Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.Menenius, welcher den König Jugurtha vor das versammelte Volk rief, und Menenius, welcher den König Jugurtha vor das versammelte Volk rief, und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0138" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/121893"/> <p xml:id="ID_368" prev="#ID_367"> Menenius, welcher den König Jugurtha vor das versammelte Volk rief, und<lb/> einen zweiten Gajus, den Enkel des eben genannten, der zu gleicher Zeit vier<lb/> Klagen gegen Gabinius. den verhaßten Günstling des Pompejus vorbereitete,<lb/> oder den Münzmeister des in den Sammlungen häufig vorkommenden<lb/> Denars mit dem Venuskopf, Lucius Menenius; aber in demselben Verhält¬<lb/> niß, als die Zahl der im Gedächtniß aufsteigenden Memmier sich vergrößert,<lb/> verliert das Gesammtbild an Klarheit. Wir sind einmal gewohnt, die aus<lb/> dem Rahmen des römischen Volkslebens hervortretenden Geschlechter sofort<lb/> in eine bestimmte Kategorie politischer Thätigkeit zu verweisen, und wir<lb/> irren uns bei der hier traditionellen Familienpolitik selten, wenn wir bei<lb/> den Namen Claudius an ein hervorragendes Mitglied des Herrenhauses, bei<lb/> Drusus etwa an Vincke, bei Gracchus an Forkenbeck denken, — wo standen<lb/> also die Memmier? Der liberalen Partei gehörten sie nicht an, denn derselbe<lb/> Gajus, welcher in Jugurtha das interessirte Regiment der herrschenden<lb/> Senatspartet rücksichtslos angegriffen hatte, wurde elf Jahre später als er¬<lb/> klärter Kandidat derselben Regierung von der Volkspartei am Wahltage<lb/> erschlagen, sein Sohn Gajus kämpfte als Legat des Pompejus für Sulla<lb/> und empfing von den Händen der Sertorianer den Todesstreich, sein Neffe<lb/> Gajus vermählte sich mit der Tochter des Dictators und starb in der Ver¬<lb/> bannung als socius atyuö minister der Prätendenten. In der That ein<lb/> festes Princip knüpft sich nicht an den Namen Menenius, wohl aber ver¬<lb/> erbte sich vom Vater auf den Sohn die Lebensregel, Einer aus der Familie<lb/> müsse das Konsulat erlangen. Auch in der Wahl der zu diesem Ziele führen¬<lb/> den Mittel blieben sich die einzelnen Glieder des Geschlechtes gleich: sie be¬<lb/> kleideten, nachdem sie die zehn Dienstjahre auf die möglichst bequeme Art<lb/> absolvirt hatten, das Münzmeisteramt, die Quästur, das Volkstribunat und<lb/> die Prätur, wenn sie zu letzterer noch gelangten. Innerhalb des letzten<lb/> Jahrhunderts der Republik diente, so viel wir wissen, nur Gajus Menenius.<lb/> der obengenannte Schwager und Quästor des Pompejus, auch über die ge¬<lb/> setzliche Zeit hinaus und erwarb sich das Lob des besten Offiziers im Pom-<lb/> pejanischen Lager; aber zu seiner Zeit war die für begabte Redner leichtere<lb/> Carriere mittelst des beim Volke beliebte Volkstribunats durch Sulla's Ver¬<lb/> ordnungen gesperrt. Fragen wir nun, ob Ehrgeiz oder die Aussicht auf ein¬<lb/> trägliche Statthalterstellen das bestimmende Motiv für die Memmier bildetes,<lb/> so müssen wir uns für ersteres entscheiden. Einmal finden wir unter den<lb/> sechs plebejischen Memmiern, die zur genannten Zeit im wahlfähigen Alter<lb/> standen, die beiden Lucius, welche es den Brüdern überließen, die Ehre des<lb/> Geschlechts aufrecht zu erhalten und nur insoweit sich um Aemter bewarben,<lb/> als es zum Eintritt in den Senat erforderlich war. Ferner beschränkt sich<lb/> die politische Thätigkeit der mehrfach erwähnten Gaji immer nur auf die-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0138]
Menenius, welcher den König Jugurtha vor das versammelte Volk rief, und
einen zweiten Gajus, den Enkel des eben genannten, der zu gleicher Zeit vier
Klagen gegen Gabinius. den verhaßten Günstling des Pompejus vorbereitete,
oder den Münzmeister des in den Sammlungen häufig vorkommenden
Denars mit dem Venuskopf, Lucius Menenius; aber in demselben Verhält¬
niß, als die Zahl der im Gedächtniß aufsteigenden Memmier sich vergrößert,
verliert das Gesammtbild an Klarheit. Wir sind einmal gewohnt, die aus
dem Rahmen des römischen Volkslebens hervortretenden Geschlechter sofort
in eine bestimmte Kategorie politischer Thätigkeit zu verweisen, und wir
irren uns bei der hier traditionellen Familienpolitik selten, wenn wir bei
den Namen Claudius an ein hervorragendes Mitglied des Herrenhauses, bei
Drusus etwa an Vincke, bei Gracchus an Forkenbeck denken, — wo standen
also die Memmier? Der liberalen Partei gehörten sie nicht an, denn derselbe
Gajus, welcher in Jugurtha das interessirte Regiment der herrschenden
Senatspartet rücksichtslos angegriffen hatte, wurde elf Jahre später als er¬
klärter Kandidat derselben Regierung von der Volkspartei am Wahltage
erschlagen, sein Sohn Gajus kämpfte als Legat des Pompejus für Sulla
und empfing von den Händen der Sertorianer den Todesstreich, sein Neffe
Gajus vermählte sich mit der Tochter des Dictators und starb in der Ver¬
bannung als socius atyuö minister der Prätendenten. In der That ein
festes Princip knüpft sich nicht an den Namen Menenius, wohl aber ver¬
erbte sich vom Vater auf den Sohn die Lebensregel, Einer aus der Familie
müsse das Konsulat erlangen. Auch in der Wahl der zu diesem Ziele führen¬
den Mittel blieben sich die einzelnen Glieder des Geschlechtes gleich: sie be¬
kleideten, nachdem sie die zehn Dienstjahre auf die möglichst bequeme Art
absolvirt hatten, das Münzmeisteramt, die Quästur, das Volkstribunat und
die Prätur, wenn sie zu letzterer noch gelangten. Innerhalb des letzten
Jahrhunderts der Republik diente, so viel wir wissen, nur Gajus Menenius.
der obengenannte Schwager und Quästor des Pompejus, auch über die ge¬
setzliche Zeit hinaus und erwarb sich das Lob des besten Offiziers im Pom-
pejanischen Lager; aber zu seiner Zeit war die für begabte Redner leichtere
Carriere mittelst des beim Volke beliebte Volkstribunats durch Sulla's Ver¬
ordnungen gesperrt. Fragen wir nun, ob Ehrgeiz oder die Aussicht auf ein¬
trägliche Statthalterstellen das bestimmende Motiv für die Memmier bildetes,
so müssen wir uns für ersteres entscheiden. Einmal finden wir unter den
sechs plebejischen Memmiern, die zur genannten Zeit im wahlfähigen Alter
standen, die beiden Lucius, welche es den Brüdern überließen, die Ehre des
Geschlechts aufrecht zu erhalten und nur insoweit sich um Aemter bewarben,
als es zum Eintritt in den Senat erforderlich war. Ferner beschränkt sich
die politische Thätigkeit der mehrfach erwähnten Gaji immer nur auf die-
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