Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

mein ehrenwerther Gegner besinnt sich auf eine neue Arie, und bei Se. Pa¬
trick, er singt so lieblich, wie eine Säge, wenn sie durch den Klotz fährt. --
Grumley: Also wird es das Beste sein, Großbritannien aller Schutzwehren
zu berauben! Ein sehr aufrichtiges Bekenntniß. -- O'Brien: Nur nicht ver¬
zagt, mein Unkenväterchen! Die nationalen Schutzwehren bleiben aufrecht.
Wir haben Respect vor dem Thron, vor der Armee und Flotte, vor einem
liberalen, d. h. frei-sinnigen und -gebigen Adel, aber die hoffärtige Schma¬
rotzerin von irisch-protestantischer Staatskircheheiliger Humbug! Wir wer¬
den sie los, ehe das Jahrhundert 5 Jahre älter ist. Eher als M'Murrough
die Hühneraugen an seinen Zehen.

Grumley: Achtung vor den Institutionen, die uns heilig sind, war
von Mr. Thunder nie zu erwarten, aber daß er sie mit Hühneraugen ver¬
gleicht! -- (Stimme: "Irische Narrenspossen"). Ja, Possenspiel auf den
Lippen, aber Bitterkeit im Busen.

O'Brien (zornig): Spielen Sie hier nicht den Lord Oberrichter, Sie
kleine Gallenblase, und platzen Sie, wenn Ihnen mein Singsang zu irisch
ist. -- Gentlemen! Mein Vater in Tipperarry erzählte oft, wie ganz eigen
in seiner Jugend die Krähen und die Raben krächzten, wenn sie zufällig einen
Galgen leer sahen. Sie ärgerten sich, die armen Bestien. Nun, die Aas¬
krähe ist wenigstens kein evangelischer Christ mit einer weißen Halsbinde.
("Was er damit meinen mag!") Was ich meine? Nein, ich will nicht un¬
gerecht sein. Mr. Grumley ist zwar ein Urtory und trägt eine weiße Hals¬
binde, doch trotzdem nehme ich gerne an, daß er sich über die Aufhebung
der Blutgeldacte und der zahllosen Hängegesetze nicht mehr übertrieben
ärgert. ("O!") Aber die freie Korneinfuhr, nicht wahr? Die, meint er,
hat ein Loch ins Evangelium gerissen? Und wäre dieser Schaden geschehen,
wenn man nicht so wahnsinnig gewesen wäre, die Katholiken zu emancipiren,
nicht wahr? Wenn man das ehrwürdige Bollwerk der faulen Burgflecken
nicht im Stich gelassen hätte? So geht's, mein Trauerschweinchen! Erst
unterwühlt man den Galgen, dann unterwühlt man den Glauben, zuletzt
unterwühlt man gar die Bischöfe (die Daumenbewegung Grumley's dreimal
heftig nachäffend). -- Grumley: Ich habe genug. (Aufstehend und am Rock
knöpfend.) Der Mr. Thunder mag nach der Art eines gemeinen Pfennig-,
scribenten meine Worte verdrehen, aber meine Person -- Buckville: Ich pro-
testire gegen die Komödiantereien. -- Jenissen: Und gegen die Blasphemien.
-- Horner: In keinem Parlament darf ein Redner sich der Leibgeberde eines
anderen Lords oder Gentlemans, gleichviel in welcher Absicht, bedienen. ^
Johnson: An der Tafel des Lord Mayors auch nicht. -- Die Mehrzahl:


mein ehrenwerther Gegner besinnt sich auf eine neue Arie, und bei Se. Pa¬
trick, er singt so lieblich, wie eine Säge, wenn sie durch den Klotz fährt. —
Grumley: Also wird es das Beste sein, Großbritannien aller Schutzwehren
zu berauben! Ein sehr aufrichtiges Bekenntniß. — O'Brien: Nur nicht ver¬
zagt, mein Unkenväterchen! Die nationalen Schutzwehren bleiben aufrecht.
Wir haben Respect vor dem Thron, vor der Armee und Flotte, vor einem
liberalen, d. h. frei-sinnigen und -gebigen Adel, aber die hoffärtige Schma¬
rotzerin von irisch-protestantischer Staatskircheheiliger Humbug! Wir wer¬
den sie los, ehe das Jahrhundert 5 Jahre älter ist. Eher als M'Murrough
die Hühneraugen an seinen Zehen.

Grumley: Achtung vor den Institutionen, die uns heilig sind, war
von Mr. Thunder nie zu erwarten, aber daß er sie mit Hühneraugen ver¬
gleicht! — (Stimme: „Irische Narrenspossen"). Ja, Possenspiel auf den
Lippen, aber Bitterkeit im Busen.

