Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.Combattanten). Dieses praktische Erlernen aller Arbeiten, welche die Cadetten Indeß können auch Seeleute, die schon in der Handelsmarine gedient Combattanten). Dieses praktische Erlernen aller Arbeiten, welche die Cadetten Indeß können auch Seeleute, die schon in der Handelsmarine gedient <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0349" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/121036"/> <p xml:id="ID_1075" prev="#ID_1074"> Combattanten). Dieses praktische Erlernen aller Arbeiten, welche die Cadetten<lb/> später zu commandiren haben, ist von unschätzbarem Werth, und auch für<lb/> die Officiere würden ähnliche, ihren Jahren entsprechende praktische Uebungen<lb/> großen Nutzen haben. In der östreichischen Marine hat Admiral Tegetthoff<lb/> erst neuerdings sich energisch dafür ausgesprochen, daß die Seeosficiere sich<lb/> an den schweren Geschützen neuen Calibers als ausschließliche Bedienung der¬<lb/> selben — natürlich getrennt von den Mannschaften — ausbilden sollen, wie er<lb/> auch in England an Bord des Kurmer^ My „Excellent" englische Comman-<lb/> ders und Captains sich im Schweiß ihres Angesichts an den neuen Ge¬<lb/> schützen hatte exerciren sehen. Gerade das Können ist sür den unschätzbar,<lb/> welcher als Commandirender die Sache richtig beurtheilen will. Nach ihrer<lb/> Heimkehr von der Kreuzfahrt bestehen die Cadetten ein zweites Examen in<lb/> Navigation (mathematische und astronomische Berechnung des Curses), See¬<lb/> mannschaft (alle praktischen Arbeiten zur Handhabung des Schiffs) und Ar¬<lb/> tillerie, und kommen darauf als Seecadetten an Bord regulärer in Dienst<lb/> gestellter Kriegsschiffe, wo sie zwei Jahre verbleiben. Nachdem sie dann noch<lb/> die Marineschule in Kiel ein Jahr besucht und außerdem somit drei Jahre<lb/> an Bord zugebracht haben, machen sie das Examen zum Seeofficier, werden<lb/> vom S e e o ffi ni ere o rp s gewählt, mit dem Zeugniß der Reife beim<lb/> König zum Unterlieutenant in Vorschlag gebracht, und bei Vacanzen zu<lb/> Unterlieutenants ernannt, wobei sie nicht unter fünf Jahren Gesammtdienst-<lb/> zeit haben dürfen. Die Unterlieutenants zur See machen dann noch'einen<lb/> Cursus an Bord des Arlillerieschiffs und erhalten bei besonders guten Kennt¬<lb/> nissen eine königliche Belobigung mit der Wirkung, daß sie vor allen anderen<lb/> gleichzeitig examinirten Seecadetten rangiren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1076" next="#ID_1077"> Indeß können auch Seeleute, die schon in der Handelsmarine gedient<lb/> haben, unter ihnen bequemeren Bedingungen in das Seeofsiciercorps ge¬<lb/> langen. Junge Matrosen mit der vor dem 22. Lebensjahr nachgewiesenen<lb/> Reife der Oversecünda und mit 48monatlicher (nach neuer Bestimmung nur<lb/> 36monatlicher, durch Zeugniß der Schiffscapitaine nachzuweisender) auf Kauf¬<lb/> fahrern zurückgelegter Fahrzeit werden nach einer Prüfung als Matrosen II.<lb/> Gehaltsclasse eingestellt, dann zuerst am Lande vorgebildet und bis zum<lb/> Schluß der Sommerfahrzeit hier und auf dem Artillerieschiff ausgebildet.<lb/> Haben sie sich dabei gut geführt, so werden sie als Matrosen I. Classe, sonst<lb/> als solche II. Classe auf das Cadettenschiff versetzt, und nun wie die Ca¬<lb/> detten behandelt, blos mit stärkerer Betonung der militairischen Seite der<lb/> Ausbildung. Nach Rückkehr von der Kreuzfahrt und dem Examen zum See¬<lb/> cadetten, also frühestens nach einjährigen Dienst, werden sie nicht erst auf<lb/> Kriegsschiffe, sondern sogleich zur Marineschule überwiesen und sind von da<lb/> ab den übrigen Seecadetten völlig gleichgestellt. Gerade diese Eröffnung des</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0349]
