Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.wenigen Künstlern gelingen dürfte. Der Beifall war ein außerordentlicher. Violine und Violoncell waren spärlicher vertreten. Joachim, der Alt¬ Das jährliche Concert für den Pensionsfond der Professoren wenigen Künstlern gelingen dürfte. Der Beifall war ein außerordentlicher. Violine und Violoncell waren spärlicher vertreten. Joachim, der Alt¬ Das jährliche Concert für den Pensionsfond der Professoren <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0466" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124086"/> <p xml:id="ID_1390" prev="#ID_1389"> wenigen Künstlern gelingen dürfte. Der Beifall war ein außerordentlicher.<lb/> Einem zweiten und letzten Concert im kleinen Saal mußte auf Verlangen<lb/> noch ein Abschiedsconcert folgen, das abermals den großen Saal überfüllte.<lb/> Alle drei Concerte spielte der Künstler ohne weitere Beihilfe; seine Einnahme<lb/> wird sicher jene aller übrigen Concerttsten zusammengenommen überstiegen<lb/> haben. Von den übrigen Pianisten, u. a. Leitertund Jos effy(aus Liszt's und<lb/> Tausig's Schule) und Smietansky aus Krakau, die ebenfalls jeder ihr<lb/> Programm der eigenen Faust anvertrauten, vermochte nur der einheimische<lb/> hier sehr geschätzte Professor am Conservatorium Julius Epstein sein Con¬<lb/> cert zu füllen; namentlich durch den Vortrag der Schubert'schen L-aur-Sonate<lb/> erwarb er sich durch sein feingesühltes, kunstdurchdrungenes Spiel einstimmi¬<lb/> gen Beifall. — Carl v. Bruyck, als Componist und musikalischer Schrift-<lb/> steller geschätzt, versammelte einen kleinen Kreis von Kunstfreunden zu sechs<lb/> Claviermusik-Soire'en, in denen er eine treffliche Auswahl von Tonstücken<lb/> früherer Zeit bis zu Beethoven zu Gehör brachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1391"> Violine und Violoncell waren spärlicher vertreten. Joachim, der Alt¬<lb/> meister der jetzt lebenden Geiger, fehlte, ebenso der geniale Laub. Von den<lb/> eoncertirenden Violinisten war der bedeutendste der früher genannte L. Strauß,<lb/> der in Spiel und Wahl der Stücke die deutsche Schule bekundete. Der Cel¬<lb/> list Popper ist bekannt; I. Dieu aus München (der ehemalige Hirte)<lb/> zeigte, was Fleiß und Talent in kurzer Zeit vermögen. — Von Sängerinnen<lb/> wäre nur die, auch auswärts bekannte Frl. Helene Magnus zu nennen.<lb/> Das Geschwisterpaar Thoma und Meta Börs aus Hamburg (Schülerinnen<lb/> von Stockhausen) sangen nicht ohne Beifall in mehreren Concerten Duetten<lb/> von Schumann, Rubinstein u. A.</p><lb/> <p xml:id="ID_1392" next="#ID_1393"> Das jährliche Concert für den Pensionsfond der Professoren<lb/> am Conservatorium bewies auch diesmal, daß die vielverdienten Herren besser<lb/> thäten, sich in einem größeren klassischen Werk zu vereinigen, statt die Kräfte<lb/> in Einzelproductionen zu zersplittern. — Ein einziges Mal versuchte sich im<lb/> neuen kleineren Musikvereins-Saal auch die „Wiener Symphonie-Capelle.<lb/> Dieses Orchester hat sich die Ausgabe gestellt, auch dem einfachen Bürger den<lb/> Genuß von Symphonien und sonstigen klassischen Tonwerken zugänglich zu<lb/> machen. Die Capelle spielt seitOctober abwechselnd in verschiedenen Sälen, packte<lb/> aber gleichfalls die Sache zu derb an, denn anstatt ihr Publicum nur schritt¬<lb/> weise heranzubilden, überfiel sie es mit Beethoven, Weber, Haydn u. A. an<lb/> Einem Abend und stellte auch den Eintrittspreis zu hoch. Später suchte sie<lb/> den Fehler durch mannigfachere Auswahl zu repariren, doch ist der weitere<lb/> Bestand dieser „populären Concerte", deren sich z. B. Berlin seit Jahren er¬<lb/> freut, noch sehr in Frage gestellt. — Zur Vervollständigung der Concert¬<lb/> überschau sei noch das von einem sehr distinguirten Publicum besuchte Concert</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0466]
wenigen Künstlern gelingen dürfte. Der Beifall war ein außerordentlicher.
