Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.Dintenflaschen. Die austunken zu müssen! -- es begreift sich, daß ein junger Von sonstigen Straßenbeobachtungen noch zwei: eine über Diejenigen, Wir machten uns nun an die Alterthümer. In dem jammervollen Zu¬ Der Benedictinerconvent, in welchem sich außer all' diesen Dingen eine Dintenflaschen. Die austunken zu müssen! — es begreift sich, daß ein junger Von sonstigen Straßenbeobachtungen noch zwei: eine über Diejenigen, Wir machten uns nun an die Alterthümer. In dem jammervollen Zu¬ Der Benedictinerconvent, in welchem sich außer all' diesen Dingen eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0160" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120847"/> <p xml:id="ID_495" prev="#ID_494"> Dintenflaschen. Die austunken zu müssen! — es begreift sich, daß ein junger<lb/> Kerl in einer Anwandlung von Weltsucht davor wegläuft. Er geräth schlie߬<lb/> lich an die Schweine und kehrt um. Das letzte Bild bringt die Versöhnung:<lb/> die drei großen Dintenflaschen stehen noch immer da, aber sie scheinen ein<lb/> wenig kleiner geworden zu sein, und ein schöner Schweinebraten hält ihnen<lb/> im Gemüthe des Beschauers die Waage. So sind die Extreme, Schweine<lb/> und Dintenflaschen. einfach und sinnig versöhnt und Alles ist auf eine für<lb/> den Sodn ganz annehmbare Weise ausgeglichen. Das nenne ich eine Predigt!</p><lb/> <p xml:id="ID_496"> Von sonstigen Straßenbeobachtungen noch zwei: eine über Diejenigen,<lb/> die das Wasser holen, und eine über das Wasser, das geholt wird. Die<lb/> Cataneserinnen als Chosphoren geben ein schönes Bild. Die Flaschen und<lb/> Amphoren, welche sie tragen, haben die antike Form beibehalten (den Wespen¬<lb/> bauch mit dem schlanken Halse und den oben dicht an die Mündung ge¬<lb/> setzten langen Henkeln), und man trägt sie nun auch nach antiker Weise.<lb/> Solch ein Waffertrog mit den lebhaft gestikulirenden ab- und zugehenden<lb/> Weibern ist gar zu hübsch! Und das Wasser selbst kommt so antik geflossen,<lb/> daß einem Philologen dabei das Herz im Leibe beben müßte. Da sind die¬<lb/> selben Wasserpfeiler, die wir in Pompeji sahen, und hier mit all' ihrem<lb/> Röhrenwerk, oft zu kleinen Thürmen und castellartigen Bauten erweitert.<lb/> Das Wasser kommt in Aquäducten vom Gebirge herab, steigt in diese Pfeiler<lb/> hinauf und wird von da aus auf das nächste Revier in die verschiedenen<lb/> Brunnenkasten und in die Häuser vertheilt. So hatten wir es auch schon<lb/> in Palermo gesehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_497"> Wir machten uns nun an die Alterthümer. In dem jammervollen Zu¬<lb/> stande, in dem sie sich befinden, und nachdem wir so viel bessere gesehen,<lb/> erregten sie kein besonderes Interesse mehr. Eine ganz hübsche Sammlung,<lb/> die indessen nichts Hervorragendes enthält, fanden wir im Museum des Prin¬<lb/> cipe Biscari. Ergötzlich sind einige Gliederpuppen in Terracotta, die als<lb/> Kinderspielzeug gebraucht wurden. Eine Terracottaarbeit aus dem sechzehn¬<lb/> ten Jahrhundert, den Tod des heiligen Benedict darstellend, ist vortrefflich.<lb/> Das Museum, welches die Benedictiner zusammengebracht haben, enthält<lb/> einige kleine Fresken aus römischen Gräbern, leicht und elegant hingezeich¬<lb/> nete, aber höchst liederlich ausgeführte Figürchen der spätesten Zeit. Außer¬<lb/> dem finden sich hier eine Menge antikerund christlicher Grabinschriften, ein<lb/> Jupitertorso und ein bacchisches Relief.