Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.[Beginn Spaltensatz]
Norwegen . . . 43,"t Jahre, Schweden40."" Dänemark40. Frankreich40.. Belgien .38,; [Spaltenumbruch] gland .... 36,gz Jahre, Die wirkliche durchschnittliche Lebenshoffnung einer gegebenen Bevölkerung ergibt sich hieraus übrigens nicht. Dafür muß die Lebensdauer der Geborenen durch einen längeren Zeitraum hindurch verfolgt werden, wozu nur sehr wenige Länder erst den Stoff darbieten. Diese ganze Seite der Bevölkerungs¬ statistik hat hohen praktischen Werth für Leibrenten und Lebensversicherungen, weshalb denn auch schon seit idem .Ende des achtzehnten Jahrhunderts die wissenschaftliche Forschung ihr zugewendet erscheint. Der erste in dieser Reihe von Gelehrten war der bekannte englische Astronom Halley, dessen Berech¬ nungen sich aber auf die Sterberegister einer deutschen Stadt, nämlich Bres- lau von 1687--91 gründete. Andre in der Geschichte des Versicherungswe¬ sens berühmt gewordene Sterblichkeitstafeln sind: die holländische von Kersse- boom (1742), die französische von Dcharcieux (1746), die schwedische von Wargentin (1765) u. s. f. Von besonderem wirthschaftlichen Belang ist das Verhältniß der produk¬ tiven Altersclassen zu den unproductiven. Rechnet man von den letzteren im Durch¬ schnitt bis zum vollendeten fünfzehnten und jenseits des siebzigsten Lebens- jahrs, so kommt auf sie ein reichliches Drittel der Gesammtheit. Die große Masse aber machen die Kinder aus, denn wo zwölf Menschen unter fünfzehn Jahren sind, ist erst Einer über siebzig. I. G. Hoffmann drückt dieses Ver¬ hältniß so aus, "daß der Nation die Erfüllung der Dankbarkeit gegen ihre abgelebten Greise sehr viel weniger schwer fällt, als die Pflege der Hoffnung für die Zukunft, welche der Kindheit und dem heranwachsenden Geschlecht gewidmet werden muß." Theurung und Seuchen auf der einen, Krieg auf der andern Seite bringen eine Bevölkerung selbstverständlich zurück, aber nicht ganz in der¬ selben Weise. Während jene vorzugsweise die abgelebteren, schwächeren Be¬ standtheile des Volkes hinwegraffen, tödtet der Krieg zuerst und hauptsächlich die Blüthe der productiven männlichen Kraft. Es war daher ein falscher Trost, als Conde', auf dem Schlachtfelde von Seres sich über den Anblick der Gefallenen damit hinwegzuhelfen suchte, daß er sagte, eine einzige Nacht in Paris ersetzte den Verlust. Annäherungsweise ähnlich ist es mit der Einbuße, welche die Auswanderung einem Volke zufügt. -- ganz ebenso mit dem Menschen¬ verlust bei Schiffbrüchen, daher die Anstalten zur Rettung Schiffbrüchiger nicht allein vom humanen, sondern auch vom ökonomischen Standpunkt jede Ermuthigung verdienen. [Beginn Spaltensatz]
Norwegen . . . 43,«t Jahre, Schweden40.«« Dänemark40. Frankreich40.. Belgien .38,; [Spaltenumbruch] gland .... 36,gz Jahre, Die wirkliche durchschnittliche Lebenshoffnung einer gegebenen Bevölkerung ergibt sich hieraus übrigens nicht. Dafür muß die Lebensdauer der Geborenen durch einen längeren Zeitraum hindurch verfolgt werden, wozu nur sehr wenige Länder erst den Stoff darbieten. Diese ganze Seite der Bevölkerungs¬ statistik hat hohen praktischen Werth für Leibrenten und Lebensversicherungen, weshalb denn auch schon seit idem .Ende des achtzehnten Jahrhunderts die wissenschaftliche Forschung ihr zugewendet erscheint. Der erste in dieser Reihe von Gelehrten war der bekannte englische Astronom Halley, dessen Berech¬ nungen sich aber auf die Sterberegister einer deutschen Stadt, nämlich Bres- lau von 1687—91 gründete. Andre in der Geschichte des Versicherungswe¬ sens berühmt gewordene Sterblichkeitstafeln sind: die holländische von Kersse- boom (1742), die französische von Dcharcieux (1746), die schwedische von Wargentin (1765) u. s. f. Von besonderem wirthschaftlichen Belang ist das Verhältniß der produk¬ tiven Altersclassen zu den unproductiven. Rechnet man von den letzteren im Durch¬ schnitt bis zum vollendeten fünfzehnten und jenseits des siebzigsten Lebens- jahrs, so kommt auf sie ein reichliches Drittel der Gesammtheit. Die große Masse aber machen die Kinder aus, denn wo zwölf Menschen unter fünfzehn Jahren sind, ist erst Einer über siebzig. I. G. Hoffmann drückt dieses Ver¬ hältniß so aus, „daß der Nation die Erfüllung der