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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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lieber Freund ist vorsetzt meine einzige und bestimmte Erklärung und ich
glaube, daß Sie am besten dabey fahren werden, wenn Sie ihr. folgen. Für
die Erklärungen der Portraits sorge ich, und werde sie einigen Schriftstellern
von meiner Bekanntschaft übergeben, mit deren Arbeit Sie zufrieden seyn,
sollen. Diese sowohl als die Erklärung der Vignetten dürften 4 bis 5 Bogen
betragen, und also den Mangel der Geschichte des dreißigjährigen Kriegs
in etwas ersetzen helfen. Diese sollen Sie einen Monat früher haben, als
ich Ihnen Manuskript schicken kann. Ihren Vorschlag wegen der Thalia
nehme ich mit Freuden an. und verspreche mir das beste von ihrem künfti¬
gen Abgang. Darüber so wie über das andere mündlich mehr, wenn wir
uns in Karlsbad sprechen. Wir alle empfehlen uns Ihnen u. Ihrer lieben
Frau aufs beste, wünschen Ihnen beyden herzlich den besten Erfolg vom Bade,
und meine Schwägerin sagt Ihnen den verbindlichsten Dank für das schöne
Geschenk der Wielandischen Schriften. Ihr ewig treuer Freund


Schiller.
16.

. Erfurt, den 27. August 91. -- Herzlichen Dank, liebster Fr., für die
Nachricht, die Sie uns von Ihrer glücklichen Ankunft geben. Möchten nun
die vielen Opfer, die Sie Ihrer Gesundheit gebracht haben, von erwünschter
Wirkung seyn. Ich trage Ihr Wohlbefinden aus dem Herzen wie meines
Bruders, und ich weiß, daß auch das meinige Ihnen nahe geht. Mit meiner
Gesundheit bin ich im Ganzen wohl zufrieden. Die Beklemmungen, ob sie
gleich keinen Tag ganz ausbleiben, sind minder heftig und halten weniger
lang an. Der Unterleib hält sich auch gut und der Geist ist heiter. Aber
mit der Arbeit will es jetzt noch nicht recht fort, denn kein Gedanke will
mir festhalten. Allgemach suche ich mich indessen wieder mit der Materie
zum dreißigjährigen Krieg vertraut zu machen und hoffe, daß Sie nicht
über 10 Tage auf die ersten Blätter warten sollen. Mit der Thalia lassen
Sie mir nur so lang Frist, bis die Bogen zum Calender expedirt sind. An
Aufsätzen hätte ich zwar sür 12 Bogen Vorrath, aber ich möchte gern für
das Erste Stück eine vorzügliche Auswahl treffen; dazu gehört aber, daß ich
einige derselben retouedirs.

An Wieland hat meine Frau bereits geschrieben und ich selbst werde es
auch in 5 oder 6 Tagen thun, wenn ich ihn nicht mündlich spreche. Treiben
Sie einstweilen nur Hudern und Körnern, daß diese sich fördern.

Zum Geisterseher will ich noch einen oder zwei Briefe Fortsetzung geben,
.wenn Sie ihn neu auflegen. Schicken Sie mir doch ein Exemplar, das ich
durchschießen lassen kann, so wie auch von Carlos, aber schlechte Ausgaben,
sonst wärs Schade.

Schreiben Sie mir lieber Freund, ob es Ihnen möglich ist, nix flach


lieber Freund ist vorsetzt meine einzige und bestimmte Erklärung und ich
glaube, daß Sie am besten dabey fahren werden, wenn Sie ihr. folgen. Für
die Erklärungen der Portraits sorge ich, und werde sie einigen Schriftstellern
von meiner Bekanntschaft übergeben, mit deren Arbeit Sie zufrieden seyn,
sollen. Diese sowohl als die Erklärung der Vignetten dürften 4 bis 5 Bogen
betragen, und also den Mangel der Geschichte des dreißigjährigen Kriegs
in etwas ersetzen helfen. Diese sollen Sie einen Monat früher haben, als
ich Ihnen Manuskript schicken kann. Ihren Vorschlag wegen der Thalia
nehme ich mit Freuden an. und verspreche mir das beste von ihrem künfti¬
gen Abgang. Darüber so wie über das andere mündlich mehr, wenn wir
uns in Karlsbad sprechen. Wir alle empfehlen uns Ihnen u. Ihrer lieben
Frau aufs beste, wünschen Ihnen beyden herzlich den besten Erfolg vom Bade,
und meine Schwägerin sagt Ihnen den verbindlichsten Dank für das schöne
Geschenk der Wielandischen Schriften. Ihr ewig treuer Freund


Schiller.
16.