</p><lb/> <p xml:id="ID_498" next="#ID_499"> Der Benedictinerconvent, in welchem sich außer all' diesen Dingen eine<lb/> Bibliothek mit vielen Manuscripten befindet, die noch kein Mensch kennt,<lb/> ist von mächtiger Ausdehnung; es soll das zweitgrößste Kloster der Christen¬<lb/> heit sein. Gegenwärtig verliert sich eine technische Schule darin; früher beher¬<lb/> bergte es die jüngeren Söhne des Adels, die nur hier eine anständige Exi-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0160]
Dintenflaschen. Die austunken zu müssen! — es begreift sich, daß ein junger
Kerl in einer Anwandlung von Weltsucht davor wegläuft. Er geräth schlie߬
lich an die Schweine und kehrt um. Das letzte Bild bringt die Versöhnung:
die drei großen Dintenflaschen stehen noch immer da, aber sie scheinen ein
wenig kleiner geworden zu sein, und ein schöner Schweinebraten hält ihnen
im Gemüthe des Beschauers die Waage. So sind die Extreme, Schweine
und Dintenflaschen. einfach und sinnig versöhnt und Alles ist auf eine für
den Sodn ganz annehmbare Weise ausgeglichen. Das nenne ich eine Predigt!
Von sonstigen Straßenbeobachtungen noch zwei: eine über Diejenigen,
die das Wasser holen, und eine über das Wasser, das geholt wird. Die
Cataneserinnen als Chosphoren geben ein schönes Bild. Die Flaschen und
Amphoren, welche sie tragen, haben die antike Form beibehalten (den Wespen¬
bauch mit dem schlanken Halse und den oben dicht an die Mündung ge¬
setzten langen Henkeln), und man trägt sie nun auch nach antiker Weise.
Solch ein Waffertrog mit den lebhaft gestikulirenden ab- und zugehenden
Weibern ist gar zu hübsch! Und das Wasser selbst kommt so antik geflossen,
daß einem Philologen dabei das Herz im Leibe beben müßte. Da sind die¬
selben Wasserpfeiler, die wir in Pompeji sahen, und hier mit all' ihrem
Röhrenwerk, oft zu kleinen Thürmen und castellartigen Bauten erweitert.
Das Wasser kommt in Aquäducten vom Gebirge herab, steigt in diese Pfeiler
hinauf und wird von da aus auf das nächste Revier in die verschiedenen
Brunnenkasten und in die Häuser vertheilt. So hatten wir es auch schon
in Palermo gesehen.
Wir machten uns nun an die Alterthümer. In dem jammervollen Zu¬
stande, in dem sie sich befinden, und nachdem wir so viel bessere gesehen,
erregten sie kein besonderes Interesse mehr. Eine ganz hübsche Sammlung,
die indessen nichts Hervorragendes enthält, fanden wir im Museum des Prin¬
cipe Biscari. Ergötzlich sind einige Gliederpuppen in Terracotta, die als
Kinderspielzeug gebraucht wurden. Eine Terracottaarbeit aus dem sechzehn¬
ten Jahrhundert, den Tod des heiligen Benedict darstellend, ist vortrefflich.
Das Museum, welches die Benedictiner zusammengebracht haben, enthält
einige kleine Fresken aus römischen Gräbern, leicht und elegant hingezeich¬
nete, aber höchst liederlich ausgeführte Figürchen der spätesten Zeit. Außer¬
dem finden sich hier eine Menge antikerund christlicher Grabinschriften, ein
Jupitertorso und ein bacchisches Relief.
Der Benedictinerconvent, in welchem sich außer all' diesen Dingen eine
Bibliothek mit vielen Manuscripten befindet, die noch kein Mensch kennt,
ist von mächtiger Ausdehnung; es soll das zweitgrößste Kloster der Christen¬
heit sein. Gegenwärtig verliert sich eine technische Schule darin; früher beher¬
bergte es die jüngeren Söhne des Adels, die nur hier eine anständige Exi-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |