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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.

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nungsablagen, Anzeigen von getroffenen Maßregeln: das war Alles. Die
Doole ass Leaux-^res war ganz in der Hand der Akademie, Dasselbe, in
vielleicht noch höherem Grade, war mit der römischen Schule der Fall.

Die ZZeols as Roms, von Colbert gegründet, ist ein alter Ruhm Frank¬
reichs; sie steht nur denjenigen offen, die in einer eigens zu diesem Zwecke
ausgeschriebenen Preisbewerbung in Paris gekrönt worden sind. Ihre Leitung
und Zusammensetzung hing ganz von der Akademie ab, denn diese veranstaltete
die Preisbewerbungen und urtheilte allein über die eingeschickten Kunstwerke.

Diese Verhältnisse wurden durch das kaiserliche Decret vom 13. Novem¬
ber 1863 durchaus verändert. Jeder Zusammenhang zwischen der Akademie
und der Ueols ac Lea-ux-^res wurde nun aufgelöst, den Professoren ihr Coop-
tationsrecht entzogen und sie wurden vom Minister ernannt; an Stelle des
Verwaltungsausschusfes trat ein ebenfalls von der Regierung aus 8 Jahre
bestellter Director, (Gehalt 8000 Fr.) dem die Leitung aller Verwaltungsan¬
gelegenheiten anvertraut ward. Ihm zur Seite steht der Loosen sux6rieiir
ä'evseiMemöllt, bestehend aus: Dem LuriteuäÄnt ass Leaux-^re als Vor¬
sitzer, dem ministeriellen Departementchef der schönen Künste als Vicevorsitzer;
zwei Malern, zwei Bildhauern, zwei Architekten, einem Kupferstecher und
fünf anderen Mitgliedern, alle vom Minister ernannt. Jährlich kann der
dritte Theil seiner Mitglieder wechseln. Diesem Rathe liegt es ob. eine Liste
von Geschwornen auszusetzen, unter denen, nach erfolgter ministerieller Be¬
stätigung, die Jury ausgelost wird, welche über die römischen Preise urtheilen
soll. Außerdem enthielt das Decret eine Reihe von Bestimmungen, z. B.
die Schöpfung von Ateliers für sämmtliche Künste innerhalb der Schule selbst,
die Gründung von Lehrstühlen für viele Hilfswissenschaften. Ferner wurde
die Altersgrenze für die Gäste der Villa Medicis von 30 auf 25 Jahre, die
Dauer ihres Stipendiums von 3 auf 4 Jahre herabgesetzt. Wir müssen es
uns hier versagen auf weitere Einzelheiten einzugehen, welche nur technisches
oder speciell französisches Interesse haben; auch auf eine kritische Prüfung
der getroffenen Aenderungen müssen wir hier verzichten, ebenso auf eine ge-
nauere Beschreibung der inneren Einrichtung der Loolk ac Leaux-^re. Die
meisten unserer Leser haben gewiß dort Paul Delaroche's berühmtes Hemicycle
bewundert; sie werden wohl den Eindruck mitgenommen haben, daß schon
das Gebäude allein eins der anziehendsten von Paris ist, ein wah"es Heilig-
thum der Kunst, das wie wenige unsere volle Sympathie in Anspruch nimmt.

Es war eine förmliche Sündfluth von Protestationen und erbitterten
Ausfällen, welche nach der! Veröffentlichung dieses Decrets hereinbrach.*)



') Unsere Leser können die hierüber entbrannte Fehde kennen lernen durch E. Chesneau. Is
clsorst nu 13. NovLmbrs ot 1'^0ÄÜ6mio. Paris, Didier, 18V4, -- in stark ausacprägt c>on-
verncmentalem Sinne. Am gerechtesten urtheilt Ch, Element in seinem Buche: l^tuctss sur los
hsMx-arts en ^ranov. Michel Levy, 1865.

nungsablagen, Anzeigen von getroffenen Maßregeln: das war Alles. Die
Doole ass Leaux-^res war ganz in der Hand der Akademie, Dasselbe, in
vielleicht noch höherem Grade, war mit der römischen Schule der Fall.

Die ZZeols as Roms, von Colbert gegründet, ist ein alter Ruhm Frank¬
reichs; sie steht nur denjenigen offen, die in einer eigens zu diesem Zwecke
ausgeschriebenen Preisbewerbung in Paris gekrönt worden sind. Ihre Leitung
und Zusammensetzung hing ganz von der Akademie ab, denn diese veranstaltete
die Preisbewerbungen und urtheilte allein über die eingeschickten Kunstwerke.

Diese Verhältnisse wurden durch das kaiserliche Decret vom 13. Novem¬
ber 1863 durchaus verändert. Jeder Zusammenhang zwischen der Akademie
und der Ueols ac Lea-ux-^res wurde nun aufgelöst, den Professoren ihr Coop-
tationsrecht entzogen und sie wurden vom Minister ernannt; an Stelle des
Verwaltungsausschusfes trat ein ebenfalls von der Regierung aus 8 Jahre
bestellter Director, (Gehalt 8000 Fr.) dem die Leitung aller Verwaltungsan¬
gelegenheiten anvertraut ward. Ihm zur Seite steht der Loosen sux6rieiir
ä'evseiMemöllt, bestehend aus: Dem LuriteuäÄnt ass Leaux-^re als Vor¬
sitzer, dem ministeriellen Departementchef der schönen Künste als Vicevorsitzer;
zwei Malern, zwei Bildhauern, zwei Architekten, einem Kupferstecher und
fünf anderen Mitgliedern, alle vom Minister ernannt. Jährlich kann der
dritte Theil seiner Mitglieder wechseln. Diesem Rathe liegt es ob. eine Liste
von Geschwornen auszusetzen, unter denen, nach erfolgter ministerieller Be¬
stätigung, die Jury ausgelost wird, welche über die römischen Preise urtheilen
soll. Außerdem enthielt das Decret eine Reihe von Bestimmungen, z. B.
die Schöpfung von Ateliers für sämmtliche Künste innerhalb der Schule selbst,
die Gründung von Lehrstühlen für viele Hilfswissenschaften. Ferner wurde
die Altersgrenze für die Gäste der Villa Medicis von 30 auf 25 Jahre, die
Dauer ihres Stipendiums von 3 auf 4 Jahre herabgesetzt. Wir müssen es
uns hier versagen auf weitere Einzelheiten einzugehen, welche nur technisches
oder speciell französisches Interesse haben; auch auf eine kritische Prüfung
der getroffenen Aenderungen müssen wir hier verzichten, ebenso auf eine ge-
nauere Beschreibung der inneren Einrichtung der Loolk ac Leaux-^re. Die
meisten unserer Leser haben gewiß dort Paul Delaroche's berühmtes Hemicycle
bewundert; sie werden wohl den Eindruck mitgenommen haben, daß schon
das Gebäude allein eins der anziehendsten von Paris ist, ein wah»es Heilig-
thum der Kunst, das wie wenige unsere volle Sympathie in Anspruch nimmt.

Es war eine förmliche Sündfluth von Protestationen und erbitterten
Ausfällen, welche nach der! Veröffentlichung dieses Decrets hereinbrach.*)



') Unsere Leser können die hierüber entbrannte Fehde kennen lernen durch E. Chesneau. Is
clsorst nu 13. NovLmbrs ot 1'^0ÄÜ6mio. Paris, Didier, 18V4, — in stark ausacprägt c>on-
verncmentalem Sinne. Am gerechtesten urtheilt Ch, Element in seinem Buche: l^tuctss sur los
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123619/180>, abgerufen am 01.09.2024.