. Erfurt, den 27. August 91. — Herzlichen Dank, liebster Fr., für die
Nachricht, die Sie uns von Ihrer glücklichen Ankunft geben. Möchten nun
die vielen Opfer, die Sie Ihrer Gesundheit gebracht haben, von erwünschter
Wirkung seyn. Ich trage Ihr Wohlbefinden aus dem Herzen wie meines
Bruders, und ich weiß, daß auch das meinige Ihnen nahe geht. Mit meiner
Gesundheit bin ich im Ganzen wohl zufrieden. Die Beklemmungen, ob sie
gleich keinen Tag ganz ausbleiben, sind minder heftig und halten weniger
lang an. Der Unterleib hält sich auch gut und der Geist ist heiter. Aber
mit der Arbeit will es jetzt noch nicht recht fort, denn kein Gedanke will
mir festhalten. Allgemach suche ich mich indessen wieder mit der Materie
zum dreißigjährigen Krieg vertraut zu machen und hoffe, daß Sie nicht
über 10 Tage auf die ersten Blätter warten sollen. Mit der Thalia lassen
Sie mir nur so lang Frist, bis die Bogen zum Calender expedirt sind. An
Aufsätzen hätte ich zwar sür 12 Bogen Vorrath, aber ich möchte gern für
das Erste Stück eine vorzügliche Auswahl treffen; dazu gehört aber, daß ich
einige derselben retouedirs.

An Wieland hat meine Frau bereits geschrieben und ich selbst werde es
auch in 5 oder 6 Tagen thun, wenn ich ihn nicht mündlich spreche. Treiben
Sie einstweilen nur Hudern und Körnern, daß diese sich fördern.

Zum Geisterseher will ich noch einen oder zwei Briefe Fortsetzung geben,
.wenn Sie ihn neu auflegen. Schicken Sie mir doch ein Exemplar, das ich
durchschießen lassen kann, so wie auch von Carlos, aber schlechte Ausgaben,
sonst wärs Schade.

Schreiben Sie mir lieber Freund, ob es Ihnen möglich ist, nix flach


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[0386] lieber Freund ist vorsetzt meine einzige und bestimmte Erklärung und ich glaube, daß Sie am besten dabey fahren werden, wenn Sie ihr. folgen. Für die Erklärungen der Portraits sorge ich, und werde sie einigen Schriftstellern von meiner Bekanntschaft übergeben, mit deren Arbeit Sie zufrieden seyn, sollen. Diese sowohl als die Erklärung der Vignetten dürften 4 bis 5 Bogen betragen, und also den Mangel der Geschichte des dreißigjährigen Kriegs in etwas ersetzen helfen. Diese sollen Sie einen Monat früher haben, als ich Ihnen Manuskript schicken kann. Ihren Vorschlag wegen der Thalia nehme ich mit Freuden an. und verspreche mir das beste von ihrem künfti¬ gen Abgang. Darüber so wie über das andere mündlich mehr, wenn wir uns in Karlsbad sprechen. Wir alle empfehlen uns Ihnen u. Ihrer lieben Frau aufs beste, wünschen Ihnen beyden herzlich den besten Erfolg vom Bade, und meine Schwägerin sagt Ihnen den verbindlichsten Dank für das schöne Geschenk der Wielandischen Schriften. Ihr ewig treuer Freund Schiller. 16. . Erfurt, den 27. August 91. — Herzlichen Dank, liebster Fr., für die Nachricht, die Sie uns von Ihrer glücklichen Ankunft geben. Möchten nun die vielen Opfer, die Sie Ihrer Gesundheit gebracht haben, von erwünschter Wirkung seyn. Ich trage Ihr Wohlbefinden aus dem Herzen wie meines Bruders, und ich weiß, daß auch das meinige Ihnen nahe geht. Mit meiner Gesundheit bin ich im Ganzen wohl zufrieden. Die Beklemmungen, ob sie gleich keinen Tag ganz ausbleiben, sind minder heftig und halten weniger lang an. Der Unterleib hält sich auch gut und der Geist ist heiter. Aber mit der Arbeit will es jetzt noch nicht recht fort, denn kein Gedanke will mir festhalten. Allgemach suche ich mich indessen wieder mit der Materie zum dreißigjährigen Krieg vertraut zu machen und hoffe, daß Sie nicht über 10 Tage auf die ersten Blätter warten sollen. Mit der Thalia lassen Sie mir nur so lang Frist, bis die Bogen zum Calender expedirt sind. An Aufsätzen hätte ich zwar sür 12 Bogen Vorrath, aber ich möchte gern für das Erste Stück eine vorzügliche Auswahl treffen; dazu gehört aber, daß ich einige derselben retouedirs. An Wieland hat meine Frau bereits geschrieben und ich selbst werde es auch in 5 oder 6 Tagen thun, wenn ich ihn nicht mündlich spreche. Treiben Sie einstweilen nur Hudern und Körnern, daß diese sich fördern. Zum Geisterseher will ich noch einen oder zwei Briefe Fortsetzung geben, .wenn Sie ihn neu auflegen. Schicken Sie mir doch ein Exemplar, das ich durchschießen lassen kann, so wie auch von Carlos, aber schlechte Ausgaben, sonst wärs Schade. Schreiben Sie mir lieber Freund, ob es Ihnen möglich ist, nix flach

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/386>, abgerufen am 18.12.2024.