O'Brien (zornig): Spielen Sie hier nicht den Lord Oberrichter, Sie
kleine Gallenblase, und platzen Sie, wenn Ihnen mein Singsang zu irisch
ist. — Gentlemen! Mein Vater in Tipperarry erzählte oft, wie ganz eigen
in seiner Jugend die Krähen und die Raben krächzten, wenn sie zufällig einen
Galgen leer sahen. Sie ärgerten sich, die armen Bestien. Nun, die Aas¬
krähe ist wenigstens kein evangelischer Christ mit einer weißen Halsbinde.
(„Was er damit meinen mag!") Was ich meine? Nein, ich will nicht un¬
gerecht sein. Mr. Grumley ist zwar ein Urtory und trägt eine weiße Hals¬
binde, doch trotzdem nehme ich gerne an, daß er sich über die Aufhebung
der Blutgeldacte und der zahllosen Hängegesetze nicht mehr übertrieben
ärgert. („O!") Aber die freie Korneinfuhr, nicht wahr? Die, meint er,
hat ein Loch ins Evangelium gerissen? Und wäre dieser Schaden geschehen,
wenn man nicht so wahnsinnig gewesen wäre, die Katholiken zu emancipiren,
nicht wahr? Wenn man das ehrwürdige Bollwerk der faulen Burgflecken
nicht im Stich gelassen hätte? So geht's, mein Trauerschweinchen! Erst
unterwühlt man den Galgen, dann unterwühlt man den Glauben, zuletzt
unterwühlt man gar die Bischöfe (die Daumenbewegung Grumley's dreimal
heftig nachäffend). — Grumley: Ich habe genug. (Aufstehend und am Rock
knöpfend.) Der Mr. Thunder mag nach der Art eines gemeinen Pfennig-,
scribenten meine Worte verdrehen, aber meine Person — Buckville: Ich pro-
testire gegen die Komödiantereien. — Jenissen: Und gegen die Blasphemien.
— Horner: In keinem Parlament darf ein Redner sich der Leibgeberde eines
anderen Lords oder Gentlemans, gleichviel in welcher Absicht, bedienen. ^
Johnson: An der Tafel des Lord Mayors auch nicht. — Die Mehrzahl:


