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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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Literatur.

Dürr's vollöotiou ok swnäg.rak ^merioan ana Lritisn autdors (Vol. 78, 79 "MreU"
^odn Laulläers.)

Das Bewußtsein, wie sehr Nordamerika seiner Lage, Bevölkerung und politi¬
schen Tendenz nach zu unserem natürlichen Verbündeten bestimmt ist, kann in uns
nicht lebendig genug erhalten werden, und wie von unseren auswandernden Lands¬
leuten deutsches Wesen und Schriftthum weit über den Ocean hinübergenommen
wird, wie sie ihrerseits zu jeder neuen, frischen Regung des alten Vaterlandes ihre
warmen Grüße herübersenden, so ziemt es auch uns, mit den nanonalen und lite¬
rarischen Interessen des großen Volksthums, an das sie sich angeschlossen, Fühlung
und Freundschaft zu halten. In diesem Sinne ist die Dürr'sche Sammlung, die
uns charakteristische Dichtungen und historische Werke amerikanischer Autoren in
trefflicher Auswahl darbietet, um so dankbarer zu begrüßen, je bedeutendere Schwie¬
rigkeiten und Hindernisse sie zu überwinden haben mußte.

Ob nun der Herausgeber wohlgethan, sie zu einer amerikanisch-britischen zu er¬
weitern (wie umgekehrt Tauchnitz seiner britischen Sammlung einzelne amerikanische
Werke einverleibt hat), darüber läßt sich streiten, wir wenigstens möchten es ernst¬
lich empfehlen, die amerikanische Sammlung als ein einheitliches Ganzes zu conser-
viren und planmäßig zu erweitern. Mit James war freilich bereits ein Uebergang
gegeben, da die vom Dürr'schen Verlag reproducirten Werke dieses gebornen Lon¬
doners sämmtlich in Amerika geschrieben und sogar in Europa nur wenig bekannt
sind. Wenn wir aber zu einer Abtrennung der übrigen Schriften britischer Auroren
in eine besondere Sammlung rathen, so wollen wir dem inneren Werthe der hier
gegebenen Auswahl damit in keiner Weise zu nahe treten,- wem sollte z. B. nicht
der Neudruck der in ihrer frommen Einfachheit typisch gewordenen Kennedy'schen
Erzählungen willkommen sein?

Vielmehr macht es uns Freude, vus der Reihe der jüngsten Publicationen auf
eine Novelle "llirell von Launäsrs" (voll. 78 u. 79) mit einigen Worten
hinzuweisen. Wir erhalten hier die Arbeit eines britischen Novellisten, der sich so
wenig er noch jetzt bei uns bekannt ist, in Kurzem, wie uns dünkt, ein ebenso zahl¬
reiches als gediegenes Publicum gewinnen wird. - Der Schauplatz seines Romanes
ist Wales. Man muß dieses Land selbst bereist haben, um sich von der photogra¬
phischen Treue in der Darstellung dieser eigenthümlichen, uns bisher so wenig ge¬
schilderten Gegenden und ihrer schwerfälligen, aber treuherzigen Sitten ganz zu
überzeugen. Wir werden in ein methodistisches Heerlager geführt, und selten ist uns
ein solches in so kraftvoller Lauterkeit und ungeschminkter Liebenswürdigkeit darge¬
stellt worden. Neben der Fabel zieren das Buch eine Reihe lebendiger Episoden, in
denen das einsame Harfenspiel des Kindes aus dem Volke nicht minder beweglich als
der mächtige Wogenschall des großen öffentlichen Lebens zu Herzen dringt; eine kleine
eingeschobene Abhandlung über die celtische Abkunft der Engländer hält selbst den
Ansprüchen strenger historischer Forschung Stand.






Verantwortlicher Redacteur : Gustav Frehtag.
Verlag von F. L. Herbig. - Druck von Hitthtl " Legler in Leipzig.
Literatur.

