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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.

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Post-, Telegraphen- und Eisenbahndienst verwende, gelingt ohne Zweifel
Vereinen besser als Einzelnen.

Vereine sind es auch, welche, je mächtiger und geschlossener sie da¬
stehen, um so entschlossener es wagen dürfen, ihren Einfluß auf die
öffentliche weibliche Erziehung geltend zu machen. Und, wenn ihnen
irgend die Mittel zu Gebote stehen, mögen sie nicht vor der Aufgabe zurück¬
schrecken, weibliche Erziehungsanstalten selbst zu begründen, seien
dies nun Elementar- oder Fortbildungs- oder Fachschulen, seien die letzteren
Fachschulen niederer oder höherer Art, eingerichtet zur Vorbereitung auf ein¬
zelne bestimmte Berufszweige, oder auf ganze Gruppen von solchen.

Vereine sind es, die am wirksamsten die Rechte und gerechten An¬
sprüche der gesammten arbeitenden Frauenwelt nach allen
Richtungen hin vertreten können. Sie gewinnen so eine große und
weitverzweigte Clientel. Und wo wären lohnendere Aufgaben für die Kraft
eines Sachwalters zu finden?

Vereine eigenthümlicher Art endlich sind das einzige Mittel, der Noth
der bereits am sichersten in der Erwerbsarbeit eingebürgerten Frauen, der
Arbeiterinnen in der Großindustrie, abzuhelfen. Solche Fabrikanten¬
vereine, lediglich bestimmt, den Genossen ihr Interesse an dem
physischen und si teil es en W o h lerg eh en der Gehülf en v or An gen
zu führen, ihnen die Kenntniß solcher Maßregeln, welche am erfolgreichsten
jenem Zwecke dienen, zu verschaffen, sie zu gegenseitigem Wetteifer anzuspor¬
nen, können, wie die berühmte Loeiät" inäustrielis in Mülhausen zeigt, ein
gutes Theil zur Lösung der sogenannten Frauenfrage beitragen.

So hätten wir denn in flüchtigen Umrissen auch die Mittel uns vor¬
geführt, welche die Lösung der großen Zeitfrage herbeizuführen geeignet sind.

Es ist tröstlich, zu gewahren, daß überall im civilisirten Europa und
auch jenseits des Oceans rüstig Hand ans Werk gelegt, von jenen Mitteln
der ausgiebigste und meistens ein erfolgreicher Gebrauch gemacht wird.

Eine ausgezeichnete, hochgebildete Frau ist es, welche uns in dieser Voll¬
ständigkeit zum ersten Male die Frage beantwortet hat: was ist bisher zur
Lösung der sogenannten Frauenfrage geschehen?

Man gestatte mir zum Schlüsse, daß ich einem Vortrage, den die Secre-
tairin des Berliner Vereins zur Förderung der Erwerbsthätigkeit des weib¬
lichen Geschlechtes. Fräulein Jenny Hirsch, in der vorjährigen General¬
versammlung dieses Vereins geHallen hat, die bemerkenswerthesten historischen
und statistischen Daten entlehne und diesen Mittheilungen Einiges anfüge,
was ich aus eigener Anschauung oder anderen Quellen entnommen.

Die Verfasserin macht vor allen Dingen auf die sehr bemerkenswerthe
Erscheinung aufmerksam, daß beinahe gleichzeitig in den verschieden-


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Post-, Telegraphen- und Eisenbahndienst verwende, gelingt ohne Zweifel
Vereinen besser als Einzelnen.

Vereine sind es auch, welche, je mächtiger und geschlossener sie da¬
stehen, um so entschlossener es wagen dürfen, ihren Einfluß auf die
öffentliche weibliche Erziehung geltend zu machen. Und, wenn ihnen
irgend die Mittel zu Gebote stehen, mögen sie nicht vor der Aufgabe zurück¬
schrecken, weibliche Erziehungsanstalten selbst zu begründen, seien
dies nun Elementar- oder Fortbildungs- oder Fachschulen, seien die letzteren
Fachschulen niederer oder höherer Art, eingerichtet zur Vorbereitung auf ein¬
zelne bestimmte Berufszweige, oder auf ganze Gruppen von solchen.

Vereine sind es, die am wirksamsten die Rechte und gerechten An¬
sprüche der gesammten arbeitenden Frauenwelt nach allen
Richtungen hin vertreten können. Sie gewinnen so eine große und
weitverzweigte Clientel. Und wo wären lohnendere Aufgaben für die Kraft
eines Sachwalters zu finden?

Vereine eigenthümlicher Art endlich sind das einzige Mittel, der Noth
der bereits am sichersten in der Erwerbsarbeit eingebürgerten Frauen, der
Arbeiterinnen in der Großindustrie, abzuhelfen. Solche Fabrikanten¬
vereine, lediglich bestimmt, den Genossen ihr Interesse an dem
physischen und si teil es en W o h lerg eh en der Gehülf en v or An gen
zu führen, ihnen die Kenntniß solcher Maßregeln, welche am erfolgreichsten
jenem Zwecke dienen, zu verschaffen, sie zu gegenseitigem Wetteifer anzuspor¬
nen, können, wie die berühmte Loeiät« inäustrielis in Mülhausen zeigt, ein
gutes Theil zur Lösung der sogenannten Frauenfrage beitragen.

