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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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Uebergang Gust. Adolphs über den Lech. beschließen. Adieu liebster Freund.
Wann soll ich Ihnen die Vorrede schicken? Ewig der Ihrige


Schiller.

Ihr nächster Brief findet mich schon in Jena.


19.

Erfurt, den 1. October 91. -- Liebster Freund! Diesen Augenblick reise
ich nach Jena ab. und werde Ihnen von da aus Uebermorgen 4 neue Matt
schicken, die nicht schnell genug fertig geworden sind. Biß Mittwoch denke
ich das mir gesteckte Ziel erreicht, und unsern Gustav an den Lech gebracht
zu haben. Alles wird, den heutigen Transport ausgenommen, nicht über
9 Blatt betragen, also in allem etwa 47--48 geschriebene, woraus Sie schwer¬
lich mehr als 6 gedruckte Bogen machen können. Schicken Sie mir doch, die
ersten Bogen, ich bin neugierig wie Sie es eingerichtet haben.

Leben Sie wohl lieber Göschen. Ich reise gesünder von hier als ich her¬
gekommen bin und hoffe das Beste von der Zukunft. Ewig der Ihrige


Schiller.
20.

Jena, den 3. Nov. 91. -- Soeben liebster Freund erhalte ich von un¬
serm Erhard Ihren Brief nebst Büchern und den 300 Thlr. wofür ich
Ihnen aufs verbindlichste danke. Aber mit diesem Geld ist entweder von
Ihrer oder meiner Seite ein Versehen vorgegangen, welches Sie aus meinem
von Erfurt aus geschriebenen Brief, falls Sie ihn noch haben, ersehen werden.
Ich bat Sie nehmlich mir S00 Rthlr. zu schicken, weil ich nach gemachtem
Calcul gerade so viel nöthig hatte, um mich einigermaßen zu rangiren.
Sollte ich wirklich, welches mir doch kaum wahrscheinlich ist, mir nur 300
in allem von Ihnen ausgebeten haben, so hätte ich mich gar üöel berechnet,
und ich müßte Sie sehr bitten, mir die übrigen 200 Thlr. ja, wenn auch erst
auf Weyhnachten nachzusenden, da ich darauf so sicher als auf mein Eigen¬
thum gerechnet habe. Schrieb ich Ihnen aber vielleicht schon damals, daß ich
nur 300 Thlr. für jetzt und 200 aus Neujahr ausbilde, so ist alles in Ordnung
und ich kann bis dahin warten. Ich habe gerade jetzt nicht Zeit genug,
Ihren eigenen Brief von dem Septbr. nachzusehen, worin Sie die Summe
wiederholen , um die ich bat und die Sie schicken wollten. Finde ich ihn
aber so wird es sich entscheiden. Jetzt ersuche ich Sie nur, mir bald mög¬
lichst wegen dieses Geldes ein paar Zeilen zu schreiben, denn dieser Artikel
beunruhigt mich.

Evst. seit einer Stunde habe ich Ihren Brief erhalten, und sogleich geht
die Post., Ich kann Ihnen also heute das übrige Ihres Briefes nicht be¬
antworten, aber Montags wirds geschehn. seyen Sie doch so gut und
schicken mir- mit erster Post den Achten Heft der Thalia und 3 Exemplare


Uebergang Gust. Adolphs über den Lech. beschließen. Adieu liebster Freund.
Wann soll ich Ihnen die Vorrede schicken? Ewig der Ihrige


Schiller.

Ihr nächster Brief findet mich schon in Jena.


19.

Erfurt, den 1. October 91. — Liebster Freund! Diesen Augenblick reise
ich nach Jena ab. und werde Ihnen von da aus Uebermorgen 4 neue Matt
schicken, die nicht schnell genug fertig geworden sind. Biß Mittwoch denke
ich das mir gesteckte Ziel erreicht, und unsern Gustav an den Lech gebracht
zu haben. Alles wird, den heutigen Transport ausgenommen, nicht über
9 Blatt betragen, also in allem etwa 47—48 geschriebene, woraus Sie schwer¬
lich mehr als 6 gedruckte Bogen machen können. Schicken Sie mir doch, die
ersten Bogen, ich bin neugierig wie Sie es eingerichtet haben.

Leben Sie wohl lieber Göschen. Ich reise gesünder von hier als ich her¬
gekommen bin und hoffe das Beste von der Zukunft. Ewig der Ihrige


Schiller.
20.

