Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.Erich Johann von Vietinghof sowohl als des Kammerherrn Otto Reinhold In den ersten Tagen des März 1743, also nachdem inzwischen die zweite Erich Johann von Vietinghof sowohl als des Kammerherrn Otto Reinhold In den ersten Tagen des März 1743, also nachdem inzwischen die zweite <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0477" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/121164"/> <p xml:id="ID_1436" prev="#ID_1435"> Erich Johann von Vietinghof sowohl als des Kammerherrn Otto Reinhold<lb/> Zöge, um aus Jhro Kaiserl. Majest. allerhöchsten Gnade die Zurückberufung<lb/> aus dem Exilio des gewesenen Etatsrathes und Präsidenten des Kommerz-<lb/> collegii Fick zu verlangen, ertheilt worden, hat ein dirigirender Senat zur<lb/> Folgeleistung dessen verfügt an den Hrn. Gouverneur den Befehl ergehen zu<lb/> lassen, daß. zufolge obgedachten Jhro Kaiserl. Majest. allerhöchsten Befehls,<lb/> belegter Fick des Exilii befreit werde, und er sich allhier zu Se. Petersburg<lb/> im dirigirenden Senat stelle. Es hat also der Hr. Generalmajor und Major<lb/> der Leibgarde und des Sibirischen Gouvernements Gouverneur nach dieser<lb/> Jhro Kaiserl, Majest. Ukase sich zu richten. 1741. den 15. Sept."</p><lb/> <p xml:id="ID_1437" next="#ID_1438"> In den ersten Tagen des März 1743, also nachdem inzwischen die zweite<lb/> Thronrevolution stattgefunden, kam Fick in Se. Petersburg an und ward<lb/> — wie es in der Gadebusch'schen Handschrift heißt — „von den Großen sehr<lb/> Wohl empfangen, aufgenommen und getröstet, wie er an seine Tochter, die<lb/> Landeshauptmännin von Vietinghof unterm 12. März 1743 aus Se. Peters¬<lb/> burg meldet. An eben dem Tage" — so fährt unser Berichterstatter sort —<lb/> „schrieb er an den Landeshauptmann Vietinghof und dankte ihm für seine<lb/> gehabte Mühe. Aus diesem Briefe sieht man, daß er die letzte Zeit seiner<lb/> Gefangenschaft hinter Jrkutsk zugebracht hatte und auf seiner Rückreise in<lb/> Jrkutsk gefährlich krank gewesen war. — Als er zum ersten Mal bei der Kai¬<lb/> serin Elisabeth vorgelassen ward, empfing diese ihn als ihres großen Vaters<lb/> Liebling sehr gnädig und fragte ihn, was er in seiner langen Gefangenschaft<lb/> gemacht hätte. Er antwortete: er hätte Gott Tag und Nacht auf den Knien<lb/> angefleht, die Erbin des großen Peters auf Rußlands Thron zu setzen. Diese<lb/> Antwort gefiel und ward sehr gnädig aufgenommen, welches ihn bewog, eine<lb/> andere Frage an die Monarchin ergehen zu lassen, nämlich: ob man ihn zu¬<lb/> rückberufen hätte, um ihm Gerechtigkeit oder Gnade wiederfahren zu lassen.<lb/> Als die Kaisern sich huldreich erklärte, es wäre ihm Gerechtigkeit geschehen,<lb/> so flößte ihm solches die Zuversicht ein, um die Wiedergabe seiner eingezo¬<lb/> genen, theils geschenkten, theils gekauften Güter zu bitten. Dieses gewährte<lb/> ihm die Monarchin und befahl dem Senat, die Sache abzumachen. Fick ge¬<lb/> dachte schon im Heumonate 1743 wieder im Besitz seiner Güter zu sein.<lb/> Das schlug aber fehl. Am 9. des Heumonats 1743 schrieb er an seine Tochter,<lb/> die Kammerherrin Zöge aus Se. Petersburg: er hätte schon angefangen über<lb/> das lange Zögern schwermüthig zu werden, und also zum Senatssecretär<lb/> gesandt, sich zu beklagen, daß er nicht den vorigen Tag frühe im Senat ge¬<lb/> wesen, da doch alle Herren sich schon um fünf Uhr versammelt hätten. Der<lb/> Secretär schickte ihm einen trostvollen Zettel. Weil Fick ihm nur halb<lb/> glaubte, so fuhr er zu einem Herrn ins Haus, um hinter die Wahrheit zu<lb/> kommen. Dieser versicherte ihm, daß die gekauften und geschenkten Güter</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0477]
