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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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des Aufstandes. In verzweiflungsvoller Stimmung schrieb der Kaiser kurz
vor seinem Ende an Katharina über diese Ereignisse. In ernstem Tone ist auch
der letzte Brief Katharina's gehalten, in welchem sie den Kaiser aufzurich¬
ten sucht.

In ganz anderer Stimmung behandelten Joseph und Katharina eine
Frage, welche für Rußland von ebenso großer Wichtigkeit war als das
bairische Tauschproject, der Scheldestreit und die niederländischen Unruhen
für Oestreich -- die Haltung des schwedischen Königs Gustav III. Sehr
launig schilderte Katharina die Eitelkett Gustav's, der bei seiner Zusammen¬
kunft mit ihr in Frederikshamn seine Officiere nicht anders als in einem
phantastischen spanischen Costüm auftreten ließ und selbst sehr gerne sich im
Spiegel betrachtete. Sie habe, schreibt sie, dem Könige von Schweden ein-
geschärft, auf seiner Reise durch Europa beim Kaiser vorzusprechen; sie sei
überzeugt, daß der Eindruck von Joseph's Persönlichkeit wohlthätig auf
Gustav wirken werde. Die guten Beziehungen Gustav's zum französischen
Hofe gaben Veranlassung zu mancher spitzen Bemerkung. So bemerkt Katha¬
rina u. A., der König habe sich durch seinen Ausflug nach Frederikshamn
einen Verweis aus Paris zugezogen. Joseph theilt der Kaiserin beunruhi¬
gende Gerüchte von Aeußerungen mit, welche Gustav zum Nachtheil der
Kaiserin während seiner Reise gethan haben sollte; auch schreibt er von den
Plänen Gustav's, Norwegen mit Schweden zu vereinigen. Katharina lacht
darüber und bemerkt, das Lügen sei eine Gewohnheit Gustav's von Kindes¬
beinen an und dieses Uebel sei nicht einmal durch das Rittercostüm gebessert
worden, welches er zu tragen liebe. Sie spottet über die von hohen Ent¬
würfen vollen Köpfe und die an Geld leeren Taschen in Schweden, über
die Ausflüge Gustav's nach Berlin und Copenhagen vor dem Ausbruche des
russisch-schwedischen Krieges im Jahre 1788,*) über die Heldenthaten, welche
Gustav, mit Ritterhelm, Panzer und Beinschienen angethan, in Finnland zu
vollbringen gedenke, über seine Absicht, in Petechof einen Ball zu geben,
über seine Prahlerei und seinen Trotz in Deklarationen und Manifesten. --
Etwas später kommt es der Kaiserin sehr komisch vor, daß Gustav sich an
alle Höfe Europas wendet, um durch deren Vermittelung Frieden mit Ru߬
land zu erlangen, während ihm doch viel mehr daran zu liegen scheine, ganz
Europa in Brand zu stecken.



*) S, LOS. Non euer voisin Su Zolls as Votums s, craint s>pxs,romMSllt guf per-
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des Aufstandes. In verzweiflungsvoller Stimmung schrieb der Kaiser kurz
vor seinem Ende an Katharina über diese Ereignisse. In ernstem Tone ist auch
der letzte Brief Katharina's gehalten, in welchem sie den Kaiser aufzurich¬
ten sucht.

In ganz anderer Stimmung behandelten Joseph und Katharina eine
Frage, welche für Rußland von ebenso großer Wichtigkeit war als das
bairische Tauschproject, der Scheldestreit und die niederländischen Unruhen
für Oestreich — die Haltung des schwedischen Königs Gustav III. Sehr
launig schilderte Katharina die Eitelkett Gustav's, der bei seiner Zusammen¬
kunft mit ihr in Frederikshamn seine Officiere nicht anders als in einem
phantastischen spanischen Costüm auftreten ließ und selbst sehr gerne sich im
Spiegel betrachtete. Sie habe, schreibt sie, dem Könige von Schweden ein-
geschärft, auf seiner Reise durch Europa beim Kaiser vorzusprechen; sie sei
überzeugt, daß der Eindruck von Joseph's Persönlichkeit wohlthätig auf
Gustav wirken werde. Die guten Beziehungen Gustav's zum französischen
Hofe gaben Veranlassung zu mancher spitzen Bemerkung. So bemerkt Katha¬
rina u. A., der König habe sich durch seinen Ausflug nach Frederikshamn
einen Verweis aus Paris zugezogen. Joseph theilt der Kaiserin beunruhi¬
gende Gerüchte von Aeußerungen mit, welche Gustav zum Nachtheil der
Kaiserin während seiner Reise gethan haben sollte; auch schreibt er von den
Plänen Gustav's, Norwegen mit Schweden zu vereinigen. Katharina lacht
darüber und bemerkt, das Lügen sei eine Gewohnheit Gustav's von Kindes¬
beinen an und dieses Uebel sei nicht einmal durch das Rittercostüm gebessert
worden, welches er zu tragen liebe. Sie spottet über die von hohen Ent¬
würfen vollen Köpfe und die an Geld leeren Taschen in Schweden, über
die Ausflüge Gustav's nach Berlin und Copenhagen vor dem Ausbruche des
russisch-schwedischen Krieges im Jahre 1788,*) über die Heldenthaten, welche
Gustav, mit Ritterhelm, Panzer und Beinschienen angethan, in Finnland zu
vollbringen gedenke, über seine Absicht, in Petechof einen Ball zu geben,
über seine Prahlerei und seinen Trotz in Deklarationen und Manifesten. —
Etwas später kommt es der Kaiserin sehr komisch vor, daß Gustav sich an
alle Höfe Europas wendet, um durch deren Vermittelung Frieden mit Ru߬
land zu erlangen, während ihm doch viel mehr daran zu liegen scheine, ganz
Europa in Brand zu stecken.