So hätten wir denn in flüchtigen Umrissen auch die Mittel uns vor¬
geführt, welche die Lösung der großen Zeitfrage herbeizuführen geeignet sind.

Es ist tröstlich, zu gewahren, daß überall im civilisirten Europa und
auch jenseits des Oceans rüstig Hand ans Werk gelegt, von jenen Mitteln
der ausgiebigste und meistens ein erfolgreicher Gebrauch gemacht wird.

Eine ausgezeichnete, hochgebildete Frau ist es, welche uns in dieser Voll¬
ständigkeit zum ersten Male die Frage beantwortet hat: was ist bisher zur
Lösung der sogenannten Frauenfrage geschehen?

Man gestatte mir zum Schlüsse, daß ich einem Vortrage, den die Secre-
tairin des Berliner Vereins zur Förderung der Erwerbsthätigkeit des weib¬
lichen Geschlechtes. Fräulein Jenny Hirsch, in der vorjährigen General¬
versammlung dieses Vereins geHallen hat, die bemerkenswerthesten historischen
und statistischen Daten entlehne und diesen Mittheilungen Einiges anfüge,
was ich aus eigener Anschauung oder anderen Quellen entnommen.

Die Verfasserin macht vor allen Dingen auf die sehr bemerkenswerthe
Erscheinung aufmerksam, daß beinahe gleichzeitig in den verschieden-


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[0145] Post-, Telegraphen- und Eisenbahndienst verwende, gelingt ohne Zweifel Vereinen besser als Einzelnen. Vereine sind es auch, welche, je mächtiger und geschlossener sie da¬ stehen, um so entschlossener es wagen dürfen, ihren Einfluß auf die öffentliche weibliche Erziehung geltend zu machen. Und, wenn ihnen irgend die Mittel zu Gebote stehen, mögen sie nicht vor der Aufgabe zurück¬ schrecken, weibliche Erziehungsanstalten selbst zu begründen, seien dies nun Elementar- oder Fortbildungs- oder Fachschulen, seien die letzteren Fachschulen niederer oder höherer Art, eingerichtet zur Vorbereitung auf ein¬ zelne bestimmte Berufszweige, oder auf ganze Gruppen von solchen. Vereine sind es, die am wirksamsten die Rechte und gerechten An¬ sprüche der gesammten arbeitenden Frauenwelt nach allen Richtungen hin vertreten können. Sie gewinnen so eine große und weitverzweigte Clientel. Und wo wären lohnendere Aufgaben für die Kraft eines Sachwalters zu finden? Vereine eigenthümlicher Art endlich sind das einzige Mittel, der Noth der bereits am sichersten in der Erwerbsarbeit eingebürgerten Frauen, der Arbeiterinnen in der Großindustrie, abzuhelfen. Solche Fabrikanten¬ vereine, lediglich bestimmt, den Genossen ihr Interesse an dem physischen und si teil es en W o h lerg eh en der Gehülf en v or An gen zu führen, ihnen die Kenntniß solcher Maßregeln, welche am erfolgreichsten jenem Zwecke dienen, zu verschaffen, sie zu gegenseitigem Wetteifer anzuspor¬ nen, können, wie die berühmte Loeiät« inäustrielis in Mülhausen zeigt, ein gutes Theil zur Lösung der sogenannten Frauenfrage beitragen. So hätten wir denn in flüchtigen Umrissen auch die Mittel uns vor¬ geführt, welche die Lösung der großen Zeitfrage herbeizuführen geeignet sind. Es ist tröstlich, zu gewahren, daß überall im civilisirten Europa und auch jenseits des Oceans rüstig Hand ans Werk gelegt, von jenen Mitteln der ausgiebigste und meistens ein erfolgreicher Gebrauch gemacht wird. Eine ausgezeichnete, hochgebildete Frau ist es, welche uns in dieser Voll¬ ständigkeit zum ersten Male die Frage beantwortet hat: was ist bisher zur Lösung der sogenannten Frauenfrage geschehen? Man gestatte mir zum Schlüsse, daß ich einem Vortrage, den die Secre- tairin des Berliner Vereins zur Förderung der Erwerbsthätigkeit des weib¬ lichen Geschlechtes. Fräulein Jenny Hirsch, in der vorjährigen General¬ versammlung dieses Vereins geHallen hat, die bemerkenswerthesten historischen und statistischen Daten entlehne und diesen Mittheilungen Einiges anfüge, was ich aus eigener Anschauung oder anderen Quellen entnommen. Die Verfasserin macht vor allen Dingen auf die sehr bemerkenswerthe Erscheinung aufmerksam, daß beinahe gleichzeitig in den verschieden- Grenzbolcn II, 18«!». 18

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120686/145>, abgerufen am 24.07.2024.