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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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des Systems, ihm sollte die Komödie mit den katholischen Volksversammlungen auch
die Wünsche des Volkes entgegenbringen.

Der gelehrte Geschichtsprofessvr an der wiener Universität, Pater Albert Jäger,
griff als Berichterstatter auf die Entstehung des Volksunterrichtes, der ein Institut
der Kirche gewesen, zurück; als kirchliches Institut hätten selbst die protestantischen
Landesfürsten die Volksschule gewahrt, bis Rousseau und die Revolution sie am
Ende des vorigen Jahrhunderts als ausschließliche Staatsanstalt im Anspruch
genommen. Ihrer Natur nach eine Hilfsanstalt der Eltern zur Erziehung ihrer
Kinder, dürfe sie nicht verwelkliche, nicht von der katholischen Kirche getrennt werden.
In diesem Sinne habe sich selbst der Unterrichtsminister v. Hafner am 2. April
d, I. im Abgeordnetenhause ausgesprochen und erklärt: in der Volksschule lasse sich
die religiös-sittliche Erziehung nicht vom Religionsunterrichte trennen. Die Regierungs¬
vorlage habe demgemäß entgegen dem Principe der Trennung der Schule von der
Kirche die Geistlichen noch wie durch ein Hinterpförtchen in den Schulrath eingelassen.
Auch stehe der Entwurf des Ausschusses um so mehr "auf dem Boden des Gesetzes",
als dieses den Landtagen die Zusammensetzung und Einrichtung des Orts-, Bezirks¬
und Landesschulraths übertragen.

Die Ausführungen von der Gegenseite leuchteten freilich dieser Loyalität hinter
die Maske. Zuerst erhob sich Dr. Rautenkranz, um Schritt für Schritt zu zeigen,
daß der Ausschußentwurf von staatlichem Einfluß nur den Schein übriglasse, dem
Episcopate die Schulwache bis zur Lahmlegung jeder Thätigkeit überantworte und
das concordatliche Monopol der Kirche noch mehr befestigen wolle. Er und seine
Gesinnungsgenossen würden keinen Stein zur Ausführung der Barricade tragen, die
man gegen ein von der Krone sanctionirtes Gesetz zu errichten beabsichtige.

Greuter meinte dagegen, daß der von den Clericalen eingeschlagene Weg eben
der rechte sei. Er berief sich auf Plato, Sokrates, Plinius und Plutarch, um zu
beweisen, daß schon die alten Heiden die Kirche von der Erziehung nicht ausge-
schlossen hätten: Quintilian habe die Eltern ermahnt, ut vligorent xriroextoi'on
8"not,issimum. Der Hauptirrthum bestehe darin, daß, "der fortgeschrittene Liberalis¬
mus" die göttliche Autorität der Kirche leugne, da es doch ihr allein zukomme, die
ewige, unfehlbare und unveränderliche Wahrheit für alle kommenden Geschlechter zu
hüten. Der liberale Staat wolle eben mit der Kirche reinen Tisch machen, wie bei
der Ehe so bei der Schule, und schon der Jugend "politischen Pantheismus" und
furchtbaren Socialismus einimpfen. Dagegen hätten selbst die französischen Republikaner
im Jahre 1860 Front gemacht Frieden geschlossen mit dem katholischen Gewissen, und
"die Freiheit des Unterrichts" auf der ganzen Linie ausgerufen. Die Seele des
Kindes sei ein zu heiliger Altar, "um darauf seine ganze Zukunft, wie auf dem
""Judenstein"", mit dem Messer des Jndifferentismus abzuschlachten." Das katho¬
lische Volk in Tirol werde nie und nimmer zu jenen Grundsätzen der Freiheit ein
Vertrauen fassen, nach denen man die Schule organisiren wolle.

Dr. Wildauer verwies nun auf den inneren Widerspruch, in den sich ein so
maßloser Uebergriff in die Rechte des Staates verwickle. Warum man denn nicht
auch in das Herrenhaus, den Ministerrath, das kaiserliche Cabinet die Bischöfe mit
einem absoluten Veto zur Wahrung des katholischen Charakters einführe? Ob denn
wirklich ein Mitglied der Akademie der Wissenschaften der Intelligenz eines Doch
anraten im abgelegensten Winkel Tirols nothwendig nachstehe?

Auch Professor Harum ließ sich mit einigen Bemerkungen hören. Die Vorlage
des Ausschusses erinnere ihn an den König Nehadeam, der sein Volk, das ihn um
Erleichterung der Bürde bat, mit Scorpionen zu züchtigen drohte, während sein
Vater Salomon es nur mit Geißeln heimgesucht. Er befürchtete aber darum keinen
Abfall, denn jener der zehn Stämme Israels hätte sich zu einer Zeit ereignet,
als man die "wahre Freiheit" nicht kannte. Dem Monsignor Greuter warf er
hin, daß er von ihm die Uebersetzung des Wortes "sanettssimum" mit "der Hoch-


des Systems, ihm sollte die Komödie mit den katholischen Volksversammlungen auch
die Wünsche des Volkes entgegenbringen.