Combattanten). Dieses praktische Erlernen aller Arbeiten, welche die Cadetten
später zu commandiren haben, ist von unschätzbarem Werth, und auch für
die Officiere würden ähnliche, ihren Jahren entsprechende praktische Uebungen
großen Nutzen haben. In der östreichischen Marine hat Admiral Tegetthoff
erst neuerdings sich energisch dafür ausgesprochen, daß die Seeosficiere sich
an den schweren Geschützen neuen Calibers als ausschließliche Bedienung der¬
selben — natürlich getrennt von den Mannschaften — ausbilden sollen, wie er
auch in England an Bord des Kurmer^ My „Excellent" englische Comman-
ders und Captains sich im Schweiß ihres Angesichts an den neuen Ge¬
schützen hatte exerciren sehen. Gerade das Können ist sür den unschätzbar,
welcher als Commandirender die Sache richtig beurtheilen will. Nach ihrer
Heimkehr von der Kreuzfahrt bestehen die Cadetten ein zweites Examen in
Navigation (mathematische und astronomische Berechnung des Curses), See¬
mannschaft (alle praktischen Arbeiten zur Handhabung des Schiffs) und Ar¬
tillerie, und kommen darauf als Seecadetten an Bord regulärer in Dienst
gestellter Kriegsschiffe, wo sie zwei Jahre verbleiben. Nachdem sie dann noch
die Marineschule in Kiel ein Jahr besucht und außerdem somit drei Jahre
an Bord zugebracht haben, machen sie das Examen zum Seeofficier, werden
vom S e e o ffi ni ere o rp s gewählt, mit dem Zeugniß der Reife beim
König zum Unterlieutenant in Vorschlag gebracht, und bei Vacanzen zu
Unterlieutenants ernannt, wobei sie nicht unter fünf Jahren Gesammtdienst-
zeit haben dürfen. Die Unterlieutenants zur See machen dann noch'einen
Cursus an Bord des Arlillerieschiffs und erhalten bei besonders guten Kennt¬
nissen eine königliche Belobigung mit der Wirkung, daß sie vor allen anderen
gleichzeitig examinirten Seecadetten rangiren.
Indeß können auch Seeleute, die schon in der Handelsmarine gedient
haben, unter ihnen bequemeren Bedingungen in das Seeofsiciercorps ge¬
langen. Junge Matrosen mit der vor dem 22. Lebensjahr nachgewiesenen
Reife der Oversecünda und mit 48monatlicher (nach neuer Bestimmung nur
36monatlicher, durch Zeugniß der Schiffscapitaine nachzuweisender) auf Kauf¬
fahrern zurückgelegter Fahrzeit werden nach einer Prüfung als Matrosen II.
Gehaltsclasse eingestellt, dann zuerst am Lande vorgebildet und bis zum
Schluß der Sommerfahrzeit hier und auf dem Artillerieschiff ausgebildet.
Haben sie sich dabei gut geführt, so werden sie als Matrosen I. Classe, sonst
als solche II. Classe auf das Cadettenschiff versetzt, und nun wie die Ca¬
detten behandelt, blos mit stärkerer Betonung der militairischen Seite der
Ausbildung. Nach Rückkehr von der Kreuzfahrt und dem Examen zum See¬
cadetten, also frühestens nach einjährigen Dienst, werden sie nicht erst auf
Kriegsschiffe, sondern sogleich zur Marineschule überwiesen und sind von da
ab den übrigen Seecadetten völlig gleichgestellt. Gerade diese Eröffnung des
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