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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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Wie Homs^ und Hofmarken.

Unter dem Namen Mark, Haus- und Hofmarke, Hauszeichen,
nordisch Bomärke, kennt das germanische Europa seit wenigstens sechs Jahr-
Hunderten gewisse Wahrzeichen der Personen und ihrer Habe, welche in der
Gestalt den noch in die Heidenwelt zurückreichenden Runen gleichen, in dem
Gebrauche aber unsere Wappen und Personennamen vertreten.

Näher finden sie sich in Norwegen, Island, Schwedens, von wo sie
auch nach Lappland. Finnland und den Inseln an der Esthnischen Küste-)
gedrungen, in Dänemark, Großbritannien ^) mit der zu engen Bezeichnung
"merekant marKs", in den Niederlanden ^), sodann in dem ganzen Bereiche
der deutschen Zunge, von Reval und Riga bis in die Schweiz, ja in Ptemont,
von Helgoland bis zur Leitha. von Rügen bis zu den Tiroler Alpen. In
einzelnen Anwendungen überschreiten sie das germanische Gebiet; Kauf-
mannsmarken (deutscher Häuser) begegnet man in Genua und Warschau;
die Steinmetzen setzen ihre Zeichen auch auf französische Bauwerkes; der
polnische Adel führt nicht selten eine "Marke" gleich dem deutschen"); die
romanische Schweiz kennt eine "noäa casa".

Die Gestalt schließt sich zunächst mit Stab und Kennstrich den Runen
ö' B- an. auch den zusammengesetzten oder Binderunen^ L> A; so
fügt sie sich leicht dem bloßen Einritzen, Einschneiden, EinHauen. Allmälig
Weicht sie von jenen Typen ab; sie gibt den Stab auf, behält aber noch zu
jenem Behuf das Strtchförmige bei; dann bereichert sie sich durch die ge¬
schwungene Linie (s, unten die Beispiele von Praust); seit dem 16. Jahr¬
hundert hängt sie dem tulcrum Buchstaben an ja geht sie in bloße Ver¬
zierung eines Buchstaben über H> Endlich kann sie auch einer Annäherung








y IiMsxrsv, "Ullliira 1832 8. 192. "UllurKuuüer 1833 8. 265.
2) Nußwurm, Eibofolke oder die Schweden an der Küste Esthlands 2c. Tafel V.
2) N. ^. I.voher vurwsitws ok Ksrsiary, I^vunt. 184S,p. 41. Dviux ,n den Or-coal
papers ok NorkolK ann ^rollavoloKic-Al sooist? III 2, oso. 1850 p. 177 so..
^) ^Vestsuüorp, ovsr Kot onü Rullison lottsrsolirikt, 1824.
°) viäroll, aiuialös At-oIlÄLo1o6init0s Vol II 246 Ky., III 31
°
) IsissiooKi, Llgrbsr-i?olski, llxs. 1839 sy.
Grenzboten II. 1870. 66
Wie Homs^ und Hofmarken.

Unter dem Namen Mark, Haus- und Hofmarke, Hauszeichen,
nordisch Bomärke, kennt das germanische Europa seit wenigstens sechs Jahr-
Hunderten gewisse Wahrzeichen der Personen und ihrer Habe, welche in der
Gestalt den noch in die Heidenwelt zurückreichenden Runen gleichen, in dem
Gebrauche aber unsere Wappen und Personennamen vertreten.

Näher finden sie sich in Norwegen, Island, Schwedens, von wo sie
auch nach Lappland. Finnland und den Inseln an der Esthnischen Küste-)
gedrungen, in Dänemark, Großbritannien ^) mit der zu engen Bezeichnung
«merekant marKs", in den Niederlanden ^), sodann in dem ganzen Bereiche
der deutschen Zunge, von Reval und Riga bis in die Schweiz, ja in Ptemont,
von Helgoland bis zur Leitha. von Rügen bis zu den Tiroler Alpen. In
einzelnen Anwendungen überschreiten sie das germanische Gebiet; Kauf-
mannsmarken (deutscher Häuser) begegnet man in Genua und Warschau;
die Steinmetzen setzen ihre Zeichen auch auf französische Bauwerkes; der
polnische Adel führt nicht selten eine „Marke" gleich dem deutschen«); die
romanische Schweiz kennt eine „noäa casa".

