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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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(Wellgunde) Bist Du verliebt

und lüstern nach Minne?
Pfui, Du haariger,
hock'riger Geck!
Schwarzes, schwieliges
Schwefelgezwerg!
Such' Dir ein Friede!
Dem Du gefällst!"
Falsches Kind!
Kalter, grätiger Fisch!

Schein' ich nicht schön Dir,
niedlich und neckisch,
glatt und glau --
hei! so huste mit Aalen,
ist Dir ecklig mein Balg!"

(Alberich) Ihr schmählich schlaues
lüderlich schlechtes Gelichter!

.Nährt ihr nur Trug,
ihr treuloses Nickergezücht!

Wie in den Gliedern

brünstige Glut

mir brennt und glüht!

Wuth und Minne

wild und mächtig ,

wühlt mir den Muth auf! --
Wie ihr auch lacht und lügt,
lüstern lechz' ich nach euch,
und eine muß mir erliegen u. s. f.


Die zweite Scene (Seite 19--39) zeigt uns im Hintergrunde eine mäch¬
tige Burg mit blinkenden Zinnen, im Vordergrunde tiefes Thal, durch
welches man sich den Rhein fließend zu denken hat. Wotan und Fricka
schlafen auf blumigen Grund. Letztere erwacht und erschrickt dann, denn sie
erblickt im Morgenglanze die von den Riesen Fasolt und Fafner wäh¬
rend der Nacht erbaute Beste, für welche Wotan denselben die holde Frei"
angelobt hat. Wir sind Zeugen einer zwischen Allvater und seiner zürnenden
Gattin stattfindenden heftigen Scene, in der es die Göttin an Vorwürfen
nicht mangeln läßt:


Liebeloser,
leidigster Mann!

Um der Macht und der Herrschaft
müßigen Tand

verspielst Du in lästernden Spott
Liebe und Weibes Werth?


(Wellgunde) Bist Du verliebt

und lüstern nach Minne?
Pfui, Du haariger,
hock'riger Geck!
Schwarzes, schwieliges
Schwefelgezwerg!
Such' Dir ein Friede!
Dem Du gefällst!"
Falsches Kind!
Kalter, grätiger Fisch!

Schein' ich nicht schön Dir,
niedlich und neckisch,
glatt und glau —
hei! so huste mit Aalen,
ist Dir ecklig mein Balg!"

(Alberich) Ihr schmählich schlaues
lüderlich schlechtes Gelichter!

.Nährt ihr nur Trug,
ihr treuloses Nickergezücht!

Wie in den Gliedern

brünstige Glut

mir brennt und glüht!

Wuth und Minne

wild und mächtig ,

wühlt mir den Muth auf! —
Wie ihr auch lacht und lügt,
lüstern lechz' ich nach euch,
und eine muß mir erliegen u. s. f.


Die zweite Scene (Seite 19—39) zeigt uns im Hintergrunde eine mäch¬
tige Burg mit blinkenden Zinnen, im Vordergrunde tiefes Thal, durch
welches man sich den Rhein fließend zu denken hat. Wotan und Fricka
schlafen auf blumigen Grund. Letztere erwacht und erschrickt dann, denn sie
erblickt im Morgenglanze die von den Riesen Fasolt und Fafner wäh¬
rend der Nacht erbaute Beste, für welche Wotan denselben die holde Frei«
angelobt hat. Wir sind Zeugen einer zwischen Allvater und seiner zürnenden
Gattin stattfindenden heftigen Scene, in der es die Göttin an Vorwürfen
nicht mangeln läßt:


Liebeloser,
leidigster Mann!

Um der Macht und der Herrschaft
müßigen Tand

verspielst Du in lästernden Spott
Liebe und Weibes Werth?


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[0426] (Wellgunde) Bist Du verliebt und lüstern nach Minne? Pfui, Du haariger, hock'riger Geck! Schwarzes, schwieliges Schwefelgezwerg! Such' Dir ein Friede! Dem Du gefällst!" Falsches Kind! Kalter, grätiger Fisch! Schein' ich nicht schön Dir, niedlich und neckisch, glatt und glau — hei! so huste mit Aalen, ist Dir ecklig mein Balg!" (Alberich) Ihr schmählich schlaues lüderlich schlechtes Gelichter! .Nährt ihr nur Trug, ihr treuloses Nickergezücht! Wie in den Gliedern brünstige Glut mir brennt und glüht! Wuth und Minne wild und mächtig , wühlt mir den Muth auf! — Wie ihr auch lacht und lügt, lüstern lechz' ich nach euch, und eine muß mir erliegen u. s. f. Die zweite Scene (Seite 19—39) zeigt uns im Hintergrunde eine mäch¬ tige Burg mit blinkenden Zinnen, im Vordergrunde tiefes Thal, durch welches man sich den Rhein fließend zu denken hat. Wotan und Fricka schlafen auf blumigen Grund. Letztere erwacht und erschrickt dann, denn sie erblickt im Morgenglanze die von den Riesen Fasolt und Fafner wäh¬ rend der Nacht erbaute Beste, für welche Wotan denselben die holde Frei« angelobt hat. Wir sind Zeugen einer zwischen Allvater und seiner zürnenden Gattin stattfindenden heftigen Scene, in der es die Göttin an Vorwürfen nicht mangeln läßt: Liebeloser, leidigster Mann! Um der Macht und der Herrschaft müßigen Tand verspielst Du in lästernden Spott Liebe und Weibes Werth?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/426>, abgerufen am 25.08.2024.