Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.und füllt sie mit fremdem Stoff, um Reime zu ermöglichen. Wenn die Kein Wunder, wenn manche verständige Engländer, die Goethe's Faust Der Curiosttät halber mögen hier auch zwei schottische Versionen aus
Und nun im Gegensatz zu dieser derben Ausgelassenheit den Schluß von
Der Schlußvers mit seinem sechsmaligen und doch geschmacklosen und füllt sie mit fremdem Stoff, um Reime zu ermöglichen. Wenn die Kein Wunder, wenn manche verständige Engländer, die Goethe's Faust Der Curiosttät halber mögen hier auch zwei schottische Versionen aus
Und nun im Gegensatz zu dieser derben Ausgelassenheit den Schluß von
Der Schlußvers mit seinem sechsmaligen und doch geschmacklosen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0308" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/122063"/> <p xml:id="ID_838" prev="#ID_837"> und füllt sie mit fremdem Stoff, um Reime zu ermöglichen. Wenn die<lb/> Menge von Reimen im Englischen so schwer herbeizuschaffen war, dann ziehen<lb/> wir doch die wortgetreue Prosa von Hayward der Entstellung vor. Fast<lb/> scheint es, als fehle es den englischen Uebersetzern des Faust an demjenigen<lb/> Respect, den wir Deutsche doch unsrerseits vor dem Worte Shakespeare's<lb/> besitzen. Denn in noch höherem Grade als z. B. Blackie trifft der<lb/> Vorwurf entstellender Zurechtmachung Dr. I. Auster, dessen Uebersetzung<lb/> Lewes die Ehre anthut, sie eine ^brilliimt xaraMr^se zu nennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_839"> Kein Wunder, wenn manche verständige Engländer, die Goethe's Faust<lb/> nur aus solchen Uebersetzungen kennen, geringschätzig oder doch nicht mit<lb/> gebührender Hochachtung von ihm geurtheilt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_840"> Der Curiosttät halber mögen hier auch zwei schottische Versionen aus<lb/> „Faust" erwähnt werden, nämlich die beiden Lieder „Der Schäfer putzt sich<lb/> zum Tanz" und „Meine Ruh ist hin", von Peter Gardner. Beide sind<lb/> wahr und poetisch empfunden und erinnern in ihrer einfach kräftigen Be¬<lb/> handlung an Robert Burns. Hören wir ein paar Verse als Probe:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_9" type="poem"> <l> Ibo sboxborÄ huste'ä bim lor tho äanco<lb/> In's tartar coal an' xlaiä to xra,meo,<lb/> Las brav, tolle's een ala rov, man.<lb/> I^anZ «Mg be-low tho troos was tbranZ,<lb/> Ibsro a' lites maä the^ g.^' llanZ.<lb/> Ilooeb, bös! Ilooob, be-s!<lb/> Ilooob, boo^s, man! IlooiiS, man, boo!<lb/> Lao rnnZ tho üüÄls-hop, man.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_841"> Und nun im Gegensatz zu dieser derben Ausgelassenheit den Schluß von<lb/> Gretchen's ergreifenden Liede am Spinnrad:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_10" type="poem"> <l> bosom AIs<lb/> bim ova'.<lb/> 0b! miobt I olasp bim,<lb/> Nino ain an' wirf a'!</l> <l> Al^ xoaoe- is Zams,<lb/> board is fair;<lb/> Rost uncl I nah waz^<lb/> ^n' novormair.</l><lb/> <l> ^n' Kiss, I^iss, Kiss bim,<lb/> I'in t'ain lor sie. buff<lb/> ^n' Kishm', an' Kishm',<lb/> I'ä äoo on bis I<iss.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_842" next="#ID_843"> Der Schlußvers mit seinem sechsmaligen und doch geschmacklosen<lb/> „Küssen" verdreifacht ohne Noth des armen Mädchens Sinnlichkeit: man<lb/> sieht überhaupt nicht ein, weshalb grade das tödtlich verliebte Gretchen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0308]
und füllt sie mit fremdem Stoff, um Reime zu ermöglichen. Wenn die
Menge von Reimen im Englischen so schwer herbeizuschaffen war, dann ziehen
wir doch die wortgetreue Prosa von Hayward der Entstellung vor. Fast
scheint es, als fehle es den englischen Uebersetzern des Faust an demjenigen
Respect, den wir Deutsche doch unsrerseits vor dem Worte Shakespeare's
besitzen. Denn in noch höherem Grade als z. B. Blackie trifft der
Vorwurf entstellender Zurechtmachung Dr. I. Auster, dessen Uebersetzung
Lewes die Ehre anthut, sie eine ^brilliimt xaraMr^se zu nennen.
Kein Wunder, wenn manche verständige Engländer, die Goethe's Faust
nur aus solchen Uebersetzungen kennen, geringschätzig oder doch nicht mit
gebührender Hochachtung von ihm geurtheilt haben.
Der Curiosttät halber mögen hier auch zwei schottische Versionen aus
„Faust" erwähnt werden, nämlich die beiden Lieder „Der Schäfer putzt sich
zum Tanz" und „Meine Ruh ist hin", von Peter Gardner. Beide sind
wahr und poetisch empfunden und erinnern in ihrer einfach kräftigen Be¬
handlung an Robert Burns. Hören wir ein paar Verse als Probe:
Ibo sboxborÄ huste'ä bim lor tho äanco
In's tartar coal an' xlaiä to xra,meo,
Las brav, tolle's een ala rov, man.
I^anZ «Mg be-low tho troos was tbranZ,
Ibsro a' lites maä the^ g.^' llanZ.
Ilooeb, bös! Ilooob, be-s!
Ilooob, boo^s, man! IlooiiS, man, boo!
Lao rnnZ tho üüÄls-hop, man.
Und nun im Gegensatz zu dieser derben Ausgelassenheit den Schluß von
Gretchen's ergreifenden Liede am Spinnrad:
bosom AIs
bim ova'.
0b! miobt I olasp bim,
Nino ain an' wirf a'! Al^ xoaoe- is Zams,
board is fair;
Rost uncl I nah waz^
^n' novormair.
^n' Kiss, I^iss, Kiss bim,
I'in t'ain lor sie. buff
^n' Kishm', an' Kishm',
I'ä äoo on bis I<iss.
Der Schlußvers mit seinem sechsmaligen und doch geschmacklosen
„Küssen" verdreifacht ohne Noth des armen Mädchens Sinnlichkeit: man
sieht überhaupt nicht ein, weshalb grade das tödtlich verliebte Gretchen
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