Einem zweiten und letzten Concert im kleinen Saal mußte auf Verlangen
noch ein Abschiedsconcert folgen, das abermals den großen Saal überfüllte.
Alle drei Concerte spielte der Künstler ohne weitere Beihilfe; seine Einnahme
wird sicher jene aller übrigen Concerttsten zusammengenommen überstiegen
haben. Von den übrigen Pianisten, u. a. Leitertund Jos effy(aus Liszt's und
Tausig's Schule) und Smietansky aus Krakau, die ebenfalls jeder ihr
Programm der eigenen Faust anvertrauten, vermochte nur der einheimische
hier sehr geschätzte Professor am Conservatorium Julius Epstein sein Con¬
cert zu füllen; namentlich durch den Vortrag der Schubert'schen L-aur-Sonate
erwarb er sich durch sein feingesühltes, kunstdurchdrungenes Spiel einstimmi¬
gen Beifall. — Carl v. Bruyck, als Componist und musikalischer Schrift-
steller geschätzt, versammelte einen kleinen Kreis von Kunstfreunden zu sechs
Claviermusik-Soire'en, in denen er eine treffliche Auswahl von Tonstücken
früherer Zeit bis zu Beethoven zu Gehör brachte.
Violine und Violoncell waren spärlicher vertreten. Joachim, der Alt¬
meister der jetzt lebenden Geiger, fehlte, ebenso der geniale Laub. Von den
eoncertirenden Violinisten war der bedeutendste der früher genannte L. Strauß,
der in Spiel und Wahl der Stücke die deutsche Schule bekundete. Der Cel¬
list Popper ist bekannt; I. Dieu aus München (der ehemalige Hirte)
zeigte, was Fleiß und Talent in kurzer Zeit vermögen. — Von Sängerinnen
wäre nur die, auch auswärts bekannte Frl. Helene Magnus zu nennen.
Das Geschwisterpaar Thoma und Meta Börs aus Hamburg (Schülerinnen
von Stockhausen) sangen nicht ohne Beifall in mehreren Concerten Duetten
von Schumann, Rubinstein u. A.
Das jährliche Concert für den Pensionsfond der Professoren
am Conservatorium bewies auch diesmal, daß die vielverdienten Herren besser
thäten, sich in einem größeren klassischen Werk zu vereinigen, statt die Kräfte
in Einzelproductionen zu zersplittern. — Ein einziges Mal versuchte sich im
neuen kleineren Musikvereins-Saal auch die „Wiener Symphonie-Capelle.
Dieses Orchester hat sich die Ausgabe gestellt, auch dem einfachen Bürger den
Genuß von Symphonien und sonstigen klassischen Tonwerken zugänglich zu
machen. Die Capelle spielt seitOctober abwechselnd in verschiedenen Sälen, packte
aber gleichfalls die Sache zu derb an, denn anstatt ihr Publicum nur schritt¬
weise heranzubilden, überfiel sie es mit Beethoven, Weber, Haydn u. A. an
Einem Abend und stellte auch den Eintrittspreis zu hoch. Später suchte sie
den Fehler durch mannigfachere Auswahl zu repariren, doch ist der weitere
Bestand dieser „populären Concerte", deren sich z. B. Berlin seit Jahren er¬
freut, noch sehr in Frage gestellt. — Zur Vervollständigung der Concert¬
überschau sei noch das von einem sehr distinguirten Publicum besuchte Concert
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