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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.

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erst das der Ostsee errichtet ist, ferner die Commandos sämmtlicher in Dienst
gestellter Schiffe außerhalb der Ostsee, dann die Marineintendantur in Berlin
und endlich die Marineschule in Kiel. Mittelbar vom Obercommando ressor-
tiren die direct unter dem Marinestationscommando der Ostsee in Kiel stehen¬
den in Dienst gestellten Schiffe in der Ostsee und die ebenso gestellten vier
Marinetheile: nämlich die Flottenstammdivision, die Werftdivision, das See-
bataillon mit der Marinestabswache und die Seeartillerieabtheilung, deren
Stäbe sämmtlich in Kiel liegen. Entsprechend der oben bezeichneten Stellung
dieser verschiedenen Commandos hat der Commandeur der Marinestation Kiel,
Flaggosficier, jetzt Contreadmiral, die Befugnisse eines Divisionscommandeurs
der Landarmee und der Commandeur jedes der vier Marinetheile, die Be¬
fugnisse eines Regimentscommandeurs -- bei den beiden ersten, den see¬
männischen Marinetheilen, ist es ein Stabsofficier des Seeosficiercorps, bet
den beiden letzten, den Truppen der Marine, ein Stabsofficier der Armee.

Auch stehen die Abtheilungen, in welche die Marinetheile zerfallen, bei
den Marinetruppen (als Compagnien) unter Hauptleuten der Armee, bei den
seemännischen Marinetheilen als "Abtheilungen", (wie Bataillone selbständiger
als Compagnien) unter Stabsosficieren des Seeosficiercorps. Die Flotten-
stammdivision besteht aus vier Matrosen- und zwei Schiffsjungen- "Ab¬
theilungen", die Werftdiviston aus Handwerker- und Maschinenabtheilungen.

Die "Abtheilungen" der Werftdivision bilden nun nebst den direct
unter dem Martneministerium stehenden Ingenieuren (für Schiffbau, Ma¬
schinenbau und Hafenbau) und deren Unterbeamten und Arbeitern die tech¬
nische Branche der Marine.

Bis jetzt besteht nur eine Werftdivision und eine Flottenstammdivision, in
der Ostsee. Sobald aber der Kriegshafen an der Jahde vollendet ist, wird eine
zweite Flottenstammdivision der Nordsee errichtet. Der Ausdruck "Division"
hat bei der Marine eine viel weniger bestimmte Bedeutung, er bezeichnet nicht
die Zahl der Mannschaften oder kleineren kantischen Einheiten, wie bei der
Landarmee, wo Division entweder den Complex mehrerer aus je 2--3 Regi¬
mentern bestehenden Brigaden, oder wie in Oestreich und Frankreich die Zu¬
sammenfassung von je zwei Schwadronen der Cavallerie oder Compagnien
der Infanterie ausdrückt. Bei der Marine dagegen sind beide Divistonen
bloße administrative Abtheilungen von unbestimmter Größe, gleichsam Reser¬
voirs, aus welchen für jedes Schiff, das in Dienst gestellt werden soll, die
nöthige Anzahl von Mannschaften jeder Kategorie entnommen wird. Da die
Anzahl der für die Marine ausgehobenen oder eingezogenen Mannschaften
fest begrenzt ist, und infolge der bestimmten Dauer der Dienstzeit einen fest
begrenzten Etat ergibt, während die Anzahl der für die Schiffsbesatzungen
nöthigen Mannschaften durch die verschiedenen, oft plötzlich eintretenden In-


erst das der Ostsee errichtet ist, ferner die Commandos sämmtlicher in Dienst
gestellter Schiffe außerhalb der Ostsee, dann die Marineintendantur in Berlin
und endlich die Marineschule in Kiel. Mittelbar vom Obercommando ressor-
tiren die direct unter dem Marinestationscommando der Ostsee in Kiel stehen¬
den in Dienst gestellten Schiffe in der Ostsee und die ebenso gestellten vier
Marinetheile: nämlich die Flottenstammdivision, die Werftdivision, das See-
bataillon mit der Marinestabswache und die Seeartillerieabtheilung, deren
Stäbe sämmtlich in Kiel liegen. Entsprechend der oben bezeichneten Stellung
dieser verschiedenen Commandos hat der Commandeur der Marinestation Kiel,
Flaggosficier, jetzt Contreadmiral, die Befugnisse eines Divisionscommandeurs
der Landarmee und der Commandeur jedes der vier Marinetheile, die Be¬
fugnisse eines Regimentscommandeurs — bei den beiden ersten, den see¬
männischen Marinetheilen, ist es ein Stabsofficier des Seeosficiercorps, bet
den beiden letzten, den Truppen der Marine, ein Stabsofficier der Armee.

Auch stehen die Abtheilungen, in welche die Marinetheile zerfallen, bei
den Marinetruppen (als Compagnien) unter Hauptleuten der Armee, bei den
seemännischen Marinetheilen als „Abtheilungen", (wie Bataillone selbständiger
als Compagnien) unter Stabsosficieren des Seeosficiercorps. Die Flotten-
stammdivision besteht aus vier Matrosen- und zwei Schiffsjungen- „Ab¬
theilungen", die Werftdiviston aus Handwerker- und Maschinenabtheilungen.

Die „Abtheilungen" der Werftdivision bilden nun nebst den direct
unter dem Martneministerium stehenden Ingenieuren (für Schiffbau, Ma¬
schinenbau und Hafenbau) und deren Unterbeamten und Arbeitern die tech¬
nische Branche der Marine.

Bis jetzt besteht nur eine Werftdivision und eine Flottenstammdivision, in
der Ostsee. Sobald aber der Kriegshafen an der Jahde vollendet ist, wird eine
zweite Flottenstammdivision der Nordsee errichtet. Der Ausdruck „Division"
hat bei der Marine eine viel weniger bestimmte Bedeutung, er bezeichnet nicht
die Zahl der Mannschaften oder kleineren kantischen Einheiten, wie bei der
Landarmee, wo Division entweder den Complex mehrerer aus je 2—3 Regi¬
mentern bestehenden Brigaden, oder wie in Oestreich und Frankreich die Zu¬
sammenfassung von je zwei Schwadronen der Cavallerie oder Compagnien
der Infanterie ausdrückt. Bei der Marine dagegen sind beide Divistonen
bloße administrative Abtheilungen von unbestimmter Größe, gleichsam Reser¬
voirs, aus welchen für jedes Schiff, das in Dienst gestellt werden soll, die
nöthige Anzahl von Mannschaften jeder Kategorie entnommen wird. Da die
Anzahl der für die Marine ausgehobenen oder eingezogenen Mannschaften
fest begrenzt ist, und infolge der bestimmten Dauer der Dienstzeit einen fest
begrenzten Etat ergibt, während die Anzahl der für die Schiffsbesatzungen
nöthigen Mannschaften durch die verschiedenen, oft plötzlich eintretenden In-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120686/218>, abgerufen am 24.07.2024.