Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.und während Otho's Bruder noch als Statthalter in Rom waltete, kühn Weitere Beispiele zu geben müssen wir uns versagen; es genügt, auf die Mit diesen flüchtigen Zügen brechen wir ab: es würde zu weit führen, und während Otho's Bruder noch als Statthalter in Rom waltete, kühn Weitere Beispiele zu geben müssen wir uns versagen; es genügt, auf die Mit diesen flüchtigen Zügen brechen wir ab: es würde zu weit führen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0501" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/121722"/> <p xml:id="ID_1532" prev="#ID_1531"> und während Otho's Bruder noch als Statthalter in Rom waltete, kühn<lb/> entschloß' dem aufgehenden Gestirn zu huldigen. Mit geringerem Risico<lb/> feiert er dann im April und Mai die Uebernahme der tribunicischen Gewalt<lb/> durch Vitellius, sowie nachträglich den 19. April als Tag des Imperiums,<lb/> da an diesem Tag aus die Kunde von Otho's Niederlage und Selbstmord<lb/> der Senat und das Volk im Theater den neuen Herrscher proclamirt hatten;<lb/> später die erwartete Ankunft desselben. Erst Ende Juni scheint sich das Colleg<lb/> wieder zusammengefunden zu haben, da jetzt ein neuer Promagister bei dem<lb/> Geburtstagsfest für des Vitellius' Gemahlin fungirt. Mit dieser Feier bricht<lb/> unsere Tafel «b, der Name des Vitellius ist nach Vespasians Regierungsantritt<lb/> überall ausgekratzt worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1533"> Weitere Beispiele zu geben müssen wir uns versagen; es genügt, auf die<lb/> wiederholten Freudenfeste wegen Domitian's Siegen über die Suchen (89),<lb/> sowie auf die ausführlich wiedergegebene Acclamation an den siegreichen<lb/> Caracalla (213) zu verweisen. Auch an dem Stil unserer Acten läßt sich die<lb/> zunehmende Verknöcherung und Verwilderung des geistigen und religiösen<lb/> Lebens verfolgen. Bereits unter den Flaviern macht sich die größere Ver-<lb/> schnörkelung und Weitschweifigkeit in. der Abfassung bemerklich; unter den<lb/> späteren Kaisern nehmen zeitweilig die Kaiserfeste ab und machen der peinlich<lb/> detaillirten, oft recht barbarisch stilisirten Beschreibung des Maisestes Platz.<lb/> Seit der Mitte des dritten Jahrhunderts, mit Gordian's Regierung, lassen<lb/> uns die Fragmente im Stich, auch Schriftsteller und Inschriften gedenken der<lb/> Urvater nicht weiter. Seitdem scheint das Institut seine Bedeutung verloren<lb/> zu haben, jedenfalls aus Mangel an Interesse der Kaiser, von denen es lebte<lb/> und die sich jetzt mit Vorliebe den orientalischen Culten zuwenden: möglich<lb/> auch, wie de Rosse annimmt, daß eine förmliche Aufhebung durch Philippus,<lb/> den Nachfolger. Gordian's, ersolgre, den ersten Kaiser, der im Verdacht stand,<lb/> dem. christlichen Bekenntnisse zuzuneigen. Seitdem blieb der heilige Hain<lb/> verlassen und der Plünderung späterer Jahrhunderte offen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1534"> Mit diesen flüchtigen Zügen brechen wir ab: es würde zu weit führen,<lb/> den aus dem neuen Material gewonnenen wichtigen Ergebnissen für Staats-<lb/> Sycral- und Rechtsalterthümer nachzugehen. Die eifrige Fortsetzung der<lb/> Ausgrabungen läßt uns, wenn die Mittel nicht ausbleiben, weitere Funde<lb/> hoffen, welche manche der großen Lücken in der Reihe ausfüllen werden.<lb/> Unsere Wissenschaft aber darf sich Glück wünschen zu der Bereicherung, die<lb/> ihr durch die Munificenz des Preußischen Herrscherpaares und die Initiative<lb/> und Unermüdlichkeit unserer deutschen Pioniere in Rom geworden ist und<lb/> verheißen bleibt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0501]
und während Otho's Bruder noch als Statthalter in Rom waltete, kühn
entschloß' dem aufgehenden Gestirn zu huldigen. Mit geringerem Risico
feiert er dann im April und Mai die Uebernahme der tribunicischen Gewalt
durch Vitellius, sowie nachträglich den 19. April als Tag des Imperiums,
da an diesem Tag aus die Kunde von Otho's Niederlage und Selbstmord
der Senat und das Volk im Theater den neuen Herrscher proclamirt hatten;
später die erwartete Ankunft desselben. Erst Ende Juni scheint sich das Colleg
wieder zusammengefunden zu haben, da jetzt ein neuer Promagister bei dem
Geburtstagsfest für des Vitellius' Gemahlin fungirt. Mit dieser Feier bricht
unsere Tafel «b, der Name des Vitellius ist nach Vespasians Regierungsantritt
überall ausgekratzt worden.
Weitere Beispiele zu geben müssen wir uns versagen; es genügt, auf die
wiederholten Freudenfeste wegen Domitian's Siegen über die Suchen (89),
sowie auf die ausführlich wiedergegebene Acclamation an den siegreichen
Caracalla (213) zu verweisen. Auch an dem Stil unserer Acten läßt sich die
zunehmende Verknöcherung und Verwilderung des geistigen und religiösen
Lebens verfolgen. Bereits unter den Flaviern macht sich die größere Ver-
schnörkelung und Weitschweifigkeit in. der Abfassung bemerklich; unter den
späteren Kaisern nehmen zeitweilig die Kaiserfeste ab und machen der peinlich
detaillirten, oft recht barbarisch stilisirten Beschreibung des Maisestes Platz.
Seit der Mitte des dritten Jahrhunderts, mit Gordian's Regierung, lassen
uns die Fragmente im Stich, auch Schriftsteller und Inschriften gedenken der
Urvater nicht weiter. Seitdem scheint das Institut seine Bedeutung verloren
zu haben, jedenfalls aus Mangel an Interesse der Kaiser, von denen es lebte
und die sich jetzt mit Vorliebe den orientalischen Culten zuwenden: möglich
auch, wie de Rosse annimmt, daß eine förmliche Aufhebung durch Philippus,
den Nachfolger. Gordian's, ersolgre, den ersten Kaiser, der im Verdacht stand,
dem. christlichen Bekenntnisse zuzuneigen. Seitdem blieb der heilige Hain
verlassen und der Plünderung späterer Jahrhunderte offen.
Mit diesen flüchtigen Zügen brechen wir ab: es würde zu weit führen,
den aus dem neuen Material gewonnenen wichtigen Ergebnissen für Staats-
Sycral- und Rechtsalterthümer nachzugehen. Die eifrige Fortsetzung der
Ausgrabungen läßt uns, wenn die Mittel nicht ausbleiben, weitere Funde
hoffen, welche manche der großen Lücken in der Reihe ausfüllen werden.
Unsere Wissenschaft aber darf sich Glück wünschen zu der Bereicherung, die
ihr durch die Munificenz des Preußischen Herrscherpaares und die Initiative
und Unermüdlichkeit unserer deutschen Pioniere in Rom geworden ist und
verheißen bleibt.
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