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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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von dem Zwölften. Letzteres braucht besonders Erhard sehr nöthig. Leben
Si e wohl.

Ewig der Ihrige Schiller.
21.

Jena, den 28. November 91. -- Mir däucht, liebster Freund, daß wir
aus den ersten Zeiten des 30jährigen Kriegs noch 5 oder 6 Situationen für
Kupferstiche nachhohlen können, da eine so reiche Nachlese übrig geblieben ist.
Manßfeld gibt noch Stoff zu einem hübschen Stück, so auch Christian von
Braunschweig. Jener in der Action bei Fleurus gegen die Spanier oder an
der ungarischen Grenze, wo er seine Truppen entläßt. Siehe Calender 242.
Christian wie er bei Höchst den Mayn passirt Siehe 217. Wallensteins Ver¬
schwörung verdient noch ein Kupfer, besonders da ich sie erst noch bei der
dritten Lieferung zu schildern habe. Der Künstler soll den Moment wählen.
Wo die Officiere aufgefordert werden, das rebellische Papier zu unterschreiben.
Wallensteins Ermordung, wenn sie edel vorgestellt wird, und einen Moment
Vorher, eh man ihm wirklich die Hellebarde in den Leib rennt, verdient ein
eigenes Kupfer. In der Kupfererklärung bezieht man sich dann aus das
Lurxorts Stück in Eger, das wir gesehen haben.

Bethlen Gabor aus Siebenbürgen sollte billig auch sein Kupfer haben.
Die Sachsen vor Prag geben gleichfalls ein hübsches Blatt. Ein vortref.
liebes Blatt giebt Ferdinand II. noch als Erzherzog wie er in Wien be-
lagert wird, wie die Kugeln in sein Zimmer fliegen und ihn ein Rebell
beim Wamms faßt "wirst Du unterschreiben?" Mg, 152. Gustav's Ueber¬
gang über den Lech, den ich mit Interesse beschreiben werde, muß auch ein
Kupfer haben. Sein Aufenthalt in München gäbe gleichfalls eine gute Si-
tuation. Vorzüglich aber empfehle ich Ihnen diejenige Situation, wo Fer¬
dinand III. in der Egerischen Gegend im Lager von zwei Schwedischen Reu-
tern beinahe gefangen wird. Diese 2 Reuter drangen in aller Frühe biß
an sein Zelt, stiegen ab, tödteten den Leibtrabanten und wollten eben jetzt
in des Kaisers Schlafgemach dringen. Er war noch im Schlafrock und kaum
aufgestanden. In dem entscheidenden Augenblick aber wird einer von den
Schweden erstochen, der andere gefangen. Dann denke ich sollten wir auch
einmal den Versammlungssaal der Gesandten zu Münster oder Oßnabrügg
vorstellen, und zwar in einem interessanten Moment, etwa bei Abschließung
des Friedens und nähmen es dann zum letzten Blatt. Zu Porträts, will
ich nächstens noch einige ausfindig machen, auch eine Idee zum Titelkupfer
ausdenken.

seyen Sie ganz unbesorgt lieber Freund. Mit Anfang des Jenners
nehme ich den 30 jährigen Krieg vor und trenne mich nicht mehr davon biß
er fertig ist. Unterdessen habe ich für die Thalia vorausgearbeitet und schon


von dem Zwölften. Letzteres braucht besonders Erhard sehr nöthig. Leben
Si e wohl.

Ewig der Ihrige Schiller.
21.

Jena, den 28. November 91. — Mir däucht, liebster Freund, daß wir
aus den ersten Zeiten des 30jährigen Kriegs noch 5 oder 6 Situationen für
Kupferstiche nachhohlen können, da eine so reiche Nachlese übrig geblieben ist.
Manßfeld gibt noch Stoff zu einem hübschen Stück, so auch Christian von
Braunschweig. Jener in der Action bei Fleurus gegen die Spanier oder an
der ungarischen Grenze, wo er seine Truppen entläßt. Siehe Calender 242.
Christian wie er bei Höchst den Mayn passirt Siehe 217. Wallensteins Ver¬
schwörung verdient noch ein Kupfer, besonders da ich sie erst noch bei der
dritten Lieferung zu schildern habe. Der Künstler soll den Moment wählen.
Wo die Officiere aufgefordert werden, das rebellische Papier zu unterschreiben.
Wallensteins Ermordung, wenn sie edel vorgestellt wird, und einen Moment
Vorher, eh man ihm wirklich die Hellebarde in den Leib rennt, verdient ein
eigenes Kupfer. In der Kupfererklärung bezieht man sich dann aus das
Lurxorts Stück in Eger, das wir gesehen haben.