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0322" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/121543"/>
            <p xml:id="ID_1016" prev="#ID_1015"> mein ehrenwerther Gegner besinnt sich auf eine neue Arie, und bei Se. Pa¬<lb/>
trick, er singt so lieblich, wie eine Säge, wenn sie durch den Klotz fährt. &#x2014;<lb/>
Grumley: Also wird es das Beste sein, Großbritannien aller Schutzwehren<lb/>
zu berauben! Ein sehr aufrichtiges Bekenntniß. &#x2014; O'Brien: Nur nicht ver¬<lb/>
zagt, mein Unkenväterchen! Die nationalen Schutzwehren bleiben aufrecht.<lb/>
Wir haben Respect vor dem Thron, vor der Armee und Flotte, vor einem<lb/>
liberalen, d. h. frei-sinnigen und -gebigen Adel, aber die hoffärtige Schma¬<lb/>
rotzerin von irisch-protestantischer Staatskircheheiliger Humbug! Wir wer¬<lb/>
den sie los, ehe das Jahrhundert 5 Jahre älter ist. Eher als M'Murrough<lb/>
die Hühneraugen an seinen Zehen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1017"> Grumley: Achtung vor den Institutionen, die uns heilig sind, war<lb/>
von Mr. Thunder nie zu erwarten, aber daß er sie mit Hühneraugen ver¬<lb/>
gleicht! &#x2014; (Stimme: &#x201E;Irische Narrenspossen"). Ja, Possenspiel auf den<lb/>
Lippen, aber Bitterkeit im Busen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1018" next="#ID_1019"> O'Brien (zornig): Spielen Sie hier nicht den Lord Oberrichter, Sie<lb/>
kleine Gallenblase, und platzen Sie, wenn Ihnen mein Singsang zu irisch<lb/>
ist. &#x2014; Gentlemen! Mein Vater in Tipperarry erzählte oft, wie ganz eigen<lb/>
in seiner Jugend die Krähen und die Raben krächzten, wenn sie zufällig einen<lb/>
Galgen leer sahen. Sie ärgerten sich, die armen Bestien. Nun, die Aas¬<lb/>
krähe ist wenigstens kein evangelischer Christ mit einer weißen Halsbinde.<lb/>
(&#x201E;Was er damit meinen mag!") Was ich meine? Nein, ich will nicht un¬<lb/>
gerecht sein. Mr. Grumley ist zwar ein Urtory und trägt eine weiße Hals¬<lb/>
binde, doch trotzdem nehme ich gerne an, daß er sich über die Aufhebung<lb/>
der Blutgeldacte und der zahllosen Hängegesetze nicht mehr übertrieben<lb/>
ärgert. (&#x201E;O!") Aber die freie Korneinfuhr, nicht wahr? Die, meint er,<lb/>
hat ein Loch ins Evangelium gerissen? Und wäre dieser Schaden geschehen,<lb/>
wenn man nicht so wahnsinnig gewesen wäre, die Katholiken zu emancipiren,<lb/>
nicht wahr? Wenn man das ehrwürdige Bollwerk der faulen Burgflecken<lb/>
nicht im Stich gelassen hätte? So geht's, mein Trauerschweinchen! Erst<lb/>
unterwühlt man den Galgen, dann unterwühlt man den Glauben, zuletzt<lb/>
unterwühlt man gar die Bischöfe (die Daumenbewegung Grumley's dreimal<lb/>
heftig nachäffend). &#x2014; Grumley: Ich habe genug. (Aufstehend und am Rock<lb/>
knöpfend.) Der Mr. Thunder mag nach der Art eines gemeinen Pfennig-,<lb/>
scribenten meine Worte verdrehen, aber meine Person &#x2014; Buckville: Ich pro-<lb/>
testire gegen die Komödiantereien. &#x2014; Jenissen: Und gegen die Blasphemien.<lb/>
&#x2014; Horner: In keinem Parlament darf ein Redner sich der Leibgeberde eines<lb/>
anderen Lords oder Gentlemans, gleichviel in welcher Absicht, bedienen. ^<lb/>
Johnson: An der Tafel des Lord Mayors auch nicht. &#x2014; Die Mehrzahl:</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0322] mein ehrenwerther Gegner besinnt sich auf eine neue Arie, und bei Se. Pa¬ trick, er singt so lieblich, wie eine Säge, wenn sie durch den Klotz fährt. — Grumley: Also wird es das Beste sein, Großbritannien aller Schutzwehren zu berauben! Ein sehr aufrichtiges Bekenntniß. — O'Brien: Nur nicht ver¬ zagt, mein Unkenväterchen! Die nationalen Schutzwehren bleiben aufrecht. Wir haben Respect vor dem Thron, vor der Armee und Flotte, vor einem liberalen, d. h. frei-sinnigen und -gebigen Adel, aber die hoffärtige Schma¬ rotzerin von irisch-protestantischer Staatskircheheiliger Humbug! Wir wer¬ den sie los, ehe das Jahrhundert 5 Jahre älter ist. Eher als M'Murrough die Hühneraugen an seinen Zehen. Grumley: Achtung vor den Institutionen, die uns heilig sind, war von Mr. Thunder nie zu erwarten, aber daß er sie mit Hühneraugen ver¬ gleicht! — (Stimme: „Irische Narrenspossen"). Ja, Possenspiel auf den Lippen, aber Bitterkeit im Busen. O'Brien (zornig): Spielen Sie hier nicht den Lord Oberrichter, Sie kleine Gallenblase, und platzen Sie, wenn Ihnen mein Singsang zu irisch ist. — Gentlemen! Mein Vater in Tipperarry erzählte oft, wie ganz eigen in seiner Jugend die Krähen und die Raben krächzten, wenn sie zufällig einen Galgen leer sahen. Sie ärgerten sich, die armen Bestien. Nun, die Aas¬ krähe ist wenigstens kein evangelischer Christ mit einer weißen Halsbinde. („Was er damit meinen mag!") Was ich meine? Nein, ich will nicht un¬ gerecht sein. Mr. Grumley ist zwar ein Urtory und trägt eine weiße Hals¬ binde, doch trotzdem nehme ich gerne an, daß er sich über die Aufhebung der Blutgeldacte und der zahllosen Hängegesetze nicht mehr übertrieben ärgert. („O!") Aber die freie Korneinfuhr, nicht wahr? Die, meint er, hat ein Loch ins Evangelium gerissen? Und wäre dieser Schaden geschehen, wenn man nicht so wahnsinnig gewesen wäre, die Katholiken zu emancipiren, nicht wahr? Wenn man das ehrwürdige Bollwerk der faulen Burgflecken nicht im Stich gelassen hätte? So geht's, mein Trauerschweinchen! Erst unterwühlt man den Galgen, dann unterwühlt man den Glauben, zuletzt unterwühlt man gar die Bischöfe (die Daumenbewegung Grumley's dreimal heftig nachäffend). — Grumley: Ich habe genug. (Aufstehend und am Rock knöpfend.) Der Mr. Thunder mag nach der Art eines gemeinen Pfennig-, scribenten meine Worte verdrehen, aber meine Person — Buckville: Ich pro- testire gegen die Komödiantereien. — Jenissen: Und gegen die Blasphemien. — Horner: In keinem Parlament darf ein Redner sich der Leibgeberde eines anderen Lords oder Gentlemans, gleichviel in welcher Absicht, bedienen. ^ Johnson: An der Tafel des Lord Mayors auch nicht. — Die Mehrzahl:

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/322
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/322>, abgerufen am 24.08.2024.