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[0258] des Aufstandes. In verzweiflungsvoller Stimmung schrieb der Kaiser kurz vor seinem Ende an Katharina über diese Ereignisse. In ernstem Tone ist auch der letzte Brief Katharina's gehalten, in welchem sie den Kaiser aufzurich¬ ten sucht. In ganz anderer Stimmung behandelten Joseph und Katharina eine Frage, welche für Rußland von ebenso großer Wichtigkeit war als das bairische Tauschproject, der Scheldestreit und die niederländischen Unruhen für Oestreich — die Haltung des schwedischen Königs Gustav III. Sehr launig schilderte Katharina die Eitelkett Gustav's, der bei seiner Zusammen¬ kunft mit ihr in Frederikshamn seine Officiere nicht anders als in einem phantastischen spanischen Costüm auftreten ließ und selbst sehr gerne sich im Spiegel betrachtete. Sie habe, schreibt sie, dem Könige von Schweden ein- geschärft, auf seiner Reise durch Europa beim Kaiser vorzusprechen; sie sei überzeugt, daß der Eindruck von Joseph's Persönlichkeit wohlthätig auf Gustav wirken werde. Die guten Beziehungen Gustav's zum französischen Hofe gaben Veranlassung zu mancher spitzen Bemerkung. So bemerkt Katha¬ rina u. A., der König habe sich durch seinen Ausflug nach Frederikshamn einen Verweis aus Paris zugezogen. Joseph theilt der Kaiserin beunruhi¬ gende Gerüchte von Aeußerungen mit, welche Gustav zum Nachtheil der Kaiserin während seiner Reise gethan haben sollte; auch schreibt er von den Plänen Gustav's, Norwegen mit Schweden zu vereinigen. Katharina lacht darüber und bemerkt, das Lügen sei eine Gewohnheit Gustav's von Kindes¬ beinen an und dieses Uebel sei nicht einmal durch das Rittercostüm gebessert worden, welches er zu tragen liebe. Sie spottet über die von hohen Ent¬ würfen vollen Köpfe und die an Geld leeren Taschen in Schweden, über die Ausflüge Gustav's nach Berlin und Copenhagen vor dem Ausbruche des russisch-schwedischen Krieges im Jahre 1788,*) über die Heldenthaten, welche Gustav, mit Ritterhelm, Panzer und Beinschienen angethan, in Finnland zu vollbringen gedenke, über seine Absicht, in Petechof einen Ball zu geben, über seine Prahlerei und seinen Trotz in Deklarationen und Manifesten. — Etwas später kommt es der Kaiserin sehr komisch vor, daß Gustav sich an alle Höfe Europas wendet, um durch deren Vermittelung Frieden mit Ru߬ land zu erlangen, während ihm doch viel mehr daran zu liegen scheine, ganz Europa in Brand zu stecken. *) S, LOS. Non euer voisin Su Zolls as Votums s, craint s>pxs,romMSllt guf per- souus us xsuss-t -z, lui äaus es wonend, et S, est etlet it sse s,IIs tairs uns öxoursiou s, Lsrliu; ^js us Kais s'it s'v est rsuäu pour euerousr on trouvsr ass esxrits," S. 307. Joseph schreibt: „1/g.xx-a.ritioll an voisin als V> N. 5. s ÜopsuuÄgus g, stouue tondo I'Lu- roxs, et aprss ass raisouusmkuts, » ce <^u' on 6it, » xerts ä'ug,!sins, it est retourus eds2 lui, s,og.ut elf xrsvsuu, ^s crois, as Berlin, izus ^nich Vssar hö ecran exoussr as oomvMAltre asos.ut> I^ni, it'stand pg,g Agg^ an kalt ass stiMöttss/'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/258>, abgerufen am 01.09.2024.