Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.nach Kennedy's Meinung, der Chesney beipflichtet, zur Schlacht selbst herbei¬ Wiederholt glaube ich hier bemerken zu sollen, worauf ich schon bei Die Katastrophe der Schlacht von Waterloo durch Feuer preußischer Dagegen geht auch er (v. 140, ?. 256 ff.) auf die schon so vielfach Diese ganze alte Erörterung ist aber schon deshalb zwecklos, weil -) Ich hofft dies Verhältniß "Wellington" S. S0 flgde. hinlänglich erörtert zu haben. ' ") Sonderbar ist, daß Chesney die directeste Aeußerung Clausewitzens nicht anführt. Sie
ist in behutsamster Form gehalten, so daß eine andere Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen bleibt. (Werke VIII, 116). "Hinter der Front auf eine Stunde Entfernung lag da" Holz von Soigne, welches Bonaparte und viele andere Kunstnchtcr als einen Abgrund für Wellington'S Heer ansehen, im Falle er die Schlacht verlöre, welches aber doch wohl nicht von solcher Be¬ schaffenheit gewesen sein muß, wie dabei vorausgesetzt wird, weil sonst ein so behutsamer Feldherr wie Wellington es nicht im Rücken genommen hätte. Ein Wald, der von vielen Wegen durchschnitten ist. scheint gerade ein großes Schutzmittel für eine geschlagene Armee zu sein. nach Kennedy's Meinung, der Chesney beipflichtet, zur Schlacht selbst herbei¬ Wiederholt glaube ich hier bemerken zu sollen, worauf ich schon bei Die Katastrophe der Schlacht von Waterloo durch Feuer preußischer Dagegen geht auch er (v. 140, ?. 256 ff.) auf die schon so vielfach Diese ganze alte Erörterung ist aber schon deshalb zwecklos, weil -) Ich hofft dies Verhältniß „Wellington" S. S0 flgde. hinlänglich erörtert zu haben. ' ") Sonderbar ist, daß Chesney die directeste Aeußerung Clausewitzens nicht anführt. Sie
ist in behutsamster Form gehalten, so daß eine andere Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen bleibt. (Werke VIII, 116). „Hinter der Front auf eine Stunde Entfernung lag da« Holz von Soigne, welches Bonaparte und viele andere Kunstnchtcr als einen Abgrund für Wellington'S Heer ansehen, im Falle er die Schlacht verlöre, welches aber doch wohl nicht von solcher Be¬ schaffenheit gewesen sein muß, wie dabei vorausgesetzt wird, weil sonst ein so behutsamer Feldherr wie Wellington es nicht im Rücken genommen hätte. Ein Wald, der von vielen Wegen durchschnitten ist. scheint gerade ein großes Schutzmittel für eine geschlagene Armee zu sein. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0198" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123286"/> <p xml:id="ID_528" prev="#ID_527"> nach Kennedy's Meinung, der Chesney beipflichtet, zur Schlacht selbst herbei¬<lb/> gezogen werden müssen. „Die Brigade Colville hätte den englischen Linien<lb/> den gefahrvollen Moment einer Durchbrechung vor Ziethen's Ankunft er¬<lb/> sparen können." 281. v. 165)</p><lb/> <p xml:id="ID_529"> Wiederholt glaube ich hier bemerken zu sollen, worauf ich schon bei<lb/> einem andern Anlasse hinwies, daß allein Wellington's Absicht, auf alle Fälle<lb/> eine so starke Detachirung vorzunehmen, einen entscheidenden Umstand er¬<lb/> klärlich macht. 'Er wollte nämlich nur dann die Defensivschlacht annehmen,<lb/> wenn er durch mindestens ein preußisches Armeecorps verstärkt werde — als<lb/> Ersatz eben für die westwärts entsendeten Truppen.</p><lb/> <p xml:id="ID_530"> Die Katastrophe der Schlacht von Waterloo durch Feuer preußischer<lb/> Artillerie während des noch andauernden Ringens zwischen Franzosen und<lb/> Engländern, wie sie sich aus Reiche's Memoiren im Zusammenhange mit<lb/> anderen authentischen Nachrichten ergibt*), ist wie den Führern auch Chesney<lb/> entgangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_531"> Dagegen geht auch er (v. 140, ?. 256 ff.) auf die schon so vielfach<lb/> durchgesprochene Frage ein, ob Wellington's Aufstellung vor einem Walde<lb/> mit einigen gebahnten Wegen, wie das Gehölz von Soigne war, rathsam ge¬<lb/> wesen sei. Er billigt dieselbe wesentlich mit den von Jomini und Clausewitz**)<lb/> beigebrachten Gründen, denen er als besonders wichtigen die bessere Erfah¬<lb/> rung Wellington's in der Defensive beifügt; Napoleon's Behauptung, jeder<lb/> Rückzug seines Gegners nach Brüssel von der Stellung bei Mont Se. Jean<lb/> sei unmöglich gewesen, erscheint ihm unwahr und absichtlich.