Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.gänger enthaltenen logischen Gesetze verdanken, und es würde so ein "Welt- Wie kommt es nun, daß der Verfasser den Zweckbegriff in eine Welt¬ gänger enthaltenen logischen Gesetze verdanken, und es würde so ein „Welt- Wie kommt es nun, daß der Verfasser den Zweckbegriff in eine Welt¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0069" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123157"/> <p xml:id="ID_180" prev="#ID_179"> gänger enthaltenen logischen Gesetze verdanken, und es würde so ein „Welt-<lb/> Proceß in der That zu verstehen sein. Aber wie doch? Offenbar nur in der<lb/> geraden Linie des von Ursach zu Wirkung fortschreitenden blinden Causal-<lb/> nexus. Ein Schaffen in der Form der Zweckthätigkeit würde hierbei un¬<lb/> denkbar sein, und es fie'e somit unter anderem die Basis der Bewußtseins¬<lb/> theorie des Verfassers.</p><lb/> <p xml:id="ID_181" next="#ID_182"> Wie kommt es nun, daß der Verfasser den Zweckbegriff in eine Welt¬<lb/> anschauung hineinträgt, die ihm offenbar widerstrebt? Zu allererst drängt<lb/> ihn dazu das Bedürfniß, die Entstehung organischer Wesen zu erklären, was<lb/> ohne den Zweckbegriff durchaus unmöglich ist; und nun hilft er sich damit,<lb/> daß er das Unbewußte unausgesetzt und unmittelbar, wenigstens im Gebiet<lb/> des organischen Lebens, in den Gang der Welt eingreifen läßt. Diese Ein¬<lb/> griffe eben führen den Zweck in die Welt ein, denn sie sind immer und überall<lb/> zweckgemäß und geschehen überhaupt in einer Weise, daß in ihnen das Un¬<lb/> bewußte sich völlig gleich dem bewußten Gotte des Gläubigen bethätigt, wie<lb/> ausdrücklich auch auf S. 522 anerkannt wird. So sind wir bei der „Spitze<lb/> der Pyramide" angelangt, jener ewigen Einen Substanz, die negativ als „das<lb/> Unbewußte" bezeichnet wird und Wille und Vorstellung als Attribute unter<lb/> sich umfaßt. Betrachten wir sie zum Schluß etwas genauer. Was zunächst<lb/> jene Eingriffe anbetrifft, so darf man wohl fragen, wo und wie dies Un¬<lb/> bewußte zur Zeit seines jedesmalige» Gingreifens denn war? War es in<lb/> jenem Jenseit des reinen Seins, so ist offenbar zu jedem Eingriff ein neuer<lb/> Vermählungsact von W. und V. nöthig, gerade wie am Anfange der Welt;<lb/> es geschieht dann die ganze Entwickelung der Welt (wenigstens der organi¬<lb/> schen) durch solche immerfort wiederholte Verbindungsacte Iwo, und läuft<lb/> schließlich auf jene Ungeheuerlichkeit hinaus, die wir schon oben berührten,<lb/> nämlich daß das die Welt Regierende ein Vernunftloses ist, der blinde und<lb/> dumme Wille, der ja zu diesen Acten die Initiativ e ergreisen muß. Wenn<lb/> aber das eingreifende Unbewußte schon realiter in der Welt, so zu sagen,<lb/> in ihr incarnirt war, so kann von Eingriffen keine Rede sein, ist das als<lb/> Eingriff Bezeichnete nur die reale Wirkung einer ganz real vorhandenen Ursache;<lb/> wir befinden uns dann in dem wohlbekannten Geleise der materialistischen Er¬<lb/> klärungsweise der Welt. Ein drittes aber anzunehmen, nämlich daß sich das Un¬<lb/> bewußte, während es den Weltproceß vorwärtstreibend begleitet, in einem<lb/> Mittelzustände zwischen dem jenseitigen, reinen Sein und dem diesseitigen, realen<lb/> Sein befindet, verbietet die Logik. — Hiermit indeß sind jene Eingriffe nicht ab¬<lb/> gethan. Im Gegentheil, wir setzen das Hauptverdienst des Verfassers darin,<lb/> daß er das Eingreifen geistiger Factoren in unser leibliches und geistiges<lb/> Leben, oft mitten in die klarste Bewußtseinsarbeit hinein, die trotzdem nicht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0069]
gänger enthaltenen logischen Gesetze verdanken, und es würde so ein „Welt-
Proceß in der That zu verstehen sein. Aber wie doch? Offenbar nur in der
geraden Linie des von Ursach zu Wirkung fortschreitenden blinden Causal-
nexus. Ein Schaffen in der Form der Zweckthätigkeit würde hierbei un¬
denkbar sein, und es fie'e somit unter anderem die Basis der Bewußtseins¬
theorie des Verfassers.