Dürr's vollöotiou ok swnäg.rak ^merioan ana Lritisn autdors (Vol. 78, 79 „MreU"
^odn Laulläers.)

Das Bewußtsein, wie sehr Nordamerika seiner Lage, Bevölkerung und politi¬
schen Tendenz nach zu unserem natürlichen Verbündeten bestimmt ist, kann in uns
nicht lebendig genug erhalten werden, und wie von unseren auswandernden Lands¬
leuten deutsches Wesen und Schriftthum weit über den Ocean hinübergenommen
wird, wie sie ihrerseits zu jeder neuen, frischen Regung des alten Vaterlandes ihre
warmen Grüße herübersenden, so ziemt es auch uns, mit den nanonalen und lite¬
rarischen Interessen des großen Volksthums, an das sie sich angeschlossen, Fühlung
und Freundschaft zu halten. In diesem Sinne ist die Dürr'sche Sammlung, die
uns charakteristische Dichtungen und historische Werke amerikanischer Autoren in
trefflicher Auswahl darbietet, um so dankbarer zu begrüßen, je bedeutendere Schwie¬
rigkeiten und Hindernisse sie zu überwinden haben mußte.

Ob nun der Herausgeber wohlgethan, sie zu einer amerikanisch-britischen zu er¬
weitern (wie umgekehrt Tauchnitz seiner britischen Sammlung einzelne amerikanische
Werke einverleibt hat), darüber läßt sich streiten, wir wenigstens möchten es ernst¬
lich empfehlen, die amerikanische Sammlung als ein einheitliches Ganzes zu conser-
viren und planmäßig zu erweitern. Mit James war freilich bereits ein Uebergang
gegeben, da die vom Dürr'schen Verlag reproducirten Werke dieses gebornen Lon¬
doners sämmtlich in Amerika geschrieben und sogar in Europa nur wenig bekannt
sind. Wenn wir aber zu einer Abtrennung der übrigen Schriften britischer Auroren
in eine besondere Sammlung rathen, so wollen wir dem inneren Werthe der hier
gegebenen Auswahl damit in keiner Weise zu nahe treten,- wem sollte z. B. nicht
der Neudruck der in ihrer frommen Einfachheit typisch gewordenen Kennedy'schen
Erzählungen willkommen sein?

Vielmehr macht es uns Freude, vus der Reihe der jüngsten Publicationen auf
eine Novelle „llirell von Launäsrs" (voll. 78 u. 79) mit einigen Worten
hinzuweisen. Wir erhalten hier die Arbeit eines britischen Novellisten, der sich so
wenig er noch jetzt bei uns bekannt ist, in Kurzem, wie uns dünkt, ein ebenso zahl¬
reiches als gediegenes Publicum gewinnen wird. - Der Schauplatz seines Romanes
ist Wales. Man muß dieses Land selbst bereist haben, um sich von der photogra¬
phischen Treue in der Darstellung dieser eigenthümlichen, uns bisher so wenig ge¬
schilderten Gegenden und ihrer schwerfälligen, aber treuherzigen Sitten ganz zu
überzeugen. Wir werden in ein methodistisches Heerlager geführt, und selten ist uns
ein solches in so kraftvoller Lauterkeit und ungeschminkter Liebenswürdigkeit darge¬
stellt worden. Neben der Fabel zieren das Buch eine Reihe lebendiger Episoden, in
denen das einsame Harfenspiel des Kindes aus dem Volke nicht minder beweglich als
der mächtige Wogenschall des großen öffentlichen Lebens zu Herzen dringt; eine kleine
eingeschobene Abhandlung über die celtische Abkunft der Engländer hält selbst den
Ansprüchen strenger historischer Forschung Stand.






Verantwortlicher Redacteur : Gustav Frehtag.
Verlag von F. L. Herbig. - Druck von Hitthtl » Legler in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/526>, abgerufen am 27.07.2024.