</p><lb/> <p xml:id="ID_532" next="#ID_533"> Diese ganze alte Erörterung ist aber schon deshalb zwecklos, weil<lb/> Wellington niemals die Absicht geäußert hat, seinen Rückzug eventuell durch<lb/> das Gehölz von Soigne anzutreten. In seinen Correspondenzen liegt über<lb/> diese ganze Frage überhaupt gar keine Aeußerung vor. Nur hat er in dem<lb/> Jahre vor der Schlacht, im Herbste des Jahres 1814, in seinem Memoran¬<lb/> dum über die Vertheidigung des neu gegründeten Königreichs der Nieder¬<lb/> lande (bei Gurwood XII., 129) das Local des Schlachtfeldes, „den Eingang<lb/> des Waldes von Soigne auf der Straße nach Brüssel" als geeignet für Ber-</p><lb/> <note xml:id="FID_40" place="foot"> -) Ich hofft dies Verhältniß „Wellington" S. S0 flgde. hinlänglich erörtert zu haben.<lb/> '</note><lb/> <note xml:id="FID_41" place="foot"> ") Sonderbar ist, daß Chesney die directeste Aeußerung Clausewitzens nicht anführt. Sie<lb/> ist in behutsamster Form gehalten, so daß eine andere Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen<lb/> bleibt. (Werke VIII, 116). „Hinter der Front auf eine Stunde Entfernung lag da« Holz von<lb/> Soigne, welches Bonaparte und viele andere Kunstnchtcr als einen Abgrund für Wellington'S<lb/> Heer ansehen, im Falle er die Schlacht verlöre, welches aber doch wohl nicht von solcher Be¬<lb/> schaffenheit gewesen sein muß, wie dabei vorausgesetzt wird, weil sonst ein so behutsamer<lb/> Feldherr wie Wellington es nicht im Rücken genommen hätte. Ein Wald, der von vielen<lb/> Wegen durchschnitten ist. scheint gerade ein großes Schutzmittel für eine geschlagene Armee<lb/> zu sein.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0198]
nach Kennedy's Meinung, der Chesney beipflichtet, zur Schlacht selbst herbei¬
gezogen werden müssen. „Die Brigade Colville hätte den englischen Linien
den gefahrvollen Moment einer Durchbrechung vor Ziethen's Ankunft er¬
sparen können." 281. v. 165)
Wiederholt glaube ich hier bemerken zu sollen, worauf ich schon bei
einem andern Anlasse hinwies, daß allein Wellington's Absicht, auf alle Fälle
eine so starke Detachirung vorzunehmen, einen entscheidenden Umstand er¬
klärlich macht. 'Er wollte nämlich nur dann die Defensivschlacht annehmen,
wenn er durch mindestens ein preußisches Armeecorps verstärkt werde — als
Ersatz eben für die westwärts entsendeten Truppen.
Die Katastrophe der Schlacht von Waterloo durch Feuer preußischer
Artillerie während des noch andauernden Ringens zwischen Franzosen und
Engländern, wie sie sich aus Reiche's Memoiren im Zusammenhange mit
anderen authentischen Nachrichten ergibt*), ist wie den Führern auch Chesney
entgangen.
Dagegen geht auch er (v. 140, ?. 256 ff.) auf die schon so vielfach
durchgesprochene Frage ein, ob Wellington's Aufstellung vor einem Walde
mit einigen gebahnten Wegen, wie das Gehölz von Soigne war, rathsam ge¬
wesen sei. Er billigt dieselbe wesentlich mit den von Jomini und Clausewitz**)
beigebrachten Gründen, denen er als besonders wichtigen die bessere Erfah¬
rung Wellington's in der Defensive beifügt; Napoleon's Behauptung, jeder
Rückzug seines Gegners nach Brüssel von der Stellung bei Mont Se. Jean
sei unmöglich gewesen, erscheint ihm unwahr und absichtlich.
Diese ganze alte Erörterung ist aber schon deshalb zwecklos, weil
Wellington niemals die Absicht geäußert hat, seinen Rückzug eventuell durch
das Gehölz von Soigne anzutreten. In seinen Correspondenzen liegt über
diese ganze Frage überhaupt gar keine Aeußerung vor. Nur hat er in dem
Jahre vor der Schlacht, im Herbste des Jahres 1814, in seinem Memoran¬
dum über die Vertheidigung des neu gegründeten Königreichs der Nieder¬
lande (bei Gurwood XII., 129) das Local des Schlachtfeldes, „den Eingang
des Waldes von Soigne auf der Straße nach Brüssel" als geeignet für Ber-
-) Ich hofft dies Verhältniß „Wellington" S. S0 flgde. hinlänglich erörtert zu haben.
'
") Sonderbar ist, daß Chesney die directeste Aeußerung Clausewitzens nicht anführt. Sie
ist in behutsamster Form gehalten, so daß eine andere Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen
bleibt. (Werke VIII, 116). „Hinter der Front auf eine Stunde Entfernung lag da« Holz von
Soigne, welches Bonaparte und viele andere Kunstnchtcr als einen Abgrund für Wellington'S
Heer ansehen, im Falle er die Schlacht verlöre, welches aber doch wohl nicht von solcher Be¬
schaffenheit gewesen sein muß, wie dabei vorausgesetzt wird, weil sonst ein so behutsamer
Feldherr wie Wellington es nicht im Rücken genommen hätte. Ein Wald, der von vielen
Wegen durchschnitten ist. scheint gerade ein großes Schutzmittel für eine geschlagene Armee
zu sein.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |