Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.jene wünschte sich nichts besseres als eine Hütte, um an diesem Ort ihr Leben Weniger deutlich zeichnen sich die Gestalten zweier anderer Cardinäle. In Urbino steht der Palast der alten Herzoge, den herrlichsten unter den Einflußreicher auf sein Leben als alle diese Bekanntschaften war die Ver¬ 47*
jene wünschte sich nichts besseres als eine Hütte, um an diesem Ort ihr Leben Weniger deutlich zeichnen sich die Gestalten zweier anderer Cardinäle. In Urbino steht der Palast der alten Herzoge, den herrlichsten unter den Einflußreicher auf sein Leben als alle diese Bekanntschaften war die Ver¬ 47*
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jene wünschte sich nichts besseres als eine Hütte, um an diesem Ort ihr Leben
zu beschließen. Auch der Papst gab ihr Audienz und behauptete, den Werth
einer so geistreichen Dame ebensogut schätzen zu können als sein Cardinal;
er wurde dessen Rival; beide waren nahe an den Achtziger. AIs er sie einmal
mit Passionei von ferne kommen sah, rief er: „OK bollg, oopxia. al arm! g, al
talizuti! —
Weniger deutlich zeichnen sich die Gestalten zweier anderer Cardinäle.
Joseph Spinelli aus der bekannten weitverzweigten uralten Adelsfamilie
Neapels, war siebzehn Jahre lang Erzbischof dieser Stadt gewesen und hatte
für die wissenschaftliche Bildung und Disciplin seines Clerus vielleicht mehr
gethan, als jemals ein neapolitanischer Bischof vor oder nach ihm. Er ließ
sich von einem zelotischer Zug fortreißen zu einem Versuche, die Inquisition
einzuführen. Das Volk von Neapel, welches das heilige Uffiz nie geduldet
hat, schien den Schatten Masaniello's heraufbeschwören zu wollen; der König,
um nicht die Fundamente der jungen bourbonischen Monarchie zu erschüttern,
schritt ein und nöthigte den Erzbischof, auf seinen Stuhl zu verzichten. Indeß
war Spinelli sonst ein seiner Kopf, übrigens Gegner der Jesuiten; er galt
bei Vielen für den gelehrtesten und fähigsten im Colleg; wäre sein Eifer
nicht gewesen und sein Zerfall mit dem neapolitanischen Hofe, so wäre er
vielleicht 17S9 Papst geworden. Winckelmann begleitete ihn nach seinem
Bisthum Ostia, wo er Ausgrabungen veranstaltete.
In Urbino steht der Palast der alten Herzoge, den herrlichsten unter den
Säulenhöfen der Renaissance einschließend; einen schöneren Aufstellungsort hat
kein Antiquitätenmuseum der Welt, als das Museo lapidario, welches der Car¬
dinal Stoppcmi als Legat in der ersten Gallerie dieses Hofes angelegt hat. Die
Inschriften kamen meist aus der Sammlung Fabretti's; sein gelehrter Berather
war der Pesarese Giov. Battista Passeri, der bizarrste jener visionären Etrusco-
logen, welche in den Alterthümern dieser ihrer Ahnen die älteste Civilisation
Europas, die Quelle griechischer und lateinischer Bildung zu finden sich be¬
mühten; ja Passeri hat fast alle jüdischen und christlichen Dogmen aus etruski-
schen Aschenkisten- und Vasenbildern herausinterpretirt. An der anderen
Küste Italiens, zu Volterra, pflegte diese Art von landschaftlicher Archäolo¬
gie Mario Guarnacci, und im Binnenland zwischen beiden thront aus hohem
Felsen Cortona mit seiner etruscischen Academie, zu deren Mitglied Winckel¬
mann auf seinen Wunsch ernannt wurde. —
Einflußreicher auf sein Leben als alle diese Bekanntschaften war die Ver¬
bindung unseres Gelehrten mit dem Cardinal Albani. Sie begann mit dem
Tode Archinto's, als er die Wohnung in der Cancellerie verlor. Wer dieser
Cardinal Alessandro gewesen ist, davon erzählt am beredtesten die Schöpfung
seines Alters, die Villa vor Porta Sakara. Die Quellen für die Kenntniß
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