Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.sich keiner weltlichen Sachen, die weltlichem Regiment und Obrigkeit zustehen Solch schwachmütige Verlängerung war freilich nur ein Zeugniß der L. Aus Schwaben. Es ist zu vermuthen, daß die Bilder aus der deutschen Kleinstaaterei, sich keiner weltlichen Sachen, die weltlichem Regiment und Obrigkeit zustehen Solch schwachmütige Verlängerung war freilich nur ein Zeugniß der L. Aus Schwaben. Es ist zu vermuthen, daß die Bilder aus der deutschen Kleinstaaterei, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0263" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/122018"/> <p xml:id="ID_712" prev="#ID_711"> sich keiner weltlichen Sachen, die weltlichem Regiment und Obrigkeit zustehen<lb/> weder in Stadt noch Land, im Rath oder daneben nicht beladen, sondern<lb/> uns, nachdem uns christlich, löblich und Stadt und Land nützlich dünkt, re¬<lb/> gieren lassen."</p><lb/> <p xml:id="ID_713"> Solch schwachmütige Verlängerung war freilich nur ein Zeugniß der<lb/> vorübergehenden Einwirkung der Reaction. Zwingli's Gedächtniß lebte fort<lb/> in der festgegründeten Treue gegen die Reformation, die immer inniger mit<lb/> dem öffentlichen und häuslichen Leben verwuchs, in der Aufrechthaltung der<lb/> Sittengesetze, in dem Verbot des Reislaufens. Eine unparteiische Würdigung<lb/> seiner ganzen Wirksamkeit war erst einer späteren Zeit vorbehalten. Wir<lb/> können Mönkofer's Buch nur mit dem Eindruck aus der Hand legen, daß<lb/> sein Schlußurtheil über Zwingli, namentlich der durchgeführte Vergleich mit<lb/> Luther, zutreffend und wohlbemesfen ist. Es verleugnet sich nicht die Vor¬<lb/> liebe für den Helden des eigenen Volksstamms, aber es sind freimüthig wie<lb/> die Vorzüge, so auch die Mängel an's Licht gesetzt. Und wenn der Verfasser<lb/> willig die gewaltig überragende Größe des deutschen Reformators anerkennt,<lb/> so erfreut man sich in seiner fleißigen Erzählung gerne auch derjenigen Züge,<lb/> welche uns wiederum den schweizerischen Mitstreiter besonders Werth machen.<lb/> Schließlich bleibt es doch ein unschätzbarer Segen, daß sich das Werk der<lb/> Reformation an eine Anzahl von Männer verschiedener Gaben vertheilt, so<lb/> daß der neue Glaube von Anfang an eine Mannigfaltigkeit verschiedener<lb/> Richtungen in seinem Schoße dulden mußte, gegen welche die Liebe und der<lb/> Haß und das Aufgebot allen Scharfsinns nichts vermochte. Und an diesen<lb/> Ursprung müssen immer wieder diejenigen erinnert werden, welche, sei es in<lb/> einer der Reformationskirchen oder auch in ihrer Gesammtheit, jene künstliche<lb/> Einheit vermissen oder herzustellen beflissen sind, die das Zeichen der römi¬<lb/> schen Kirche ist.</p><lb/> <note type="byline"> L.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus Schwaben.</head><lb/> <p xml:id="ID_714" next="#ID_715"> Es ist zu vermuthen, daß die Bilder aus der deutschen Kleinstaaterei,<lb/> wir welchen der streitbare Abgeordnete für Wiesbaden soeben unsere politische<lb/> Literatur bereichert hat, nicht wenig Staub in unserm Land aufwerfen<lb/> werden. Vorausgesetzt, daß man es nicht vorzieht, in den Mantel selbstbe¬<lb/> währter Tugend gehüllt sie zu ignoriren, was aber schon darum nicht zu<lb/> besorgen ist, weil der zweite Band dieses Bilderbuchs keinem geringeren</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0263]
sich keiner weltlichen Sachen, die weltlichem Regiment und Obrigkeit zustehen
weder in Stadt noch Land, im Rath oder daneben nicht beladen, sondern
uns, nachdem uns christlich, löblich und Stadt und Land nützlich dünkt, re¬
gieren lassen."
Solch schwachmütige Verlängerung war freilich nur ein Zeugniß der
vorübergehenden Einwirkung der Reaction. Zwingli's Gedächtniß lebte fort
in der festgegründeten Treue gegen die Reformation, die immer inniger mit
dem öffentlichen und häuslichen Leben verwuchs, in der Aufrechthaltung der
Sittengesetze, in dem Verbot des Reislaufens. Eine unparteiische Würdigung
seiner ganzen Wirksamkeit war erst einer späteren Zeit vorbehalten. Wir
können Mönkofer's Buch nur mit dem Eindruck aus der Hand legen, daß
sein Schlußurtheil über Zwingli, namentlich der durchgeführte Vergleich mit
Luther, zutreffend und wohlbemesfen ist. Es verleugnet sich nicht die Vor¬
liebe für den Helden des eigenen Volksstamms, aber es sind freimüthig wie
die Vorzüge, so auch die Mängel an's Licht gesetzt. Und wenn der Verfasser
willig die gewaltig überragende Größe des deutschen Reformators anerkennt,
so erfreut man sich in seiner fleißigen Erzählung gerne auch derjenigen Züge,
welche uns wiederum den schweizerischen Mitstreiter besonders Werth machen.
Schließlich bleibt es doch ein unschätzbarer Segen, daß sich das Werk der
Reformation an eine Anzahl von Männer verschiedener Gaben vertheilt, so
daß der neue Glaube von Anfang an eine Mannigfaltigkeit verschiedener
Richtungen in seinem Schoße dulden mußte, gegen welche die Liebe und der
Haß und das Aufgebot allen Scharfsinns nichts vermochte. Und an diesen
Ursprung müssen immer wieder diejenigen erinnert werden, welche, sei es in
einer der Reformationskirchen oder auch in ihrer Gesammtheit, jene künstliche
Einheit vermissen oder herzustellen beflissen sind, die das Zeichen der römi¬
schen Kirche ist.
L.
Aus Schwaben.
Es ist zu vermuthen, daß die Bilder aus der deutschen Kleinstaaterei,
wir welchen der streitbare Abgeordnete für Wiesbaden soeben unsere politische
Literatur bereichert hat, nicht wenig Staub in unserm Land aufwerfen
werden. Vorausgesetzt, daß man es nicht vorzieht, in den Mantel selbstbe¬
währter Tugend gehüllt sie zu ignoriren, was aber schon darum nicht zu
besorgen ist, weil der zweite Band dieses Bilderbuchs keinem geringeren
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