Dankbarkeit gegen ihre abgelebten Greise sehr viel weniger schwer fällt, als die Pflege der Hoffnung für die Zukunft, welche der Kindheit und dem heranwachsenden Geschlecht gewidmet werden muß." Theurung und Seuchen auf der einen, Krieg auf der andern Seite bringen eine Bevölkerung selbstverständlich zurück, aber nicht ganz in der¬ selben Weise. Während jene vorzugsweise die abgelebteren, schwächeren Be¬ standtheile des Volkes hinwegraffen, tödtet der Krieg zuerst und hauptsächlich die Blüthe der productiven männlichen Kraft. Es war daher ein falscher Trost, als Conde', auf dem Schlachtfelde von Seres sich über den Anblick der Gefallenen damit hinwegzuhelfen suchte, daß er sagte, eine einzige Nacht in Paris ersetzte den Verlust. Annäherungsweise ähnlich ist es mit der Einbuße, welche die Auswanderung einem Volke zufügt. — ganz ebenso mit dem Menschen¬ verlust bei Schiffbrüchen, daher die Anstalten zur Rettung Schiffbrüchiger nicht allein vom humanen, sondern auch vom ökonomischen Standpunkt jede Ermuthigung verdienen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0077" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123697"/> <cb type="start"/> <list> <item> Norwegen . . . 43,«t Jahre, </item> <item> Schweden40.««</item> <item> Dänemark40.</item> <item> Frankreich40..</item> <item> Belgien .38,;</item> </list><lb/> <cb/><lb/> <p> gland .... 36,gz Jahre,<lb/> Niederlande<lb/> chsen . .<lb/> eußen . .<lb/> streich . .<cb type="end"/><lb/><list><item/><item/><item/><item/></list><lb/><lb/><lb/><lb/> <quote/><lb/> Die wirkliche durchschnittliche Lebenshoffnung einer gegebenen Bevölkerung<lb/> ergibt sich hieraus übrigens nicht. 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streich . .
Die wirkliche durchschnittliche Lebenshoffnung einer gegebenen Bevölkerung
ergibt sich hieraus übrigens nicht. Dafür muß die Lebensdauer der Geborenen
durch einen längeren Zeitraum hindurch verfolgt werden, wozu nur sehr
wenige Länder erst den Stoff darbieten. Diese ganze Seite der Bevölkerungs¬
statistik hat hohen praktischen Werth für Leibrenten und Lebensversicherungen,
weshalb denn auch schon seit idem .Ende des achtzehnten Jahrhunderts die
wissenschaftliche Forschung ihr zugewendet erscheint. Der erste in dieser Reihe
von Gelehrten war der bekannte englische Astronom Halley, dessen Berech¬
nungen sich aber auf die Sterberegister einer deutschen Stadt, nämlich Bres-
lau von 1687—91 gründete. Andre in der Geschichte des Versicherungswe¬
sens berühmt gewordene Sterblichkeitstafeln sind: die holländische von Kersse-
boom (1742), die französische von Dcharcieux (1746), die schwedische von
Wargentin (1765) u. s. f.
Von besonderem wirthschaftlichen Belang ist das Verhältniß der produk¬
tiven Altersclassen zu den unproductiven. Rechnet man von den letzteren im Durch¬
schnitt bis zum vollendeten fünfzehnten und jenseits des siebzigsten Lebens-
jahrs, so kommt auf sie ein reichliches Drittel der Gesammtheit. Die große
Masse aber machen die Kinder aus, denn wo zwölf Menschen unter fünfzehn
Jahren sind, ist erst Einer über siebzig. I. G. Hoffmann drückt dieses Ver¬
hältniß so aus, „daß der Nation die Erfüllung der Dankbarkeit gegen ihre
abgelebten Greise sehr viel weniger schwer fällt, als die Pflege der Hoffnung
für die Zukunft, welche der Kindheit und dem heranwachsenden Geschlecht
gewidmet werden muß."
Theurung und Seuchen auf der einen, Krieg auf der andern Seite
bringen eine Bevölkerung selbstverständlich zurück, aber nicht ganz in der¬
selben Weise. Während jene vorzugsweise die abgelebteren, schwächeren Be¬
standtheile des Volkes hinwegraffen, tödtet der Krieg zuerst und hauptsächlich
die Blüthe der productiven männlichen Kraft. Es war daher ein falscher
Trost, als Conde', auf dem Schlachtfelde von Seres sich über den Anblick der
Gefallenen damit hinwegzuhelfen suchte, daß er sagte, eine einzige Nacht in Paris
ersetzte den Verlust. Annäherungsweise ähnlich ist es mit der Einbuße, welche
die Auswanderung einem Volke zufügt. — ganz ebenso mit dem Menschen¬
verlust bei Schiffbrüchen, daher die Anstalten zur Rettung Schiffbrüchiger
nicht allein vom humanen, sondern auch vom ökonomischen Standpunkt jede
Ermuthigung verdienen.
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