Jena, den 3. Nov. 91. — Soeben liebster Freund erhalte ich von un¬
serm Erhard Ihren Brief nebst Büchern und den 300 Thlr. wofür ich
Ihnen aufs verbindlichste danke. Aber mit diesem Geld ist entweder von
Ihrer oder meiner Seite ein Versehen vorgegangen, welches Sie aus meinem
von Erfurt aus geschriebenen Brief, falls Sie ihn noch haben, ersehen werden.
Ich bat Sie nehmlich mir S00 Rthlr. zu schicken, weil ich nach gemachtem
Calcul gerade so viel nöthig hatte, um mich einigermaßen zu rangiren.
Sollte ich wirklich, welches mir doch kaum wahrscheinlich ist, mir nur 300
in allem von Ihnen ausgebeten haben, so hätte ich mich gar üöel berechnet,
und ich müßte Sie sehr bitten, mir die übrigen 200 Thlr. ja, wenn auch erst
auf Weyhnachten nachzusenden, da ich darauf so sicher als auf mein Eigen¬
thum gerechnet habe. Schrieb ich Ihnen aber vielleicht schon damals, daß ich
nur 300 Thlr. für jetzt und 200 aus Neujahr ausbilde, so ist alles in Ordnung
und ich kann bis dahin warten. Ich habe gerade jetzt nicht Zeit genug,
Ihren eigenen Brief von dem Septbr. nachzusehen, worin Sie die Summe
wiederholen , um die ich bat und die Sie schicken wollten. Finde ich ihn
aber so wird es sich entscheiden. Jetzt ersuche ich Sie nur, mir bald mög¬
lichst wegen dieses Geldes ein paar Zeilen zu schreiben, denn dieser Artikel
beunruhigt mich.

Evst. seit einer Stunde habe ich Ihren Brief erhalten, und sogleich geht
die Post., Ich kann Ihnen also heute das übrige Ihres Briefes nicht be¬
antworten, aber Montags wirds geschehn. seyen Sie doch so gut und
schicken mir- mit erster Post den Achten Heft der Thalia und 3 Exemplare


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[0388] Uebergang Gust. Adolphs über den Lech. beschließen. Adieu liebster Freund. Wann soll ich Ihnen die Vorrede schicken? Ewig der Ihrige Schiller. Ihr nächster Brief findet mich schon in Jena. 19. Erfurt, den 1. October 91. — Liebster Freund! Diesen Augenblick reise ich nach Jena ab. und werde Ihnen von da aus Uebermorgen 4 neue Matt schicken, die nicht schnell genug fertig geworden sind. Biß Mittwoch denke ich das mir gesteckte Ziel erreicht, und unsern Gustav an den Lech gebracht zu haben. Alles wird, den heutigen Transport ausgenommen, nicht über 9 Blatt betragen, also in allem etwa 47—48 geschriebene, woraus Sie schwer¬ lich mehr als 6 gedruckte Bogen machen können. Schicken Sie mir doch, die ersten Bogen, ich bin neugierig wie Sie es eingerichtet haben. Leben Sie wohl lieber Göschen. Ich reise gesünder von hier als ich her¬ gekommen bin und hoffe das Beste von der Zukunft. Ewig der Ihrige Schiller. 20. Jena, den 3. Nov. 91. — Soeben liebster Freund erhalte ich von un¬ serm Erhard Ihren Brief nebst Büchern und den 300 Thlr. wofür ich Ihnen aufs verbindlichste danke. Aber mit diesem Geld ist entweder von Ihrer oder meiner Seite ein Versehen vorgegangen, welches Sie aus meinem von Erfurt aus geschriebenen Brief, falls Sie ihn noch haben, ersehen werden. Ich bat Sie nehmlich mir S00 Rthlr. zu schicken, weil ich nach gemachtem Calcul gerade so viel nöthig hatte, um mich einigermaßen zu rangiren. Sollte ich wirklich, welches mir doch kaum wahrscheinlich ist, mir nur 300 in allem von Ihnen ausgebeten haben, so hätte ich mich gar üöel berechnet, und ich müßte Sie sehr bitten, mir die übrigen 200 Thlr. ja, wenn auch erst auf Weyhnachten nachzusenden, da ich darauf so sicher als auf mein Eigen¬ thum gerechnet habe. Schrieb ich Ihnen aber vielleicht schon damals, daß ich nur 300 Thlr. für jetzt und 200 aus Neujahr ausbilde, so ist alles in Ordnung und ich kann bis dahin warten. Ich habe gerade jetzt nicht Zeit genug, Ihren eigenen Brief von dem Septbr. nachzusehen, worin Sie die Summe wiederholen , um die ich bat und die Sie schicken wollten. Finde ich ihn aber so wird es sich entscheiden. Jetzt ersuche ich Sie nur, mir bald mög¬ lichst wegen dieses Geldes ein paar Zeilen zu schreiben, denn dieser Artikel beunruhigt mich. Evst. seit einer Stunde habe ich Ihren Brief erhalten, und sogleich geht die Post., Ich kann Ihnen also heute das übrige Ihres Briefes nicht be¬ antworten, aber Montags wirds geschehn. seyen Sie doch so gut und schicken mir- mit erster Post den Achten Heft der Thalia und 3 Exemplare

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/388>, abgerufen am 27.07.2024.