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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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metrischen Musikstücken, sondern fast ohne Sonderung von bestimmten Theilen.
Wie ich denn überhaupt diese moderne, romantische Musik oder wie man sie
nennen will, mehr pflanzenartiger Natur finde und den Eindruck, den so
etwas macht, mehr einem landschaftlich unbestimmt Bestimmter vergleichen
möchte, gegen den der Mozart'schen und was in diesen Kreis (den italieni¬
schen) gehört, die durch charakteristisch sehr verschiedene, in ihren Formen aber
organisch bestimmte Gestalten höherer Ordnung und festen Gesetzes zu uns
spricht. Man könnte beide Arten auch gothischer und griechischer Architektur
vergleichen; die erstere läßt auch wie der Baum Auswüchse zu, die bei der
letzteren, wie beim menschlichen Körper, nur als Ueberbeine erscheinen würden,
dort aber gar nicht störend sind.*) --


M. Hauptmann.



Der SchulstriKe in Tirol.

Da tadle noch Jemand die Politik unseres sanften, in den letzten Tagen
dahin geschiedenen Ministeriums Hafner. Was andere mit Gewalt, Militär
und Ausnahmszuständen kaum zu erzwingen vermögen, gelang ihm durch
ein ganz einfaches, unschädliches, im Grunde selbstverständliches Mittel, durch
klugen Rückzug zu rechter Zeit. Es handelte sich bei uns um Durchführung
der Schulaufsicht mittelst der vom Staate ernannten Jnspectoren. Bekannt¬
lich verstand unser tiroler Landtag das Reichsgesetz vom 2S. Mai 1868
über das Verhältniß der Schule zur Kirche dahin, daß die oberste Leitung
und Aufsicht des gesammten Unterrichtswesens nach wie vor durch Geistliche
geübt werden sollte. Ihnen sollte im Ortsschulrathe der Vorsitz, durch
bischöfliche Jnspectoren die Ueberwachung aller Volksschulen, ein maßgebender
Einfluß im Bezirksschulrath, im Landesschulrath aber den drei Bischöfen
des Landes selbst durch ihre persönliche Betheiligung die Entscheidung über
organische Verfügungen und Personalfragen in die Hand gelegt, und ein
absolutes Veto gegen alle die Religion oder Sittlichkeit gefährdenden Anträge
gewahrt werden. Als nun die provisorische Verordnung vom 10. Februar
1869 erschien, welche die Schulaufsicht ausschließlich der weltlichen Behörde,


Indem wir die Reihe Musikalischer Briefe von Mori; Hauptmann, welche uns durch
die Güte seiner Angehörigen zur Verfügung gestellt waren. hiermit abschließen, können wir unse¬
ren Lesern mittheilen, daß die Veröffentlichung einer reicheren Auswahl in Kurzem bevorsteht. Herr
Prof. Alfred Schöne in Erlangen (früher in Leipzig) ist mit Redaction derselben beschäftigt
und die Handlung von Breitkopf K Härtel in Leipzig hat den Verlag übernommen.
Die Red.

metrischen Musikstücken, sondern fast ohne Sonderung von bestimmten Theilen.
Wie ich denn überhaupt diese moderne, romantische Musik oder wie man sie
nennen will, mehr pflanzenartiger Natur finde und den Eindruck, den so
etwas macht, mehr einem landschaftlich unbestimmt Bestimmter vergleichen
möchte, gegen den der Mozart'schen und was in diesen Kreis (den italieni¬
schen) gehört, die durch charakteristisch sehr verschiedene, in ihren Formen aber
organisch bestimmte Gestalten höherer Ordnung und festen Gesetzes zu uns
spricht. Man könnte beide Arten auch gothischer und griechischer Architektur
vergleichen; die erstere läßt auch wie der Baum Auswüchse zu, die bei der
letzteren, wie beim menschlichen Körper, nur als Ueberbeine erscheinen würden,
dort aber gar nicht störend sind.*) —


M. Hauptmann.



Der SchulstriKe in Tirol.

Da tadle noch Jemand die Politik unseres sanften, in den letzten Tagen
dahin geschiedenen Ministeriums Hafner. Was andere mit Gewalt, Militär
und Ausnahmszuständen kaum zu erzwingen vermögen, gelang ihm durch
ein ganz einfaches, unschädliches, im Grunde selbstverständliches Mittel, durch
klugen Rückzug zu rechter Zeit. Es handelte sich bei uns um Durchführung
der Schulaufsicht mittelst der vom Staate ernannten Jnspectoren. Bekannt¬
lich verstand unser tiroler Landtag das Reichsgesetz vom 2S. Mai 1868
über das Verhältniß der Schule zur Kirche dahin, daß die oberste Leitung
und Aufsicht des gesammten Unterrichtswesens nach wie vor durch Geistliche
geübt werden sollte. Ihnen sollte im Ortsschulrathe der Vorsitz, durch
bischöfliche Jnspectoren die Ueberwachung aller Volksschulen, ein maßgebender
Einfluß im Bezirksschulrath, im Landesschulrath aber den drei Bischöfen
des Landes selbst durch ihre persönliche Betheiligung die Entscheidung über
organische Verfügungen und Personalfragen in die Hand gelegt, und ein
absolutes Veto gegen alle die Religion oder Sittlichkeit gefährdenden Anträge
gewahrt werden. Als nun die provisorische Verordnung vom 10. Februar
1869 erschien, welche die Schulaufsicht ausschließlich der weltlichen Behörde,


Indem wir die Reihe Musikalischer Briefe von Mori; Hauptmann, welche uns durch
die Güte seiner Angehörigen zur Verfügung gestellt waren. hiermit abschließen, können wir unse¬
ren Lesern mittheilen, daß die Veröffentlichung einer reicheren Auswahl in Kurzem bevorsteht. Herr
Prof. Alfred Schöne in Erlangen (früher in Leipzig) ist mit Redaction derselben beschäftigt
und die Handlung von Breitkopf K Härtel in Leipzig hat den Verlag übernommen.
Die Red.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/196>, abgerufen am 27.07.2024.