Erich Johann von Vietinghof sowohl als des Kammerherrn Otto Reinhold
Zöge, um aus Jhro Kaiserl. Majest. allerhöchsten Gnade die Zurückberufung
aus dem Exilio des gewesenen Etatsrathes und Präsidenten des Kommerz-
collegii Fick zu verlangen, ertheilt worden, hat ein dirigirender Senat zur
Folgeleistung dessen verfügt an den Hrn. Gouverneur den Befehl ergehen zu
lassen, daß. zufolge obgedachten Jhro Kaiserl. Majest. allerhöchsten Befehls,
belegter Fick des Exilii befreit werde, und er sich allhier zu Se. Petersburg
im dirigirenden Senat stelle. Es hat also der Hr. Generalmajor und Major
der Leibgarde und des Sibirischen Gouvernements Gouverneur nach dieser
Jhro Kaiserl, Majest. Ukase sich zu richten. 1741. den 15. Sept."
In den ersten Tagen des März 1743, also nachdem inzwischen die zweite
Thronrevolution stattgefunden, kam Fick in Se. Petersburg an und ward
— wie es in der Gadebusch'schen Handschrift heißt — „von den Großen sehr
Wohl empfangen, aufgenommen und getröstet, wie er an seine Tochter, die
Landeshauptmännin von Vietinghof unterm 12. März 1743 aus Se. Peters¬
burg meldet. An eben dem Tage" — so fährt unser Berichterstatter sort —
„schrieb er an den Landeshauptmann Vietinghof und dankte ihm für seine
gehabte Mühe. Aus diesem Briefe sieht man, daß er die letzte Zeit seiner
Gefangenschaft hinter Jrkutsk zugebracht hatte und auf seiner Rückreise in
Jrkutsk gefährlich krank gewesen war. — Als er zum ersten Mal bei der Kai¬
serin Elisabeth vorgelassen ward, empfing diese ihn als ihres großen Vaters
Liebling sehr gnädig und fragte ihn, was er in seiner langen Gefangenschaft
gemacht hätte. Er antwortete: er hätte Gott Tag und Nacht auf den Knien
angefleht, die Erbin des großen Peters auf Rußlands Thron zu setzen. Diese
Antwort gefiel und ward sehr gnädig aufgenommen, welches ihn bewog, eine
andere Frage an die Monarchin ergehen zu lassen, nämlich: ob man ihn zu¬
rückberufen hätte, um ihm Gerechtigkeit oder Gnade wiederfahren zu lassen.
Als die Kaisern sich huldreich erklärte, es wäre ihm Gerechtigkeit geschehen,
so flößte ihm solches die Zuversicht ein, um die Wiedergabe seiner eingezo¬
genen, theils geschenkten, theils gekauften Güter zu bitten. Dieses gewährte
ihm die Monarchin und befahl dem Senat, die Sache abzumachen. Fick ge¬
dachte schon im Heumonate 1743 wieder im Besitz seiner Güter zu sein.
Das schlug aber fehl. Am 9. des Heumonats 1743 schrieb er an seine Tochter,
die Kammerherrin Zöge aus Se. Petersburg: er hätte schon angefangen über
das lange Zögern schwermüthig zu werden, und also zum Senatssecretär
gesandt, sich zu beklagen, daß er nicht den vorigen Tag frühe im Senat ge¬
wesen, da doch alle Herren sich schon um fünf Uhr versammelt hätten. Der
Secretär schickte ihm einen trostvollen Zettel. Weil Fick ihm nur halb
glaubte, so fuhr er zu einem Herrn ins Haus, um hinter die Wahrheit zu
kommen. Dieser versicherte ihm, daß die gekauften und geschenkten Güter
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