Der gelehrte Geschichtsprofessvr an der wiener Universität, Pater Albert Jäger,
griff als Berichterstatter auf die Entstehung des Volksunterrichtes, der ein Institut
der Kirche gewesen, zurück; als kirchliches Institut hätten selbst die protestantischen
Landesfürsten die Volksschule gewahrt, bis Rousseau und die Revolution sie am
Ende des vorigen Jahrhunderts als ausschließliche Staatsanstalt im Anspruch
genommen. Ihrer Natur nach eine Hilfsanstalt der Eltern zur Erziehung ihrer
Kinder, dürfe sie nicht verwelkliche, nicht von der katholischen Kirche getrennt werden.
In diesem Sinne habe sich selbst der Unterrichtsminister v. Hafner am 2. April
d, I. im Abgeordnetenhause ausgesprochen und erklärt: in der Volksschule lasse sich
die religiös-sittliche Erziehung nicht vom Religionsunterrichte trennen. Die Regierungs¬
vorlage habe demgemäß entgegen dem Principe der Trennung der Schule von der
Kirche die Geistlichen noch wie durch ein Hinterpförtchen in den Schulrath eingelassen.
Auch stehe der Entwurf des Ausschusses um so mehr „auf dem Boden des Gesetzes",
als dieses den Landtagen die Zusammensetzung und Einrichtung des Orts-, Bezirks¬
und Landesschulraths übertragen.

Die Ausführungen von der Gegenseite leuchteten freilich dieser Loyalität hinter
die Maske. Zuerst erhob sich Dr. Rautenkranz, um Schritt für Schritt zu zeigen,
daß der Ausschußentwurf von staatlichem Einfluß nur den Schein übriglasse, dem
Episcopate die Schulwache bis zur Lahmlegung jeder Thätigkeit überantworte und
das concordatliche Monopol der Kirche noch mehr befestigen wolle. Er und seine
Gesinnungsgenossen würden keinen Stein zur Ausführung der Barricade tragen, die
man gegen ein von der Krone sanctionirtes Gesetz zu errichten beabsichtige.

Greuter meinte dagegen, daß der von den Clericalen eingeschlagene Weg eben
der rechte sei. Er berief sich auf Plato, Sokrates, Plinius und Plutarch, um zu
beweisen, daß schon die alten Heiden die Kirche von der Erziehung nicht ausge-
schlossen hätten: Quintilian habe die Eltern ermahnt, ut vligorent xriroextoi'on
8»not,issimum. Der Hauptirrthum bestehe darin, daß, „der fortgeschrittene Liberalis¬
mus" die göttliche Autorität der Kirche leugne, da es doch ihr allein zukomme, die
ewige, unfehlbare und unveränderliche Wahrheit für alle kommenden Geschlechter zu
hüten. Der liberale Staat wolle eben mit der Kirche reinen Tisch machen, wie bei
der Ehe so bei der Schule, und schon der Jugend „politischen Pantheismus" und
furchtbaren Socialismus einimpfen. Dagegen hätten selbst die französischen Republikaner
im Jahre 1860 Front gemacht Frieden geschlossen mit dem katholischen Gewissen, und
„die Freiheit des Unterrichts" auf der ganzen Linie ausgerufen. Die Seele des
Kindes sei ein zu heiliger Altar, „um darauf seine ganze Zukunft, wie auf dem
„„Judenstein"", mit dem Messer des Jndifferentismus abzuschlachten." Das katho¬
lische Volk in Tirol werde nie und nimmer zu jenen Grundsätzen der Freiheit ein
Vertrauen fassen, nach denen man die Schule organisiren wolle.

Dr. Wildauer verwies nun auf den inneren Widerspruch, in den sich ein so
maßloser Uebergriff in die Rechte des Staates verwickle. Warum man denn nicht
auch in das Herrenhaus, den Ministerrath, das kaiserliche Cabinet die Bischöfe mit
einem absoluten Veto zur Wahrung des katholischen Charakters einführe? Ob denn
wirklich ein Mitglied der Akademie der Wissenschaften der Intelligenz eines Doch
anraten im abgelegensten Winkel Tirols nothwendig nachstehe?

Auch Professor Harum ließ sich mit einigen Bemerkungen hören. Die Vorlage
des Ausschusses erinnere ihn an den König Nehadeam, der sein Volk, das ihn um
Erleichterung der Bürde bat, mit Scorpionen zu züchtigen drohte, während sein
Vater Salomon es nur mit Geißeln heimgesucht. Er befürchtete aber darum keinen
Abfall, denn jener der zehn Stämme Israels hätte sich zu einer Zeit ereignet,
als man die „wahre Freiheit" nicht kannte. Dem Monsignor Greuter warf er
hin, daß er von ihm die Uebersetzung des Wortes „sanettssimum" mit „der Hoch-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/89>, abgerufen am 28.09.2024.