Bethlen Gabor aus Siebenbürgen sollte billig auch sein Kupfer haben.
Die Sachsen vor Prag geben gleichfalls ein hübsches Blatt. Ein vortref.
liebes Blatt giebt Ferdinand II. noch als Erzherzog wie er in Wien be-
lagert wird, wie die Kugeln in sein Zimmer fliegen und ihn ein Rebell
beim Wamms faßt „wirst Du unterschreiben?" Mg, 152. Gustav's Ueber¬
gang über den Lech, den ich mit Interesse beschreiben werde, muß auch ein
Kupfer haben. Sein Aufenthalt in München gäbe gleichfalls eine gute Si-
tuation. Vorzüglich aber empfehle ich Ihnen diejenige Situation, wo Fer¬
dinand III. in der Egerischen Gegend im Lager von zwei Schwedischen Reu-
tern beinahe gefangen wird. Diese 2 Reuter drangen in aller Frühe biß
an sein Zelt, stiegen ab, tödteten den Leibtrabanten und wollten eben jetzt
in des Kaisers Schlafgemach dringen. Er war noch im Schlafrock und kaum
aufgestanden. In dem entscheidenden Augenblick aber wird einer von den
Schweden erstochen, der andere gefangen. Dann denke ich sollten wir auch
einmal den Versammlungssaal der Gesandten zu Münster oder Oßnabrügg
vorstellen, und zwar in einem interessanten Moment, etwa bei Abschließung
des Friedens und nähmen es dann zum letzten Blatt. Zu Porträts, will
ich nächstens noch einige ausfindig machen, auch eine Idee zum Titelkupfer
ausdenken.

seyen Sie ganz unbesorgt lieber Freund. Mit Anfang des Jenners
nehme ich den 30 jährigen Krieg vor und trenne mich nicht mehr davon biß
er fertig ist. Unterdessen habe ich für die Thalia vorausgearbeitet und schon


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[0389] von dem Zwölften. Letzteres braucht besonders Erhard sehr nöthig. Leben Si e wohl. Ewig der Ihrige Schiller. 21. Jena, den 28. November 91. — Mir däucht, liebster Freund, daß wir aus den ersten Zeiten des 30jährigen Kriegs noch 5 oder 6 Situationen für Kupferstiche nachhohlen können, da eine so reiche Nachlese übrig geblieben ist. Manßfeld gibt noch Stoff zu einem hübschen Stück, so auch Christian von Braunschweig. Jener in der Action bei Fleurus gegen die Spanier oder an der ungarischen Grenze, wo er seine Truppen entläßt. Siehe Calender 242. Christian wie er bei Höchst den Mayn passirt Siehe 217. Wallensteins Ver¬ schwörung verdient noch ein Kupfer, besonders da ich sie erst noch bei der dritten Lieferung zu schildern habe. Der Künstler soll den Moment wählen. Wo die Officiere aufgefordert werden, das rebellische Papier zu unterschreiben. Wallensteins Ermordung, wenn sie edel vorgestellt wird, und einen Moment Vorher, eh man ihm wirklich die Hellebarde in den Leib rennt, verdient ein eigenes Kupfer. In der Kupfererklärung bezieht man sich dann aus das Lurxorts Stück in Eger, das wir gesehen haben. Bethlen Gabor aus Siebenbürgen sollte billig auch sein Kupfer haben. Die Sachsen vor Prag geben gleichfalls ein hübsches Blatt. Ein vortref. liebes Blatt giebt Ferdinand II. noch als Erzherzog wie er in Wien be- lagert wird, wie die Kugeln in sein Zimmer fliegen und ihn ein Rebell beim Wamms faßt „wirst Du unterschreiben?" Mg, 152. Gustav's Ueber¬ gang über den Lech, den ich mit Interesse beschreiben werde, muß auch ein Kupfer haben. Sein Aufenthalt in München gäbe gleichfalls eine gute Si- tuation. Vorzüglich aber empfehle ich Ihnen diejenige Situation, wo Fer¬ dinand III. in der Egerischen Gegend im Lager von zwei Schwedischen Reu- tern beinahe gefangen wird. Diese 2 Reuter drangen in aller Frühe biß an sein Zelt, stiegen ab, tödteten den Leibtrabanten und wollten eben jetzt in des Kaisers Schlafgemach dringen. Er war noch im Schlafrock und kaum aufgestanden. In dem entscheidenden Augenblick aber wird einer von den Schweden erstochen, der andere gefangen. Dann denke ich sollten wir auch einmal den Versammlungssaal der Gesandten zu Münster oder Oßnabrügg vorstellen, und zwar in einem interessanten Moment, etwa bei Abschließung des Friedens und nähmen es dann zum letzten Blatt. Zu Porträts, will ich nächstens noch einige ausfindig machen, auch eine Idee zum Titelkupfer ausdenken. seyen Sie ganz unbesorgt lieber Freund. Mit Anfang des Jenners nehme ich den 30 jährigen Krieg vor und trenne mich nicht mehr davon biß er fertig ist. Unterdessen habe ich für die Thalia vorausgearbeitet und schon

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/389>, abgerufen am 18.12.2024.