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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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Weil nun der Admiral Sivers auß diesen roäollwntÄäen nicht viel machete,
suchete sich Munich an ihn zu rächen, und fung er von dem Kronstädter
Canal, worüber der Admiral Sivers die ein'setion hatte verächtlich zu reden,
welches er aber gar nicht achtete, sondern nur die Antwort gab, das Werck
muß seinen Meister, nicht aber der Meister das Werk loben.

Hierauf scheuete der Graf Munich des Admirals Compagnie immer mehr
und mehr ob ihn schon der Admiral öfters zu sich bat und seine Freundschaft
suchete. Er konnte aber nichts ausrichten, vielmehr da er einsmals mit seinen
Töchtern dagewesen blieb er länger und sagte im Weggehen, daß es bey dem
Admiral Sivers starke, um ihm verstehen zu geben, wie sehr er ihn estimire.
Wenn Fremde oder einheimische Standespersonen nach Petersburg kamen
war der Graf Munich gleich bei Ihnen und hielt dieselben sovielmöglich ab
den Admiral Sivers zu sehen. Und obwohl der Admiral Sivers ihn hierum
ansprach und ermahnete, daß sie als Freunde leben müßten, so geschahe doch
denen gethanen Versicherungen ohngeacht keine Aenderung, sondern es blieb
wie es zuvor war.

Unterdessen kamen Jhro Maj. Kayser Peter II. zu sterben, und wurde
die Kayserin Anna Glorwürdigsten Andenkens zur Regierung erwählet. Es
ist mehr alß zu bekannt was vor xunety hochbesagter Kayferl. Maj. zur
Unterschrift nach Mitau überbracht worden. Von diesen nun rühmte sich
der Vicepraesident Fick, daß er dieselben erfunden und angegeben.*) Wie
nun der Graf Munich eine genaue Freundschaft und eorMölies mit erwehn-
ten Fick hatte, rühmete, er ihn dieser punets wegen sehr hoch, und zwar mit
den exxressionön: daß er solche zu ersinnen Salomos Weisheit haben müßte.**)
Der Admiral Sivers aber sagte dem Graf Munich: daß Fick thöricht thäte
sich solcher Dinge zu rühmen die ihm schwere Strafe verursachen könnten,
indem es ihm als einem Ausländer nicht anstünde sich mit solchen Sachen
zu neurer. Wie der Graf Munich solches hörte, schlug er in sich, absonder¬
lich wie man erfuhr, daß Jhro Kayferl. Maj. erwehrte xunetiz eg-ssiret, und
dachte es müßte vielleicht der Admiral Sivers solches berichtet und er mit
zur Verantwortung gezogen werden. Er machte alßo, daß er nach Mosto
käme, denuncirte auch den Fick, der auch gleich in Arrest gezogen wurde, in
wie weit er aber den Admiral Sivers mit angegeben, ist nicht zu erfahren
gewesen. Jedoch die Folge hat es gewiesen. Nachdem er von dar wieder
zurück gekommen, brachte er eine orärs mit sich, wegen der Sache von Fick
weiter zu inquiriren. Er machete auch mit Befragung eines und des anderen




-) Vgl. Aus dem russischen Hofleben des 18. Jahrhunderts (Grcnzboren 1869) Ur. 24
(S. 430) und Ur. 25 (S. 457).
") Es ist dieses das einzige Zeugniß, welches über Münnichs Parteinahme für den Ver¬
such, die kaiserliche Gewalt einzuschränken, vorliegt.

Weil nun der Admiral Sivers auß diesen roäollwntÄäen nicht viel machete,
suchete sich Munich an ihn zu rächen, und fung er von dem Kronstädter
Canal, worüber der Admiral Sivers die ein'setion hatte verächtlich zu reden,
welches er aber gar nicht achtete, sondern nur die Antwort gab, das Werck
muß seinen Meister, nicht aber der Meister das Werk loben.

Hierauf scheuete der Graf Munich des Admirals Compagnie immer mehr
und mehr ob ihn schon der Admiral öfters zu sich bat und seine Freundschaft
suchete. Er konnte aber nichts ausrichten, vielmehr da er einsmals mit seinen
Töchtern dagewesen blieb er länger und sagte im Weggehen, daß es bey dem
Admiral Sivers starke, um ihm verstehen zu geben, wie sehr er ihn estimire.
Wenn Fremde oder einheimische Standespersonen nach Petersburg kamen
war der Graf Munich gleich bei Ihnen und hielt dieselben sovielmöglich ab
den Admiral Sivers zu sehen. Und obwohl der Admiral Sivers ihn hierum
ansprach und ermahnete, daß sie als Freunde leben müßten, so geschahe doch
denen gethanen Versicherungen ohngeacht keine Aenderung, sondern es blieb
wie es zuvor war.

Unterdessen kamen Jhro Maj. Kayser Peter II. zu sterben, und wurde
die Kayserin Anna Glorwürdigsten Andenkens zur Regierung erwählet. Es
ist mehr alß zu bekannt was vor xunety hochbesagter Kayferl. Maj. zur
Unterschrift nach Mitau überbracht worden. Von diesen nun rühmte sich
der Vicepraesident Fick, daß er dieselben erfunden und angegeben.*) Wie
nun der Graf Munich eine genaue Freundschaft und eorMölies mit erwehn-
ten Fick hatte, rühmete, er ihn dieser punets wegen sehr hoch, und zwar mit
den exxressionön: daß er solche zu ersinnen Salomos Weisheit haben müßte.**)
Der Admiral Sivers aber sagte dem Graf Munich: daß Fick thöricht thäte
sich solcher Dinge zu rühmen die ihm schwere Strafe verursachen könnten,
indem es ihm als einem Ausländer nicht anstünde sich mit solchen Sachen
zu neurer. Wie der Graf Munich solches hörte, schlug er in sich, absonder¬
lich wie man erfuhr, daß Jhro Kayferl. Maj. erwehrte xunetiz eg-ssiret, und
dachte es müßte vielleicht der Admiral Sivers solches berichtet und er mit
zur Verantwortung gezogen werden. Er machte alßo, daß er nach Mosto
käme, denuncirte auch den Fick, der auch gleich in Arrest gezogen wurde, in
wie weit er aber den Admiral Sivers mit angegeben, ist nicht zu erfahren
gewesen. Jedoch die Folge hat es gewiesen. Nachdem er von dar wieder
zurück gekommen, brachte er eine orärs mit sich, wegen der Sache von Fick
weiter zu inquiriren. Er machete auch mit Befragung eines und des anderen




-) Vgl. Aus dem russischen Hofleben des 18. Jahrhunderts (Grcnzboren 1869) Ur. 24
(S. 430) und Ur. 25 (S. 457).
") Es ist dieses das einzige Zeugniß, welches über Münnichs Parteinahme für den Ver¬
such, die kaiserliche Gewalt einzuschränken, vorliegt.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/400>, abgerufen am 25.08.2024.