Die Gestalt schließt sich zunächst mit Stab und Kennstrich den Runen
ö' B- an. auch den zusammengesetzten oder Binderunen^ L> A; so
fügt sie sich leicht dem bloßen Einritzen, Einschneiden, EinHauen. Allmälig
Weicht sie von jenen Typen ab; sie gibt den Stab auf, behält aber noch zu
jenem Behuf das Strtchförmige bei; dann bereichert sie sich durch die ge¬
schwungene Linie (s, unten die Beispiele von Praust); seit dem 16. Jahr¬
hundert hängt sie dem tulcrum Buchstaben an ja geht sie in bloße Ver¬
zierung eines Buchstaben über H> Endlich kann sie auch einer Annäherung








y IiMsxrsv, »Ullliira 1832 8. 192. «UllurKuuüer 1833 8. 265.
2) Nußwurm, Eibofolke oder die Schweden an der Küste Esthlands 2c. Tafel V.
2) N. ^. I.voher vurwsitws ok Ksrsiary, I^vunt. 184S,p. 41. Dviux ,n den Or-coal
papers ok NorkolK ann ^rollavoloKic-Al sooist? III 2, oso. 1850 p. 177 so..
^) ^Vestsuüorp, ovsr Kot onü Rullison lottsrsolirikt, 1824.
°) viäroll, aiuialös At-oIlÄLo1o6init0s Vol II 246 Ky., III 31
°
) IsissiooKi, Llgrbsr-i?olski, llxs. 1839 sy.
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[0447] Wie Homs^ und Hofmarken. Unter dem Namen Mark, Haus- und Hofmarke, Hauszeichen, nordisch Bomärke, kennt das germanische Europa seit wenigstens sechs Jahr- Hunderten gewisse Wahrzeichen der Personen und ihrer Habe, welche in der Gestalt den noch in die Heidenwelt zurückreichenden Runen gleichen, in dem Gebrauche aber unsere Wappen und Personennamen vertreten. Näher finden sie sich in Norwegen, Island, Schwedens, von wo sie auch nach Lappland. Finnland und den Inseln an der Esthnischen Küste-) gedrungen, in Dänemark, Großbritannien ^) mit der zu engen Bezeichnung «merekant marKs", in den Niederlanden ^), sodann in dem ganzen Bereiche der deutschen Zunge, von Reval und Riga bis in die Schweiz, ja in Ptemont, von Helgoland bis zur Leitha. von Rügen bis zu den Tiroler Alpen. In einzelnen Anwendungen überschreiten sie das germanische Gebiet; Kauf- mannsmarken (deutscher Häuser) begegnet man in Genua und Warschau; die Steinmetzen setzen ihre Zeichen auch auf französische Bauwerkes; der polnische Adel führt nicht selten eine „Marke" gleich dem deutschen«); die romanische Schweiz kennt eine „noäa casa". Die Gestalt schließt sich zunächst mit Stab und Kennstrich den Runen ö' B- an. auch den zusammengesetzten oder Binderunen^ L> A; so fügt sie sich leicht dem bloßen Einritzen, Einschneiden, EinHauen. Allmälig Weicht sie von jenen Typen ab; sie gibt den Stab auf, behält aber noch zu jenem Behuf das Strtchförmige bei; dann bereichert sie sich durch die ge¬ schwungene Linie (s, unten die Beispiele von Praust); seit dem 16. Jahr¬ hundert hängt sie dem tulcrum Buchstaben an ja geht sie in bloße Ver¬ zierung eines Buchstaben über H> Endlich kann sie auch einer Annäherung y IiMsxrsv, »Ullliira 1832 8. 192. «UllurKuuüer 1833 8. 265. 2) Nußwurm, Eibofolke oder die Schweden an der Küste Esthlands 2c. Tafel V. 2) N. ^. I.voher vurwsitws ok Ksrsiary, I^vunt. 184S,p. 41. Dviux ,n den Or-coal papers ok NorkolK ann ^rollavoloKic-Al sooist? III 2, oso. 1850 p. 177 so.. ^) ^Vestsuüorp, ovsr Kot onü Rullison lottsrsolirikt, 1824. °) viäroll, aiuialös At-oIlÄLo1o6init0s Vol II 246 Ky., III 31 ° ) IsissiooKi, Llgrbsr-i?olski, llxs. 1839 sy. Grenzboten II. 1870. 66

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/447>, abgerufen am 27.07.2024.