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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.

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Doch zu Ausgang der dreißiger Jahre traten die alten Strebungen
und Richtungen immer mehr zurück. Es machte sich allmälig das junge
Leben energisch geltend, Gutzkow, Mosen, Auerbach, Rüge u. a. in. wurden
nach und nach heimisch, und im literarischen Leben Dresdens trat eine völlige
Revolution ein; aber in manchem Gesicht und Gemüth des lebenden Dresdens
ist eine Verwandtschaft mit der seligen Abendzeitung noch heut zu erkennen.




norddeutsche Kriegsmarine.
Seeofficiere und Bestand der Mannschaft.

Das rein seemännische Personal hat vor Allem die Aufgabe, das
Schiff selbst zu dirigiren, indem die Seeofficiere den Curs nach ihren Be¬
rechnungen bestimmen, und die zur Einhaltung dieses Curses nöthigen Segel¬
manöver u. s. w. durch die Matrosen ausführen lassen, denen auch alle
übrigen seemännischen Arbeiten: Handhabung der Boote, der Anker, Reini¬
gung des Schiffs u. f. w. zufallen. Allerdings ist die Wichtigkeit der Segel¬
manöver gegen früher sehr vermindert, da im Gefecht und sonst bei schwierigen
Lagen, im Sturm, in engen Hafeneinfahrten, unter Dampf gefahren
wird, das Segeln nur hei größeren Reisen der Kohlenersparniß wegen in
Anwendung kommt. Insofern haben auch die Matrosen nicht so entscheidende
Wichtigkeit wie früher. Aber was sie durch Einführung der Maschine ver¬
loren, das haben sie dadurch wieder gewonnen, daß die Wirksamkeit der Ge¬
schütze neuerdings von ihnen ausschließlich abhängt. Maaten (Matrosenunter-
officiere) fungiren als Geschützcommandeure, Matrosen unter ihnen als Bedie¬
nung der Geschütze, die Seeofficiere sind die einzigen Artillerieofficiere des Schiffs,
indem sie seemännisch wie artilleristisch vollkommen ausgebildet sein müssen.

Die Rangstufen der Seeofficiere sind entsprechend denen der Land¬
armee gegliedert. Der Generalität der Landarmee entsprechen die Flagg-
offieiere oder Admiräle, und zwar der eigentliche Admiral mit dem Rang
eines Generals der Infanterie oder Cavallerie, der Viceadmiral mit General¬
lieutenantsrang und der Contreadmiral mit Generalmajorsrang. Die ent¬
sprechenden Chargen heißen bei den Franzosen amiral as ?ranee, vice-amiral,
eovtre-amiral; bei den Engländern ".ämiral, vies aämiral und rsar aämiral,
weil dem letzteren früher in größeren Flotten das Commando der Arriere-
garde zufiel, wie dem Viceadmiral das Commando der vauguarä, der Avant¬
garde -- bet den Holländern heißt der Contreadmiral Schout bij Nacht,
(syr. Schaut bet Nacht). Von Flaggofficieren besitzt die norddeutsche Marine


Doch zu Ausgang der dreißiger Jahre traten die alten Strebungen
und Richtungen immer mehr zurück. Es machte sich allmälig das junge
Leben energisch geltend, Gutzkow, Mosen, Auerbach, Rüge u. a. in. wurden
nach und nach heimisch, und im literarischen Leben Dresdens trat eine völlige
Revolution ein; aber in manchem Gesicht und Gemüth des lebenden Dresdens
ist eine Verwandtschaft mit der seligen Abendzeitung noch heut zu erkennen.




norddeutsche Kriegsmarine.
Seeofficiere und Bestand der Mannschaft.

Das rein seemännische Personal hat vor Allem die Aufgabe, das
Schiff selbst zu dirigiren, indem die Seeofficiere den Curs nach ihren Be¬
rechnungen bestimmen, und die zur Einhaltung dieses Curses nöthigen Segel¬
manöver u. s. w. durch die Matrosen ausführen lassen, denen auch alle
übrigen seemännischen Arbeiten: Handhabung der Boote, der Anker, Reini¬
gung des Schiffs u. f. w. zufallen. Allerdings ist die Wichtigkeit der Segel¬
manöver gegen früher sehr vermindert, da im Gefecht und sonst bei schwierigen
Lagen, im Sturm, in engen Hafeneinfahrten, unter Dampf gefahren
wird, das Segeln nur hei größeren Reisen der Kohlenersparniß wegen in
Anwendung kommt. Insofern haben auch die Matrosen nicht so entscheidende
Wichtigkeit wie früher. Aber was sie durch Einführung der Maschine ver¬
loren, das haben sie dadurch wieder gewonnen, daß die Wirksamkeit der Ge¬
schütze neuerdings von ihnen ausschließlich abhängt. Maaten (Matrosenunter-
officiere) fungiren als Geschützcommandeure, Matrosen unter ihnen als Bedie¬
nung der Geschütze, die Seeofficiere sind die einzigen Artillerieofficiere des Schiffs,
indem sie seemännisch wie artilleristisch vollkommen ausgebildet sein müssen.

