Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.Was die Erhaltung betrifft, dürfte es das allerbeste sein; nur die Beinchen Die Garnison von Motmrghausen jetzt und vor hundert Jahren. Die gute Stadt Hildburghausen mit mehreren tausend Einwohnern fühlte Was die Erhaltung betrifft, dürfte es das allerbeste sein; nur die Beinchen Die Garnison von Motmrghausen jetzt und vor hundert Jahren. Die gute Stadt Hildburghausen mit mehreren tausend Einwohnern fühlte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0042" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120729"/> <p xml:id="ID_102" prev="#ID_101"> Was die Erhaltung betrifft, dürfte es das allerbeste sein; nur die Beinchen<lb/> eines Engels sind restaurirt, sonst ist nie ein zweiter Maler darangekommen.<lb/> Die äußere Seite der Flügel enthält eine Darstellung von Adam und Eva,<lb/> die von außerordentlich wahrer und richtiger Zeichnung sind. Das mit<lb/> Leder und Pergament überzogene Originalkistchen, in welchem einst das Bild<lb/> geschickt wurde, hängt dabei.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Garnison von Motmrghausen jetzt und vor hundert Jahren.</head><lb/> <p xml:id="ID_103" next="#ID_104"> Die gute Stadt Hildburghausen mit mehreren tausend Einwohnern fühlte<lb/> es im Jahr 1826 sehr schmerzlich, daß sie durch den — letzten — Theilungs¬<lb/> vertrag der sächsischen Herzöge aufhörte, Residenz und Sitz eines souverainen<lb/> Hofes zu sein- Der Staat Meiningen, mit welchem Land und Stadt von<lb/> Hildburghausen damals vereinigt wurde, suchte durch verschiedene Maßregeln<lb/> den Hildburghäuser von altem Schrot und Korn zufrieden zu stellen. Aber<lb/> wir konnten den Verlust unseres „theuren" angestammten Regentenhauses<lb/> durchaus nicht verschmerzen. Lange und oft war zu Hildburghausen der<lb/> Wunsch laut geworden, es möge doch durch eine anständige und ruhige, aber<lb/> lustige und kräftig consumirende Garnison wieder einiges Leben in unser ent¬<lb/> throntes Residenzstädtchen gebracht werden. Jedoch nur die dauerhaftesten der<lb/> alten Hildburghäuser sollten die Erfüllung dieses Lieblingswunsches erleben.<lb/> Erst brachte das Kriegsjahr 1866 dem Städtchen durch die bekannte bairische<lb/> „Invasion" und durch mehrfache preußische Einquartierung einen gewissen Vor¬<lb/> geschmack militärischen Lebens, der neue Bund endlich verhalf ihm auch zu<lb/> der festen Garnison. Der Residenzstadt Meiningen wurde das 32. Infan¬<lb/> terieregiment zugewiesen, .in Hildburghausen rückte das 2. Bataillon des neu-<lb/> gebildeten thüringischen Infanterieregiments Ur. 95, zum größten Theil aus Lan¬<lb/> deskindern von Meiningen, zum kleineren aus Coburgern gebildet, am 31. Oe-<lb/> tober 1867 ein. Das Bataillon fand eine vortreffliche Caserne vor, das zu<lb/> diesem Zweck umgebaute geräumige und wirklich recht gesund und freundlich<lb/> gelegene ehemalige Residenzschloß. Dank dem unter Officieren und Mann¬<lb/> schaft herrschenden vortrefflichen Geiste sind die Wünsche der das Bataillon<lb/> mit Freude begrüßenden Bevölkerung vollständig erfüllt worden: der Ver¬<lb/> kehr zwischen Civil und Militair läßt nichts zu wünschen übrig. Ein vor uns</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
Was die Erhaltung betrifft, dürfte es das allerbeste sein; nur die Beinchen
eines Engels sind restaurirt, sonst ist nie ein zweiter Maler darangekommen.
Die äußere Seite der Flügel enthält eine Darstellung von Adam und Eva,
die von außerordentlich wahrer und richtiger Zeichnung sind. Das mit
Leder und Pergament überzogene Originalkistchen, in welchem einst das Bild
geschickt wurde, hängt dabei.
Die Garnison von Motmrghausen jetzt und vor hundert Jahren.
Die gute Stadt Hildburghausen mit mehreren tausend Einwohnern fühlte
es im Jahr 1826 sehr schmerzlich, daß sie durch den — letzten — Theilungs¬
vertrag der sächsischen Herzöge aufhörte, Residenz und Sitz eines souverainen
Hofes zu sein- Der Staat Meiningen, mit welchem Land und Stadt von
Hildburghausen damals vereinigt wurde, suchte durch verschiedene Maßregeln
den Hildburghäuser von altem Schrot und Korn zufrieden zu stellen. Aber
wir konnten den Verlust unseres „theuren" angestammten Regentenhauses
durchaus nicht verschmerzen. Lange und oft war zu Hildburghausen der
Wunsch laut geworden, es möge doch durch eine anständige und ruhige, aber
lustige und kräftig consumirende Garnison wieder einiges Leben in unser ent¬
throntes Residenzstädtchen gebracht werden. Jedoch nur die dauerhaftesten der
alten Hildburghäuser sollten die Erfüllung dieses Lieblingswunsches erleben.
Erst brachte das Kriegsjahr 1866 dem Städtchen durch die bekannte bairische
„Invasion" und durch mehrfache preußische Einquartierung einen gewissen Vor¬
geschmack militärischen Lebens, der neue Bund endlich verhalf ihm auch zu
der festen Garnison. Der Residenzstadt Meiningen wurde das 32. Infan¬
terieregiment zugewiesen, .in Hildburghausen rückte das 2. Bataillon des neu-
gebildeten thüringischen Infanterieregiments Ur. 95, zum größten Theil aus Lan¬
deskindern von Meiningen, zum kleineren aus Coburgern gebildet, am 31. Oe-
tober 1867 ein. Das Bataillon fand eine vortreffliche Caserne vor, das zu
diesem Zweck umgebaute geräumige und wirklich recht gesund und freundlich
gelegene ehemalige Residenzschloß. Dank dem unter Officieren und Mann¬
schaft herrschenden vortrefflichen Geiste sind die Wünsche der das Bataillon
mit Freude begrüßenden Bevölkerung vollständig erfüllt worden: der Ver¬
kehr zwischen Civil und Militair läßt nichts zu wünschen übrig. Ein vor uns
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