Wie kommt es nun, daß der Verfasser den Zweckbegriff in eine Welt¬
anschauung hineinträgt, die ihm offenbar widerstrebt? Zu allererst drängt
ihn dazu das Bedürfniß, die Entstehung organischer Wesen zu erklären, was
ohne den Zweckbegriff durchaus unmöglich ist; und nun hilft er sich damit,
daß er das Unbewußte unausgesetzt und unmittelbar, wenigstens im Gebiet
des organischen Lebens, in den Gang der Welt eingreifen läßt. Diese Ein¬
griffe eben führen den Zweck in die Welt ein, denn sie sind immer und überall
zweckgemäß und geschehen überhaupt in einer Weise, daß in ihnen das Un¬
bewußte sich völlig gleich dem bewußten Gotte des Gläubigen bethätigt, wie
ausdrücklich auch auf S. 522 anerkannt wird. So sind wir bei der „Spitze
der Pyramide" angelangt, jener ewigen Einen Substanz, die negativ als „das
Unbewußte" bezeichnet wird und Wille und Vorstellung als Attribute unter
sich umfaßt. Betrachten wir sie zum Schluß etwas genauer. Was zunächst
jene Eingriffe anbetrifft, so darf man wohl fragen, wo und wie dies Un¬
bewußte zur Zeit seines jedesmalige» Gingreifens denn war? War es in
jenem Jenseit des reinen Seins, so ist offenbar zu jedem Eingriff ein neuer
Vermählungsact von W. und V. nöthig, gerade wie am Anfange der Welt;
es geschieht dann die ganze Entwickelung der Welt (wenigstens der organi¬
schen) durch solche immerfort wiederholte Verbindungsacte Iwo, und läuft
schließlich auf jene Ungeheuerlichkeit hinaus, die wir schon oben berührten,
nämlich daß das die Welt Regierende ein Vernunftloses ist, der blinde und
dumme Wille, der ja zu diesen Acten die Initiativ e ergreisen muß. Wenn
aber das eingreifende Unbewußte schon realiter in der Welt, so zu sagen,
in ihr incarnirt war, so kann von Eingriffen keine Rede sein, ist das als
Eingriff Bezeichnete nur die reale Wirkung einer ganz real vorhandenen Ursache;
wir befinden uns dann in dem wohlbekannten Geleise der materialistischen Er¬
klärungsweise der Welt. Ein drittes aber anzunehmen, nämlich daß sich das Un¬
bewußte, während es den Weltproceß vorwärtstreibend begleitet, in einem
Mittelzustände zwischen dem jenseitigen, reinen Sein und dem diesseitigen, realen
Sein befindet, verbietet die Logik. — Hiermit indeß sind jene Eingriffe nicht ab¬
gethan. Im Gegentheil, wir setzen das Hauptverdienst des Verfassers darin,
daß er das Eingreifen geistiger Factoren in unser leibliches und geistiges
Leben, oft mitten in die klarste Bewußtseinsarbeit hinein, die trotzdem nicht
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