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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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Herr Beule, beständiger Secretair der Akademie, erließ eine donnernde Phi-
lippina; die gesammte Akademie selbst protestirre, der alte Ingres erhob noch
seine Trimme -- alles umsonst, alle neuen Maßregeln wurden aufrecht er¬
halten, und bis heute ist es also geblieben, nur die frühere Bestimmung,
welche die römischen Candidaten bis zu ihrem dreißigsten Jahre zuließ, ist
ganz neuerdings wieder hergestellt worden. Eine Aussicht, die damals da¬
mals eröffnet wurde, ist leider nicht in Erfüllung gegangen, es wurden nämlich
durch jenes Decret Privatdocenten zugelassen, gemeldet hat sich aber noch keiner!

Jetziger Director der Leole ac LsKux-^res (Budget 190.000 Fr.) ist der
Bildhauer Guillaume, der dem 1868 abgegangenen Maler Robert Fleury
gefolgt ist. An der Spitze der römischen Schule (Budget 147,000) steht
Hebert, der Maler so vieler reizenden Genrebilder aus Italien, von dem aus¬
druckvollsten Farbenton, und so reich an Stimmung, dessen "Malaria" (im
Luxembourg) durch Stiche auch in Deutschland wohl bekannt ist.

Eine werthvolle, durch ihre Anwendung auf die Industrie fruchtbare
Anstalt ist die unter Ludwig XV. 1766 gegründete Zeichnenschule für Knaben
(Budget 48,000 Fr.), an deren Seite sich unter der jetzigen Regierung auch
eine für Mädchen (14000 Fr.) gestellt hat.

Die Levis des Leaux-^re in Dijon und Lyon (Budget 37.000 Fr.) ver¬
mögen es nicht, der Pariser Schule Concurrenz zu machen. Doch herrscht in
letzterer Stadt ein verhältnißmäßig reges, durch bemittelte Gesellschaften und
häufige Ausstellungen befördertes Kunstleben.

Weniger blühend ist die Pflege der Musik. Gänzlich gesunken ist das
altberühmte Conservatorium für Musik und Declamation; seine Leistungen
entsprechen so wenig dem was es gewesen und was es sein sollte, daß der
Minister sich bewogen gefühlt, eine außerordentliche Commission zu berufen,
um zu berathen, wie dem Uebel abzuhelfen sei. Ihre Arbeiten haben erst
vorige Woche angefangen, aber schon hat E. About einfach aus Abschaffung
des Conservatoriums angetragen, das ein unnöthiges und sogar schädliches
Institut sei. About verurtheilt jede Theilnahme des Staats am künstlerischen
Unterrichte, er bedauert den Einfluß desselben aus die bildenden Künste. Dem
mag sein wie ihm will, die Commission zählt zwar in ihren Reihen die an¬
gesehensten Namen der heutigen französischen Componisten und der Mnsik-
schriftsteller, trotzdem können wir uns von ihrer Wirksamkett nicht viel Gutes
versprechen: Musik wird in Frankreich auf eine Weife und mit einem Sinne
getrieben, welche die Kunst nur auf Abwege und zu gänzlichem Verfalle
führen können.

Filialconservatorien bestehen in Metz, Lille, Toulouse, Marseille, Nantes.
Sie sind im Ganzen mit 222,000 Fr. dotirt. wovon auf Paris allein 212,700
kommen.


Herr Beule, beständiger Secretair der Akademie, erließ eine donnernde Phi-
lippina; die gesammte Akademie selbst protestirre, der alte Ingres erhob noch
seine Trimme — alles umsonst, alle neuen Maßregeln wurden aufrecht er¬
halten, und bis heute ist es also geblieben, nur die frühere Bestimmung,
welche die römischen Candidaten bis zu ihrem dreißigsten Jahre zuließ, ist
ganz neuerdings wieder hergestellt worden. Eine Aussicht, die damals da¬
mals eröffnet wurde, ist leider nicht in Erfüllung gegangen, es wurden nämlich
durch jenes Decret Privatdocenten zugelassen, gemeldet hat sich aber noch keiner!

Jetziger Director der Leole ac LsKux-^res (Budget 190.000 Fr.) ist der
Bildhauer Guillaume, der dem 1868 abgegangenen Maler Robert Fleury
gefolgt ist. An der Spitze der römischen Schule (Budget 147,000) steht
Hebert, der Maler so vieler reizenden Genrebilder aus Italien, von dem aus¬
druckvollsten Farbenton, und so reich an Stimmung, dessen „Malaria" (im
Luxembourg) durch Stiche auch in Deutschland wohl bekannt ist.

Eine werthvolle, durch ihre Anwendung auf die Industrie fruchtbare
Anstalt ist die unter Ludwig XV. 1766 gegründete Zeichnenschule für Knaben
(Budget 48,000 Fr.), an deren Seite sich unter der jetzigen Regierung auch
eine für Mädchen (14000 Fr.) gestellt hat.

Die Levis des Leaux-^re in Dijon und Lyon (Budget 37.000 Fr.) ver¬
mögen es nicht, der Pariser Schule Concurrenz zu machen. Doch herrscht in
letzterer Stadt ein verhältnißmäßig reges, durch bemittelte Gesellschaften und
häufige Ausstellungen befördertes Kunstleben.

Weniger blühend ist die Pflege der Musik. Gänzlich gesunken ist das
altberühmte Conservatorium für Musik und Declamation; seine Leistungen
entsprechen so wenig dem was es gewesen und was es sein sollte, daß der
Minister sich bewogen gefühlt, eine außerordentliche Commission zu berufen,
um zu berathen, wie dem Uebel abzuhelfen sei. Ihre Arbeiten haben erst
vorige Woche angefangen, aber schon hat E. About einfach aus Abschaffung
des Conservatoriums angetragen, das ein unnöthiges und sogar schädliches
Institut sei. About verurtheilt jede Theilnahme des Staats am künstlerischen
Unterrichte, er bedauert den Einfluß desselben aus die bildenden Künste. Dem
mag sein wie ihm will, die Commission zählt zwar in ihren Reihen die an¬
gesehensten Namen der heutigen französischen Componisten und der Mnsik-
schriftsteller, trotzdem können wir uns von ihrer Wirksamkett nicht viel Gutes
versprechen: Musik wird in Frankreich auf eine Weife und mit einem Sinne
getrieben, welche die Kunst nur auf Abwege und zu gänzlichem Verfalle
führen können.

Filialconservatorien bestehen in Metz, Lille, Toulouse, Marseille, Nantes.
Sie sind im Ganzen mit 222,000 Fr. dotirt. wovon auf Paris allein 212,700
kommen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/181>, abgerufen am 18.12.2024.