Die Rangstufen der Seeofficiere sind entsprechend denen der Land¬
armee gegliedert. Der Generalität der Landarmee entsprechen die Flagg-
offieiere oder Admiräle, und zwar der eigentliche Admiral mit dem Rang
eines Generals der Infanterie oder Cavallerie, der Viceadmiral mit General¬
lieutenantsrang und der Contreadmiral mit Generalmajorsrang. Die ent¬
sprechenden Chargen heißen bei den Franzosen amiral as ?ranee, vice-amiral,
eovtre-amiral; bei den Engländern «.ämiral, vies aämiral und rsar aämiral,
weil dem letzteren früher in größeren Flotten das Commando der Arriere-
garde zufiel, wie dem Viceadmiral das Commando der vauguarä, der Avant¬
garde — bet den Holländern heißt der Contreadmiral Schout bij Nacht,
(syr. Schaut bet Nacht). Von Flaggofficieren besitzt die norddeutsche Marine


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[0274] Doch zu Ausgang der dreißiger Jahre traten die alten Strebungen und Richtungen immer mehr zurück. Es machte sich allmälig das junge Leben energisch geltend, Gutzkow, Mosen, Auerbach, Rüge u. a. in. wurden nach und nach heimisch, und im literarischen Leben Dresdens trat eine völlige Revolution ein; aber in manchem Gesicht und Gemüth des lebenden Dresdens ist eine Verwandtschaft mit der seligen Abendzeitung noch heut zu erkennen. norddeutsche Kriegsmarine. Seeofficiere und Bestand der Mannschaft. Das rein seemännische Personal hat vor Allem die Aufgabe, das Schiff selbst zu dirigiren, indem die Seeofficiere den Curs nach ihren Be¬ rechnungen bestimmen, und die zur Einhaltung dieses Curses nöthigen Segel¬ manöver u. s. w. durch die Matrosen ausführen lassen, denen auch alle übrigen seemännischen Arbeiten: Handhabung der Boote, der Anker, Reini¬ gung des Schiffs u. f. w. zufallen. Allerdings ist die Wichtigkeit der Segel¬ manöver gegen früher sehr vermindert, da im Gefecht und sonst bei schwierigen Lagen, im Sturm, in engen Hafeneinfahrten, unter Dampf gefahren wird, das Segeln nur hei größeren Reisen der Kohlenersparniß wegen in Anwendung kommt. Insofern haben auch die Matrosen nicht so entscheidende Wichtigkeit wie früher. Aber was sie durch Einführung der Maschine ver¬ loren, das haben sie dadurch wieder gewonnen, daß die Wirksamkeit der Ge¬ schütze neuerdings von ihnen ausschließlich abhängt. Maaten (Matrosenunter- officiere) fungiren als Geschützcommandeure, Matrosen unter ihnen als Bedie¬ nung der Geschütze, die Seeofficiere sind die einzigen Artillerieofficiere des Schiffs, indem sie seemännisch wie artilleristisch vollkommen ausgebildet sein müssen. Die Rangstufen der Seeofficiere sind entsprechend denen der Land¬ armee gegliedert. Der Generalität der Landarmee entsprechen die Flagg- offieiere oder Admiräle, und zwar der eigentliche Admiral mit dem Rang eines Generals der Infanterie oder Cavallerie, der Viceadmiral mit General¬ lieutenantsrang und der Contreadmiral mit Generalmajorsrang. Die ent¬ sprechenden Chargen heißen bei den Franzosen amiral as ?ranee, vice-amiral, eovtre-amiral; bei den Engländern «.ämiral, vies aämiral und rsar aämiral, weil dem letzteren früher in größeren Flotten das Commando der Arriere- garde zufiel, wie dem Viceadmiral das Commando der vauguarä, der Avant¬ garde — bet den Holländern heißt der Contreadmiral Schout bij Nacht, (syr. Schaut bet Nacht). Von Flaggofficieren besitzt die norddeutsche Marine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120686/274>, abgerufen am 04.07.2024.