der Kissa,
kommt, auch nicht, also zu welchem Zweck? Es sind eine Menge Zweifel
dabei, die zur Redaction sehr verdrießlich sind. Auch was die Noten betrifft,
so war Manches in den Dresdener Stimmen zu verwerfen gegen die Ber¬
liner Handschriften. Mir ist immer, als müsse Einer von uns, noch bevor die
Messe ausgegeben wird, nach Zürich gehen und das Nägli'sche Exemplar zu
sehen suchen. Es wird Nichts sein, aber um der Sicherheit willen, daß es
Nichts ist. Nägeli hat mir vor einiger Zeit einige Blätter Handschrift vom
Vater H. G. geschickt „in die Autographensammlung des Herrn M. D.
Hauptmann." Dabei eine Anfrage über ein Bach'sches Gloria, es schien,
als wenn er zeigen wollte, daß er uns, wenigstens mir persönlich nicht eben
Feind sei. Das Autograph habe ich sofort bei Rietz deponirt, ich habe keine
Sammlung, aber daß eine Straße gangbar ist nach Zürich, war mir doch
nicht unlieb wahrzunehmen. Sie gehen nach Düsseldorf, werden vielleicht
schon dort gewesen sein, wenn das Gegenwärtige zu Ihnen gelangt. Grüße
an Sie habe ich Rietz aufgetragen, mitkommen hätte ich, auch von der Kirche
abgesehen, leider doch nicht können, es geht mir mit meinem Bein wohl
besser, aber noch immer schlecht genug, große Sprünge sind noch nicht zu
unternehmen. Leben Sie wohl, lieber Freund, meine Frau und Kinder
grüßen Sie alle bestens. Haben Sie etwas Zeit, so erfreuen Sie mich recht
bald mit einem lieben Briefe.
Herzlich ergeben Ihr
M. H.
Leipzig, den Is. September 1856.
Lieber verehrter Freund!
... Es ist bei vollkommener Würdigung der Größe Glucks so gut
noch ein höchstes Kunstprincip gewahrt, etwas das zu Gunsten Mozarts
spricht, auch wenn uns Manches aus seiner früheren Zeit veraltet vorkommen
sollte, als es. ältere Sachen von Gluck sind, der die Form überhaupt und
damit auch die Formen seiner Zeit lieber wegwarf, da er nicht Künstler ge¬
nug war, sich frei darin zu bewegen. Für Mozart war sie keine Fessel, ihm
war sie elastisch, nicht eine Schablone, vielmehr eine organische Kunstnoth¬
wendigkeit. Revolutionär — reformatorisch war er auch nicht, behielt Vieles
aus seiner Zeit, wie er es vorfand; unter seiner Hand ward es von selbst
schon ein Anderes, von seinem Geiste Durchdrungenes, äußerlich aber gehört
es oft der bestimmten Zeit an. Die Leute merken es eher, wenn etwas eine
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